© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Dezember 2005

Pferd und Flugzeug
"Einzug der Technik" zeigt eindrucksvolle Fotos

Der Foto-graf Karl Eschendorf wurde 1900 in Rostock geboren. Schon früh war der ausgebildete Schiffsbauingenieur von der sich rasant entwickelnden Technik begeistert. Ob die Entwicklung in der Schiffahrt, Automobilindustrie, Landwirtschaft oder Luftfahrt; der passionierte Fotograf hielt schon früh die Entwicklung in Mecklenburg mit seiner Spiegelreflexkamera fest, machte seine Leidenschaft 1925 sogar zum Beruf. Aus diesem Erbe schöpft nun sein Sohn Wolfhard, ebenfalls Fotograf, der den Nachlaß seines 1947 an Kriegsfolgen verstorbenen Vaters Stück für Stück der Öffentlichkeit zugänglich macht.

„Einzug der Technik“ enthält wirkungskräftige Fotos, die einen Eindruck von dem rasanten technischen Wandel in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts vermitteln. Der Begleittext von Kathrin Möller gibt interessante Informationen, inwieweit die technische Entwicklung voranschritt und wie sie von der Bevölkerung angenommen wurde. Hierbei hat die Mitarbeiterin des Technischen Landesmuseums Mecklenburg-Vorpommern mündliche Überlieferungen ausgesucht. „Wenn wi unruhige Tieden kriegen, geiht dat up de Meihmaschinen an ihrsten los“, zitiert sie einen Tagelöhner, der darauf hinweist, daß die Landbevölkerung Angst hatte, daß ihnen die neuen Mähmaschinen die Arbeit wegnähmen und sie dadurch hungern müßten. Sollte dieser Fall eintreten, wäre ein Sturm auf die Maschinen und deren Zerstörung die Folge.

Aber auch amüsante Anekdoten versüßen die Lektüre. „Ein Motorwagen, der erste seiner Art in Schwerin, hat in den letzten Tagen die Aufmerksamkeit der Passanten erregt“, meldete beispielsweise der „Rostocker Anzeiger“ am 12. April 1898, aber auch von ersten Autounfällen ist die Rede oder von einer neuerrichteten Tankstelle – reetgedeckt, also leicht entflammbar. R. B.

Karl Eschenburg: „Einzug der Technik“, Hirnstorf, Rostock 2005, kartoniert, 78 Seiten, 12,90 Euro