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24.12.05 / In den Händen britischer Folterer / England hat Akten aus dem Zweiten Weltkrieg freigegeben, die die Behandlung deutscher Soldaten dokumentieren

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Dezember 2005

In den Händen britischer Folterer
England hat Akten aus dem Zweiten Weltkrieg freigegeben, die die Behandlung deutscher Soldaten dokumentieren
von Hans-Joachim von Leesen

Mit allen Anzeichen der Verblüffung veröffentlichten die bundesdeutschen Medien am letzten Wochenende vor Weihnachten eine von der britischen Zeitung "Guardian" übernommene Meldung, der zufolge in den Jahren nach Ende des Zweiten Weltkrieges die britischen Besatzungstruppen in Bad Nenndorf (bei Hannover) ein Lager unterhalten haben, in denen Deutsche gefoltert wurden, um sie zu erwünschten Aussagen zu zwingen. Angeblich seien erst jetzt in England entsprechende Akten und Dokumente freigegeben worden, aus denen die britische Folterpraxis hervorgehe.

Wer es in Deutschland wissen wollte, der hätte es längst erfahren können: Nach Kriegsende betrieb der militärische britische Geheimdienst ein Verhörzentrum in Bad Nenndorf, für das die "Controll Commission for Germany / British Element" zuständig war. Dort faßte man Deutsche zusammen, die für den britischen Nachrichtendienst von Interesse sein konnten.

Und sagten sie nicht wunschgemäß aus, wurden sie allen Arten der Folter ausgesetzt. Man entzog ihnen das Essen, ließ sie im Winter nackt in unbeheizten Räumen stehen, bis sie zusammenbrachen und sich die Zehen erfroren hatten, schlug sie unter Zuhilfenahme aller möglichen Prügelinstrumente zusammen, stellte ihnen nur mangelhafte Gefangenenkleidung zur Verfügung, schikanierte sie in jeder möglichen Weise.

Aus Angst, totgeschlagen zu werden, wagte es damals niemand, sich bei höherer Stellen zu beschweren. Es sollen Verhöre und Folter bis zum Tode des Delinquenten durchgeführt worden sein, doch gibt es darüber bisher in der Öffentlichkeit keine Unterlagen.

Schon 1948 erschienen in der Zeitschrift "Quick" erste Berichte über diese Vorgänge. Auch "Die Zeit", damals noch von ganz anderem Zuschnitt als heute, nahm sich des Themas an und prangerte diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit an.

Offiziell waren in diesem Geheimgefängnis der Briten sogenannte "war criminals" inhaftiert. Welcher Art diese "Verbrecher" waren, geht etwa hervor aus einem an die Öffentlichkeit gelangten britischen Bericht über den Häftling Karl Dankwort, der während des Krieges als Erster Sekretär an der deutschen Gesandtschaft in Stockholm tätig gewesen war.

Er soll "als Diplomat alter Schule" in der Stockholmer Gesellschaft und im internationalen diplomatischen Korps hohes Ansehen genossen haben. Nachdem er im Oktober 1945 von den Schweden in die britische Besatzungszone Deutschlands abgeschoben worden war, steckten ihn die Briten sofort in eines ihrer Internierungslager und von dort dann in das Folterlager Bad Nenndorf.

Was man aus Dankwort herauspressen wollte, ist bis heute nicht bekannt. Er wurde von den Briten mißhandelt, bis man ihn schließlich am 7. Oktober 1946 entlassen wollte. Das geschah aber nicht. Da er zuviel über die Vernehmungsmethoden wußte, saß er am 20. November 1946, der Tag, an dem offenbar der Bericht verfaßt worden war, immer noch im Lager. Wann er endlich die Freiheit bekam, geht aus dem Dokument nicht hervor.

Im Jahr 1990 wurde an der Philosophischen Fakultät der Universität Münster eine Doktorarbeit zum Thema "Umerziehung im Lager - Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands" eingereicht, in der Heiner Wember, heute Mitarbeiter vom ZDF und WDR, auch Einzelheiten über das Verhörzentrum in Bad Nenndorf mitteilte.

Es handelt sich keineswegs um eine revisionistische oder gar rechtsradikale Schrift; Wember war sehr einverstanden mit den Strafmaßnahmen der Sieger den Deutschen gegenüber, ja, er vertrat sogar die Meinung, daß viele zu gering bestraft worden seien.

Trotzdem konnte er an den Tatsachen in Bad Nenndorf nicht vorbeigehen. Schon vor 14 Jahren war diese Doktorarbeit als Buch erschienen, so daß jeder, der sich informieren wollte, dies auch konnte.

Kommandant des Bad Nenndorfer Lagers war Oberst Stevens, der sich an den Mißhandlungen beteiligte - was den Doktoranden Heiner Wember nicht daran hinderte, zu behaupten, die Quälereien seien "ohne Wissen vorgesetzter Stellen" geschehen. Es ist bezeugt, daß Oberst Stevens Gefangene schlug und ihnen im Winter befahl, die Kleidung abzulegen, die er dann mit Dreckwasser übergießen ließ.

Obwohl die Existenz des Lagers geheim war, drangen Informationen an die Öffentlichkeit. Die einzigen, die Zugang hatten, waren Geistliche. Wie auch in anderen Fällen, waren es auch hier katholische Seelsorger, die Informationen über Folter und Mißhandlungen an übergeordnete Stellen, in diesem Falle an den Bischof von Hildesheim, weiterleiteten, der sich an den englischen Kardinal Griffy wandte.

Der schaltete den Labour-Unterhausabgeordneten Stokes ein, der daraufhin am ersten Pfingsttag 1947 unangemeldet in dem Nenndorfer Lager erschien und sich selbst ein Bild von den Zuständen machte. Kurze Zeit später erschienen im Lager Kriminalbeamte von Scotland Yard. Das Lager wurde von Deutschland-Minister Lord Pakenham aufgelöst.

Im Frühjahr 1948 wurden in London der Kommandant Colonel Stevens, einige seiner Vernehmungsoffiziere und Wachen sowie der Lagerarzt angeklagt. Verurteilt wurde nur der Lagerarzt. Seine Strafe: Entlassung aus den Diensten der britischen Armee. Alle anderen Angeklagten wurden freigesprochen.

Bad Nenndorf war keineswegs das einzige von westalliierten Siegern unterhaltene Lager, in dem Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen wurden. Erinnert sei an die systematischen Folterungen von 72 Soldaten der Waffen-SS durch US-amerikanische Offiziere. Von ihnen sollte die Aussage erpreßt werden, sie hätten auf Befehl ihrer Kommandeure alliierte Kriegsgefangene in Malmedy ermordet.

Obwohl alle Angeklagten vor Gericht ihre Aussagen widerriefen mit Hinweis darauf, daß sie durch Folter erpreßt worden seien, wurden sie verurteilt, allein 43 von ihnen zum Tod durch den Strang.

Die energischen Bemühungen ihres US-amerikanischen Hauptanwalts, Colonel Everett und seiner deutschen Anwaltskollegen, Appelle der katholischen und evangelischen Kirche, der Einsatz des amerikanischen Senators Joseph R. McCarthy sowie - nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland - der ersten Bundesregierung erwirkten schließlich, daß alle Urteile ausgesetzt wurden.

Allerdings wurde verboten, die Schuldfrage zu stellen.

Eine unabhängige Untersuchung des Malmedy-Prozesses, der ganz offenkundig ausschließlich mit der Absicht geführt worden war, belastendes Material über die Waffen-SS zu beschaffen, damit sie im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß als "verbrecherische Organisation" verurteilt werden konnte, gibt es bis heute nicht.

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