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24.12.05 / Vorbilder?

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Dezember 2005

Vorbilder?
von Harald Fourier

Es war hinterher nicht nur Stadtgespräch. Selbst schwedische Zeitungen berichteten im vergangenen Sommer über die Party der Popband "2Raumwohnung" in den Räumen der Bertelsmann-Stiftung. In der Hauptstadtrepräsentanz hatten sich seinerzeit rund 500 Personen zu einer Plattenvorstellung eingefunden.

Danach ging es feucht und fröhlich weiter. Bis in die Morgenstunden wurde ausgelassen gefeiert. "Schon am frühen Abend", hieß es in dem Schadensprotokoll, das auszugsweise vom "Spiegel" veröffentlicht wurde, hätten Gäste "Marihuana konsumiert". Abends drehten die Künstler und Partygänger richtig auf: Auf den Toiletten wurde gekokst, gegen Wände uriniert. Es waren "eindeutige Spuren des sexuellen Aktes zu sehen". Sex, Drugs & Rock'n Roll in den heiligen Hallen des weltweit bekanntesten deutschen Medienkonzerns.

Drogenkonsum gibt es natürlich auch anderswo im Land. Aber Berlin nimmt eine Vorreiterrolle ein. Der in dieser Woche vorgestellte Senats-Drogenbericht hat das abermals unterstrichen. Immer früher fangen Kinder mit dem Rauschgift an.

So raucht jeder vierte Schüler schon mit elf die erste Zigarette. Im Durchschnitt wird ab dreizehneinhalb gequalmt. Wenig später greifen die Pennäler auch zur Flasche. Ein Drittel der befragten Schüler der neunten und zehnten Klassen gab offen zu: "Ja, ich hatte in den letzten 30 Tagen mindestens einen Alkohol-Rausch."

Dann kommen "Koks" und Co.: 4,3 Prozent der Jungen (9. / 10. Klasse) antworteten auf die Frage nach den letzten 30 Tagen, sie hätten illegale Drogen (außer Marihuana) zu sich genommen. Von den Mädchen tun sich das nur 1,6 Prozent an. Das Lieblingsrauschmittel bleibt - laut Drogenbericht - jedoch Cannabis. 20,8 Prozent der Jungen und 14,8 Prozent der Mädchen griffen in den letzten vier Wochen zur "Tüte". Im Alter von 15 Jahren hat jeder Dritte schon einmal Cannabis konsumiert.

Nun ist jemand, der Drogen nimmt, nicht automatisch ein schlechter Mensch. Schließlich hat jeder das Recht, mit seinem Körper zu tun, was er will. Falsch ist es trotzdem. Und was besonders ärgerlich ist, ist die Tatsache, daß prominente Drogenkonsumenten den Mißbrauch regelrecht zelebrieren.

Gerade in der TV-Branche kokettieren viele (mehr oder weniger) Prominente mit ihrem Drogenkonsum (Kate Moss ließ sich sogar dabei filmen!). Das ist Ausdruck schlechten Stils, wenn man gleichzeitig im Rampenlicht steht, eine Vorbildfunktion ausfüllt. Das muß sich auch die Bertelsmann-Stiftung hinter die Ohren schreiben, schließlich heißt es in ihrer Selbstdarstellung: "Verantwortung für die Gesellschaft zu übernehmen, ist ... ein Thema, das jeden Einzelnen angeht."


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