29.03.2024

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10.12.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Dezember 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

wieder sollen wir einmal die letzte, wirklich die allerletzte Hoffnungsstation sein, denn es wurden bisher alle Suchorganisationen bemüht, die zur Klärung dieses Falles beitragen könnten. Jetzt hat sich Freifrau Elisabeth von Massenbach auf einen guten Rat hin – anscheinend aus unserem Leserkreis – an uns gewandt, und ich habe ihr versprochen, daß wir ihre Suchfrage bringen werden, obgleich ich wenig Hoffnung habe. Denn ihr Vater, um den es sich handelt, wird seit den letzten Kämpfen bei Danzig Ende März 1945 vermißt. Nie hat sich eine Spur ergeben, ob er verwundet wurde, in Gefangenschaft geriet, wo und wie er den Tod fand. Ein bereits 1976 erstelltes Gutachten des DRK bestätigt das erfolglose Bemühen der Suchstellen um das Schicksal des Verschollenen, des Landwirtes Josef Mayr aus Forstinning, Kreis Ebersberg, * 19. März 1911, Obergefreiter des 13. Grenadier-Reg. 109 der 35. Infanterie-Division, vermißt seit Anfang April 1945. Es wurden alle erreichbaren Heimkehrer befragt, von denen angenommen wurde, daß sie mit dem Verschollenen zuletzt zusammengewesen waren. Ferner wurden von allen Vermißtensuchstellen Informationen eingeholt und die Möglichkeit überprüft, daß der Gesuchte in Gefangenschaft geriet. Das Ergebnis aller Nachforschungen führte zu dem Schluß, daß Josef Mayr mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen, die von Anfang März bis Anfang April 1945 bei Danzig geführt wurden, gefallen ist. Am 27. Juni 1957 wurde Josef Mayer für tot erklärt.

Durch diese sehr eingehend geführten Suchaktionen in der Nachkriegszeit sind genaue Unterlagen über die Einheiten und Kampfabläufe vorhanden. Deshalb werden wir sie hier schildern, weil vielleicht ehemalige Kameraden noch weitere Auskünfte über diese geben könnten. Ob aber noch jemand lebt, der sich an den Obergefreiten Josef Mayr erinnert, das wage ich zu bezweifeln, denn diese letzten Kämpfe verlangten einen hohen Blutzoll. Die deutsche 35. Infanterie-Division wurde, zusammen mit Soldaten verschiedener anderer Truppenteile, Volkssturm und Alarmeinheiten, an der Küste und landeinwärts zur Verteidigung eingesetzt. Mitte März führte der Russe mehrere Angriffe in Richtung Gotenhafen, Zoppot und Danzig. Nach schweren Kämpfen befand sich nur noch ein schmaler Küstenstreifen in deutscher Hand. Der letzte Angriff traf vor allem die Teile der 35. Infanterie-Division, die zunächst Dirschau und Löblau verteidigte. Als am 30. März Danzig fiel, zogen sich Restgruppen der deutschen Einheiten zur Putziger Nehrung zurück und wurden zur Halbinsel Hela übergesetzt. Seit diesen Kämpfen werden zahlreiche Soldaten dieser Einheit vermißt. Nachforschungen haben ergeben, daß einige gefallen sind, andere haben bei Straßen- und Häuserkämpfen, durch Bombenangriffe oder auf See den Tod gefunden, oft unbemerkt von Kameraden. Josef Mayr wurde auch in keinem Kriegsgefangenlager gesehen, so daß anzunehmen ist, daß er bei diesen letzten Kämpfen gestorben ist. Von der WASt wurde mitgeteilt, daß der Obergefreite im Oktober 1944 eine neue Erkennungsmarke mit der Beschriftung – l71 – (persönl. Nummer) Ma. / I.E..B.61 erhielt. In den Listen der Einheit Feldpostnummer 24 272 – das war das 13. / Gren. Rgt. 109 – ist laut letzter Nachricht Josef Mayr nicht mehr verzeichnet. Im Beschluß zu seiner Todeserklärung wird aber diese aufgeführt. Als vermutlicher Sterbeort wird der Raum Bangschin-Danzig verzeichnet. Soweit die Unterlagen. Die Tochter des Vermißten ist noch immer um eine Aufklärung bemüht, deshalb unsere ausführlichen Angaben. Ob sie helfen, wenigstens eine kleine Spur zu finden – wir wollen es hoffen (Elisabeth Frfr. von Massenbach, Gondershauser Straße 37 in 80939 München, Telefon 0 89 / 3 22 89 59, Fax 0 89 / 32 36 92 91).

So, jetzt machen wir es aber kürzer, die Fragen sind auch nicht so schwerwiegend. Es geht wieder einmal um Ahnenforschung. Die Königsberger Familie Richelot gehört zu den Vorfahren von Herrn Pfarrer, Oberstudienrat Herbert Janssen aus Kevelaar. Sie geht zurück auf den aus Vouthon-Bas in Lothringen stammenden Claude Richelot, der Französischlehrer in Königsberg war und dort am 11. August 1809 verstarb. Sein Enkel war Dr. Julius Richelot, Professor für Mathematik an der Königsberger Albertina. Claude war verheiratet mit Anna-Barbara Tattin, * 1749, = 1794. Nun sucht Herr Janssen weitere Daten über das Ehepaar, das um 1777 geheiratet hat und ihre französischen Vorfahren. Leichter wird es sein, Angaben über die Tochter von Julius Richelot, Clara Kirchhoff geborene Richelot, = 1868, und ihren Ehemann, Prof. Gustav Kirchhoff, * 12 März 1824 in Königsberg, zu bekommen. Das Paar heiratete im Jahr 1857. Gibt es noch Nachfahren der genannten Familien, die Herrn Janssen bei seiner Ahnenforschung weiterhelfen können (Pfarrer, Oberstudienrat Herbert Janssen, Gelderner Straße 37 in 47623 Kevelaar, Telefon 028 32 / 24 00, Fax 0 28 32 / 24 30)?

Ein Gedicht wird wieder gesucht. Günter Neumann-Holbeck, Kirchspielvertreter von Balga, erinnert sich an ein plattdeutsches Poem, das sein Vater immer vortrug. Aber nur zwei Zeilen sind ihm im Gedächtnis geblieben, die etwa so lauten: „De Schulz on de Möller dranke Beer, vertellte sich Geschichte …“ Ich habe schon mein plattdeutsches Archiv durchgeforstet, habe es aber nicht gefunden, zumal die Suche schwierig ist, wenn nur zwei Zeilen angegeben sind. Aber sie dürften die Anfangszeilen des Poems sein, das vielleicht noch einigen Leserinnen und Lesern bekannt ist. Es könnte von Robert Johannes oder Wilhelm Reichermann stammen (Günter Neumann-Holbeck, Neugrabener Bahnhofstraße 71 in 21149 Hamburg).

Obwohl unser Landsmann Heinrich Ehlert aus Arnsberg auf seiner Homepage www.ostpreussen-humor.de eine große Anzahl Gedichte in heimischer Mundart aufweisen kann, muß er doch immer wieder bei Anfragen von Besuchern nach bestimmten Gedichten passen. Einmal konnten wir Herrn Ehlert schon helfen, vielleicht können wir es auch jetzt bei seiner Suche nach unbekannten Riemels wie dem von dem Bauern, der Ferkel gekauft hat und sie auf seinem Leiterwagen nach Hause schaffen will. Er hat anscheinend auf dem Markt zu viel gebechert, so daß er Schwierigkeiten mit dem Transport bekommt. Im Text soll es da heißen: „… Lang de Stallupöner Stroat … he wär’ so richtig engesoape …“ Es könnte sein, daß dieses Poem von Franz Nee stammt. Schwieriger ist es dann mit dem zweiten Gedicht, weil nicht einmal eine Textzeile vorhanden ist. Es soll sich um einen Familienausflug handeln und „vom Vadder mit’m Kinnerwagen“ handeln. Da kommen mir aber Zweifel auf. „Vadder“ ist nicht ostpreußisch – wir sagen „Voader“ –, und die wenigen Angaben weisen eher auf das in Norddeutschland sehr beliebte Poem „De Pingsttour“ des Hamburger Altmeisters Heinz Köllisch hin. Könnte mich irren, glaube es aber nicht. Vielleicht belehrt mich unsere Familie eines Besseren und findet die ostpreußische Version von dem Kinderwagen schiebenden „Voader“ (Heinrich Ehlert, Alter Soestweg 65 in 59821 Arnsberg).

Unser Landsmann Klaus-Josef Schwittay bat mich, seinen Wunsch zu wiederholen, da der Erfolg nach der Veröffentlichung im August ziemlich mager war, denn er erhielt auf seinen Suchwunsch nach alten Ostpreußenblatt-Jahrgängen lediglich 40 Folgen von 1956. Na, immerhin – aber Herr Schwittay sucht alle Jahrgänge des Ostpreußenblattes vom Beginn 1950 bis 1956, außerdem die Schriften des BdV „DOD – Deutscher Ostdienst“ von der ersten Nummer bis einschließlich Jahrgang 2004 – aber da kam überhaupt nuscht. Bitte, liebe Landslied, wer noch die genannten Jahrgänge besitzt und sie abgeben will, der schreibe an Herrn Klaus-Josef Schwittay, Fliederstraße 29 in 58566 Kierspe, Telefon (0 23 59) 60 01.

Und zum Schluß ein kleiner Erfolg, der Mut macht: Bei unserm Landsmann Helmuth Böhnke, der den Spuren seiner väterlichen Vorfahren nachgeht – von Mutters Seite ist alles klar –, meldete sich ein Leser, der Angaben über die früheren Wohnorte von Herrn Böhnkes Königsberger Verwandten machen konnte. Leider konnte der Angerufene – er ist immerhin auch schon 88 – Namen und Anschrift nicht so schnell notieren.

Eure Ruth Geede


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