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24.12.05 / "... damit Hilfe Flügel bekommt" / Hilfsorganisation "Luftfahrt ohne Grenzen" rettet pakistanische Erdbebenopfer

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Dezember 2005

"... damit Hilfe Flügel bekommt"
Hilfsorganisation "Luftfahrt ohne Grenzen" rettet pakistanische Erdbebenopfer
von Wolfgang Thüne

Kaum hatte in den Abendstunden ein mit 100 Tonnen Hilfsgütern für die Erdbe-benopfer in Pakistan beladener Jumbo den Luftraum über Frankfurt verlassen, da bebte im Nordosten Afghanistans wieder die Erde. Das der Frachtmaschine voraus geflogene ZDF-Team wurde durch die Erdstöße im weit entfernten Islamabad unsanft geweckt und flüchtete ins Freie. Mit solchen Überraschungen muß man leben, wenn die Natur Drehbücher schreibt!

Organisator dieser Hilfsaktion ist eine kleine aber schlagkräftige Hilfsorganisation namens "Luftfahrt ohne Grenzen e. V." mit Sitz am Flughafen der Mainmetropole. Ihr Präsident ist der Astronaut Dr. Ulf Merbold, der das Motto "... damit Hilfe Flügel bekommt" mit Leben erfüllt. Man kann "LOG", so das Kürzel, als die gemeinnützige Stiftung mit dem höchsten "SLV" oder "Spenden-Leistungs-Verhältnis" von über 90 Prozent bezeichnen.

Der symbolischen Verabschiedung des zweiten voll beladenen Jumbos wohnte nicht nur der Vorsitzende der Fraport AG, Dr. Wilhelm Bender, als Sponsor bei. Er dankte für das Engagement und fand es mehr als bemerkenswert, was von Deutschen bei den drei großen Naturkatastrophen an uneigennütziger Hilfe geleistet wurde. Erschienen waren der pakistanische Generalkonsul Burhanul Islam sowie die Internationale Botschafterin der SOS Kinderdörfer, Prinzessin Salimah Aga Khan. Aus Amerika angereist war Conrad Hilton III. als Repräsentant der Hilton-Stiftung. Diese hatte mit einer großzügigen Spende von 100000 US-Dollar den Flug ermöglicht.

In bewegenden Worten schilderte Generalkonsul Islam vor der Presse die dramatische Situation in Pakistan, gerade angesichts des einbrechenden Winters. Dann kein Dach über dem Kopf zu haben und zugleich in abgelegenen Bergregionen hungern zu müssen sei das schlimmste, was man sich vorstellen könne. Das Erdbeben habe 87000 Menschen das Leben genommen, darunter ein Drittel Kinder. Über zwei Millionen lebten in Notunterkünften. Dieser Situation sei die Hilfssendung angepaßt. Vizepräsident Frank Franke nannte dann auch alle Sponsoren, die den Jumbo mit Zelten, Decken, Kindernahrung und Wasser zu füllen halfen. Allein Milupa spendete 30 Tonnen Kindernahrung. Sie reiche, um 2000 Kinder für vier Monate mit Nahrung zu versorgen. Hochwertige Nahrungsergänzungsmittel steuerte die Gutschner Holding bei.

Auch das Wichtigste vergaß LOG nicht: die Logistik. Damit die Hilfsgüter auch schnell in die entlegenen und unwegsamen Bergregionen gelingen können, mußte ein Lufttransport organisiert werden. Diesen übernahm bereitwillig die Bundeswehr mit ihren vor Ort befindlichen Hubschraubern. Während der Pressevorstellung wurde ein Telefonkontakt zu Oberstleutnant Henne in Islamabad hergestellt, der versprach, sofort nach Landung des Jumbo die Hilfsgüter bis in die bis zu 2000 Meter hoch gelegenen Dörfer zu fliegen.

Dann wartete Conrad Hilton III. mit einer geradezu weihnachtlichen Überraschung auf. Er verwies auf die "Nächstenliebe als Primärtugend" als Leitspruch der Hilton-Stiftung und versprach, daß sie auch einen dritten Hilfsflug finanzieren und die Garantie übernehmen werde, daß wieder ein voller Jumbo abheben könne. Derweil brachten acht Kinder der Internationalen Schule in Oberursel im Taunus prallgefüllte Ruck-säcke in den Raum. Sie standen für 1500 Rucksäcke, die von den Schülern gesammelt wurden, um sie an eine Schule in Ravalpindi zu verschenken.

Nach Besichtigung des Jumbos beim Beladen waren sich alle Teilnehmer der Pressekonferenz darin einig, daß das ehrenamtliche Team von LOG Außergewöhnliches geleistet habe, obgleich die Katastrophenhilfe nicht zu deren Kernaufgabe gehöre. Diese bestehe darin, schwerstkranken Kindern zu helfen, entweder in Deutschland oder über deutsche Ärzte in ihrem Heimatland. Daher "Luftfahrt ohne Grenzen"!


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