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03.12.05 / Oberflächlich / Deutsche nicht an echter Kultur interessiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Dezember 2005

Oberflächlich
Deutsche nicht an echter Kultur interessiert
von Silke Osman

Ich will Spaß, ich will Spaß", trällerte Markus zur Hochzeit der Neuen Deutschen Welle auf fast allen Rundfunkkanälen. Vielen Deutschen von heute ist dieses Bekenntnis aus den 80er Jahren aus der Seele gesprochen, erwarten sie doch von einem Kulturangebot nichts mehr als Unterhaltung, Spaß und Action. Von Bildung oder Erziehung ist gar keine Rede. Das ergab eine vom Bonner Zentrum für Kulturforschung in Auftrag gegebene Umfrage unter 2035 Personen ab 14 Jahren über ihre kulturellen Freizeitaktivitäten. Partner dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Umfrage war die Deutsche Orchestervereinigung. Somit lag ein Schwerpunkt der Befragung naturgemäß auf Opern- und Konzertbesuchen.

41 Prozent der Befragten verstehen unter Kultur nur musikalische Darbietungen, Film und Theater konnten ebenso viele Prozentpunkte verbuchen. Erstaunlich: Etwa zwei Drittel der Befragten haben nie eine Oper, Operette, eine Theateraufführung sowie Veranstaltungen mit bildender Kunst oder Literatur besucht. Musicals (42 Prozent) und Ausstellungen (17 Prozent) schossen den Vogel in der Beliebtheitsskala ab. Im Vergleich mit älteren Erhebungen sieht man, daß sich die Zahl der bis zu 40jährigen, die wenigstens einmal im Jahr die Oper besuchten, seit 1965 mehr als halbiert hat.

Das mag nicht zuletzt auch am Angebot liegen. So ziehen Theaterbesucher bei Klassikern wie Schiller historische Darstellungen dem experimentellen Regietheater vor. Was für Sprechbühnen gilt, wird bei der Oper kaum anders sein, zumal sich manche Regisseure bei wundervollen klassischen Kompositionen oftmals zu hahnebüchenen Inszenierungen hinreißen lassen. Kein Wunder, wenn der Musikfreund das Musical (30 Prozent) der Oper (zehn Prozent) schließlich vorzieht. Action, Spaß und Atmosphäre sind da mit Sicherheit angesagt. Und die Themenvielfalt ist schier grenzenlos - von Vampiren bis zu schnaufenden Eisenbahnen, von den legendären Katzen bis hin zur Tierwelt Afrikas reicht die derzeitige Palette.

Kultur als Staatsziel im Grundgesetzt festzuschreiben, wie von einigen streitbaren Geistern der neuen Regierung gefordert, interessiert die meisten Bundesbürger nicht. Und so bleibt Kultur einer schmalen Schicht vorbehalten, die sich den klassischen Künsten widmet. Wie einst im Weimar Goethes und Schillers, als eine Avantgarde die Kultur pflegte. Ganz verzichten will man aber dann doch nicht auf Kultur, und so befürworten 75 Prozent aller Deutschen den Einsatz von Steuergeldern, wenn es gilt, klassische Künste zu subventionieren. Kultur im Reservat sozusagen, daß sie nicht zerstört werde von den Auswüchsen der Spaßgesellschaft.


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