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26.11.05 / Gebrochene Lebensläufe / Koreanisches Meisterwerk erstmals in deutscher Sprache erhältlich

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. November 2005

Gebrochene Lebensläufe
Koreanisches Meisterwerk erstmals in deutscher Sprache erhältlich

Bei dem Roman "Die Geschichte des Herrn Han" handelt es sich um die Lebensgeschichte des Han Yongdok, eines nordkoreanischen Arztes, der aufgrund des Krieges sowie der Folgen der Teilung seines Landes und der Bevölkerung erst seine Familie und letzten Endes dann auch seinen Lebensmut verliert.

Als einer der bedeutendsten Romane der koreanischen Literatur des 20. Jahrhunderts hält der 1970 veröffentlichte Roman, der nun erstmals auf Deutsch erschienen ist, wesentlich mehr, als das äußerlich schmale dezente Büchlein dem Leser zunächst verspricht.

"Das alte Haus, das während der Kolonialzeit einem Japaner gehört hatte, teilten sich vier Familien. Hätte es nur einer einzigen gehört, es wäre sicher eines der größten Einfamilienhäuser in der kleinen Provinzstadt gewesen. Doch im Laufe der Zeit waren die Wohnungen separat weiterverkauft worden. Seit über zwanzig Jahren lebte man hier nun in ärmlichen Verhältnissen, die denen eines Flüchtlingslagers glichen."

Eines der Zimmer wird von dem alten einsamen Herrn Han bewohnt. Als dieser im April 1968 verstirbt, geht es den anderen selbstsüchtigen Hausbewohnern vorrangig darum, wer Anspruch auf das Zimmer des Alten haben könnte.

Erst als zu seiner Beerdigung tatsächlich ein guter alter Freund und die Schwester des verstorbenen Herrn Han auftauchen, beginnen sich die egoistischen Hausbewohner nach seiner Herkunft zu fragen.

Hwang Sok-yong erzählt die ergreifende Geschichte des Han Yongdok, der sich im Koreakrieg als Arzt der Gynäkologie dem Verbot widersetzt, auch Patienten aus dem Volk zu behandeln.

Als er durch Zufall um Haaresbreite der Todesstrafe entgehen kann, bleibt für ihn nur noch die Flucht über den eisigen Fluß Daedong nach Südkorea.

Doch auch dort wird sein ausgeprägter Hang zur Ehrlich- und Gerechtigkeit ihm nur Unglück bringen. Am Ende landet Han, von seinen eigenen Arbeitskollegen als nordkoreanischer Spitzel denunziert, im Gefängnis.

Nach Jahren gelingt es seiner Schwester und einem alten Freund aus Pjöngjang seine Freilassung zu erwirken. Doch Han ist bereits ein gebrochener Mann.

Bar jeder Chance, beruflich und privat wieder Fuß zu fassen, ergibt er sich willenlos in sein Schicksal, das Schicksal eines armen einsamen Mannes.

Ergreifende Geschichte über die Auswirkungen des geteilten Landes auf die Menschen und ihre gebrochenen Lebensläufe. A. Ney

Hwang Sok-yong: "Die Geschichte des Herrn Han", dtv premium, München 2005, 136 Seiten, 12 Euro


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