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17.12.05 / "Zu den Sternen wollt ich" / Zum Tod von Professor Eike Funck

© Preußische Allgemeine Zeitung / 17. Dezember 2005

"Zu den Sternen wollt ich"
Zum Tod von Professor Eike Funck
von Silke Osman

Unvergessen, wie er den Arm leicht hob, um den Takt anzugeben, die Sänger mit einem Lächeln in den Augen aufforderte, ihr Lied anzustimmen. Unvergessen auch, das leichte Lächeln, wenn er zur Laute oder zur Gitarre griff, um sich seiner geliebten Musik innig zuzuwenden. Die Deutschlandtreffen der Landsmannschaft Ostpreußen in Köln, in Düsseldorf oder in Leipzig, die Sommerfeste im ostpreußischen Hohenstein, die Sing- und Musizierwochen des Arbeitskreises für Nordostdeutsche Musik e.V. auf Burg Ludwigstein oder in Duderstadt, die Volkslied-Seminare der Landsmannschaft Ostpreußen im Harz – ohne Eike Funck wären diese Veranstaltungen kaum denkbar gewesen. Nun aber ist das für viele Musikfreunde Unfaßbare geschehen: Eike Funck ist im Kampf mit einer schweren unheilbaren Krankheit unterlegen. Am 2. Dezember ist er „von uns ins Anderland gegangen“, wie es in der Todesanzeige der Familie heißt. „Zu den Sternen wollt’ ich wandern, in mein großes Vaterhaus. In dem Großen, in dem Ganzen ruht sich alles, alles aus ...“, zitiert die Familie Verse des Verstorbenen. „Hab’ gelebt für Licht und Liebe, hab’ gelebt für meine Kunst ...“

Am 7. Januar 1934 im ostpreußischen Labiau geboren, mußte Eike Funck mit seiner Mutter und drei Geschwistern über Hinterpommern und Mecklenburg in den Westen fliehen. Der Vater ist vermutlich bei der Verteidigung Königsbergs ums Leben gekommen und gilt seitdem als verschollen. – In Verden an der Aller besuchte Funck das humanistische Domgymnasium und studierte nach dem Abitur 1952 an der Pädagogischen Hochschule Bremen. Seine Abschlußarbeit war die Komposition einer Schuloper nach eigenen Texten: „Die sieben Musikanten“.

Schon früh zeigte sich sein Interesse für Geschichte und Musik. Mit seiner ersten (ge-schenkten) Gitarre begleitete er auf Schulfesten und Wanderfahrten. Diese Gitarre und auch eine Flöte, die er von seinem ersten Geld nach der Währungsreform erstanden hatte, waren bald ständige Begleiter auf langen Streifzügen durch die Natur. Wen wundert es, wenn diese Natureindrücke sich auch in den ersten eigenen Kompositionen niederschlugen?

Mit 21 Jahren ging der junge Ostpreuße als Musikerzieher an den Jugendhof Barsbüttel bei Hamburg, wo er führende Persönlichkeiten der Jugendmusikbewegung kennenlernte. 1957 folgte ein Studium in Hamburg – Gesang, Komposition, Musikwissenschaft und Geschichte standen auf dem Programm –, das er nach dem Examen 1960 in Köln fortsetzte, um sich im Spiel von Gitarre und Laute ausbilden zu lassen. Mit Auszeichnung bestand er anschließend 1963 die künstlerische Reifeprüfung.

Nächste Station war wieder Hamburg, wo Funck zunächst an Gymnasien unterrichtete – bis zu seiner Berufung 1967 an die Musikhochschule. Ihm ist es zu verdanken, daß dort – einmalig in Deutschland – ein Diplomstudiengang „Aufführungspraxis Alter Musik“ eingerichtet wurde. Die Musik alter Meister war es vor allem, die Eike Funck begeisterte; ihrer Erforschung widmete er sich eingehend, auch hat er historische Instrumente rekonstruiert. 1988 wurde er von der Landsmannschaft Ostpreußen für sein unermüdliches Wirken mit dem Kulturpreis für Musik ausgezeichnet.

Eike Funck lebte lange Jahre in Großhansdorf bei Hamburg. Seine besondere Liebe gehörte neben der Familie, seiner Frau Uta, den fünf Kindern und Schwiegerkindern und acht Enkeln, seiner ostpreußischen Heimat, die er erstmals nach der Flucht 1988 wiedersah. Seine Eindrücke fanden ihren Niederschlag in eigenen Kompositionen und in einfühlsamen Versen. Mit seiner CD „Zogen einst fünf wilde Schwäne – 24 der schönsten Lieder aus Ostpreußen“, seinem Liederbuch „Der wilde Schwan“ und der Herausgabe der Halbjahresschrift des Arbeitskreises Nordostdeutsche Musik e.V. hat Eike Funck weithin Zeichen gesetzt. Nun ist er angekommen in dem „großen Vaterhaus“. Die Musik- und Sangesfreunde werden seiner stets ehrend gedenken.

Schon früh an Musik interessiert

Musik, Familie und Ostpreußen

Ein Freund nicht nur der alten Klänge: Eike Funck


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