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10.12.05 / Verbrechen beim Namen nennen / Alfred M. de Zayas über unmenschliche Vertreibung der Ostdeutschen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Dezember 2005

Verbrechen beim Namen nennen
Alfred M. de Zayas über unmenschliche Vertreibung der Ostdeutschen

Vor fünf Jahren erregte ein US-Wissenschaftler großes Aufsehen mit seinem Werk über die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten. In der jetzt auch in deutscher Sprache erschienenen, aktualisierten Fassung unter dem Titel „Die Nemesis von Potsdam“ untersucht der Autor Alfred M. de Zayas vor allem die Rolle der westlichen Alliierten. Hatten sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges einen Unterschied zwischen Hitler und dem deutschen Volk gemacht, so ging es ihnen nach Bekanntwerden der KZ-Greuel „kaum noch um Gerechtigkeit oder gar Befreiung, sondern schlechthin um Vergeltung“.

Über der Potsdamer Konferenz schwebte dann auch Nemesis (wie schon der Titel des Buches sagt), die griechische Rache-Göttin: Artikel XIII des Protokolls enthielt die erste offizielle Zustimmung des Westens zur Umsiedlung der Deutschen – doch war sie keineswegs ein Blankoscheck! Wurden die osteuropäischen Länder doch zu einer „geregelten und humanen“ Durchführung verpflichtet. Tatsache ist, daß die Vertreibung rund 15 Millionen Menschen betraf, zwei Millionen überlebten sie nicht. Sehr offen und direkt stellt der Autor die Frage: „Wie groß ist hier die Verantwortung der westlichen Demokratien? War ihre Beteiligung überhaupt mit demokratischen und humanitären Grundsätzen vereinbar? Und wenn die Alliierten die Nationalsozialisten wegen ihrer un-menschlichen Methoden be-kämpften – durften sie dann selbst deren Methoden als Vergeltung anwenden?“ Sie seien für all die Not, das Elend, den Tod der Menschen aus dem deutschen Osten letztlich mitverantwortlich. Indes gelte das nur begrenzt: Sowohl aus britischen als auch aus amerikanischen Dokumenten gehe hervor, daß die Umsiedlungen auf ein Mindestmaß begrenzt und diese erst mehrere Monate nach Kriegsende begonnen werden sollten.

Zu den Methoden, mit denen Stalin den Westen zur Einwilligung in die Oder-Neiße-Linie überredete, gehörte die absichtlich unwahre Behauptung, es gebe dort keine Deutschen mehr – während es tatsächlich fünf Millionen waren! Schon auf der Teheran-Konferenz betonte Stalin, die UdSSR werde den 1939 annektierten Teil der Republik Polen behalten; die West-Alliierten sahen sich daraufhin verpflichtet, Polen eine Art Ausgleich zu verschaffen – auf Kosten Deutschlands. In der Tschechoslowakei hatten die über drei Millionen Sudetendeutschen nie ein wahres Selbstbestimmungsrecht. Schon am Ende des Ersten Weltkrieges hatte Benesch ihre Vertreibung gewollt. Das Buch resümiert dann auch: „Die Nazi-Verbrechen waren nicht Ursache der Vertreibung. Sie wurden aber zur nachträglichen Rechtfertigung instrumentalisiert.“

Nur ein aufrichtiger Umgang mit der Geschichte könne eine bessere Zukunft für die Europäer garantieren. In Warschau, Prag, Budapest, auch gerade in Moskau, aber ebenfalls in London und Washington, so fordert der Autor, solle man sich eigentlich „den menschenrechtlichen Geboten fügen, die Vertreibung der Deutschen als ein Verbrechen beim Namen nennen und sich davon moralisch distanzieren“. F.-W. Schlomann

Alfred de Zayas: „Die Nemesis von Potsdam“, Herbig Verlag, München 2005, geb., 415 Seiten, 24,90 Euro


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