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26.11.05 / "Sei mir gesegnet, liebliche Heimat" / Engelbert Kutschera singt Franz Schuberts "Schwanengesang" auf CD

© Preußische Allgemeine Zeitung / 26. November 2005

"Sei mir gesegnet, liebliche Heimat"
Engelbert Kutschera singt Franz Schuberts "Schwanengesang" auf CD

Wenn 60 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges an Zerstörungen, Vertreibungen sowie in besonderer Weise an die unzähligen Opfer gedacht wird, bietet dieses auch Anlaß, einen Bezug zu musikalischen Tondokumenten des Komponisten Franz Schubert aufzuzeigen.

Franz Schuberts Wurzeln sind väterlicher- und mütterlicherseits in Schlesien zu finden. Während der Vater, Franz Theodor, geboren in Neudorf-Alt im Altvatergebirge, nach Beendigung seines Studiums am Jesuitenstift in Brünn als Junglehrer eine Anstellung in Wien gefunden hatte, war die Mutter, Elisabeth Vietz, im Jahre 1772 mit den Eltern und Geschwistern nach kriegerischen Wirren und daraus folgender Verarmung von Zuckmantel im Altvatergebirge geflohen; ihre Mutter verstarb bereits auf der Flucht an unbekanntem Ort, ihr Vater kurz nach der Ankunft in Wien. Franz Schuberts Mutter und deren Geschwister mußten sich in Wien zunächst kümmerlich durchbringen. Ein gütiges Schicksal wollte es, daß Franz Theodor Schubert und Elisabeth Vietz sich in Wien begegneten, im Jahre 1785 heirateten und aus dieser Verbindung im Jahre 1797 der später so berühmte Sohn Franz hervorging.

Die in der letzten Lebensphase von Franz Schubert entstandenen Liedvertonungen hat nach seinem frühen Tode sein Bruder Ferdinand veröffentlicht und mit "Schwanen-Gesang" überschrieben. Es sollte damit deutlich gemacht werden, daß es sich um Schuberts letzte Lieder handelt. Zu dem 14 Kompositionen umfassenden Zyklus zählt auch das Lied "In der Ferne / Wehe dem Fliehenden", das besondere Erwähnung verdient, da es als Nachklang auf die Fluchtschilderungen der Mutter Franz Schuberts gewertet werden darf und es auch für viele im zurückliegenden Jahrhundert aus der Heimat Vertriebenene eine tiefe Bedeutung hat.

Nun haben der aus Schlesien stammende, international renommierte Opern-, Konzert- und Liedsänger Engelbert Kutschera, und der zur Weltelite zählende Liedbegleiter, exzellente Schubertkenner und Musikwissenschaftler Professor Graham Johnson, London, Franz Schuberts "Schwanengesang" nach Texten von Ludwig Rellstab, Heinrich Heine und Johann Gabriel Seidl, auf einer CD herausgebracht. Die Aufnahmen zeichnen sich durch eine hohe Interpretationsdichte aus. Engelbert Kutschera und Graham Johnson vermitteln ein zutiefst faszinierendes und ergreifendes Hörbild in außergewöhnlicher künstlerischer Übereinstimmung.

Ergänzend zum "Schwanengesang" sind weitere sechs Schubert-Lieder auf der CD zu hören; sie zählen zu den kostbarsten Perlen der Musikliteratur. Zunächst sind es zwei Goethe-Lieder, der hochdramatische zupackende "Erl-könig", fulminant vorgetragen, und der "Musensohn", in einem genialen Zeitmaß musiziert, wie man ihn selten zu hören bekommt.

Es folgen zwei Lieder nach Gedichten von Schiller: "Der Alpenjäger" und "Hoffnung". "Der Alpenjäger", eine weitschweifende Ballade, gibt dem Sänger und Pianisten Gelegenheit zum vortrefflichsten Vortrag. "Hoffnung", eingebettet in eine schwelgerische Melodie, wird sängerisch und pianistisch in wundervoller Einheit dargeboten. Mit dem dann zu hörenden "Im Abendrot" hat Franz Schubert eines der schönsten und innigsten Lieder vertont. Der Textdichter ist der bedeutende pommersche Lyriker Karl Gottlieb Lappe. Klangliche Erfüllung und beseelter Vortrag zeichnen es aus.

Das Schlußlied "Auf der Riesenkoppe", nach einem Gedicht von Theodor Körner, hat Franz Schubert möglicherweise seinen Vorfahren in Österreich-Schlesien gewidmet. Die Schlußpassage mit "Sei mir gesegnet, hier in der Ferne, liebliche Heimat! Sei mir gesegnet, Land meiner Träume" klingt nahezu wie eine Hymne.

In dem aufwendig gestalteten, 32 Seiten umfassenden CD-Beiheft erfährt der interessierte Leser mehr über den Komponisten und seine schlesischen Vorfahren. Ebenfalls kann im CD-Beiheft zu den Textdichtern, Liedern und Interpreten Interessantes nachgelesen werden. Die CD "Schwanengesang und ausgewählte Lieder" von Franz Schubert, auch die CDs "Winterreise" und "Die schöne Müllerin" von Franz Schubert, mit Engelbert Kutschera, können beim Preußischen Mediendienst zum Preis von 16,40 Euro pro CD erworben werden. pm


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