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24.12.05 / Widerstand gegen den Weihnachtsmann / Auf der Suche nach Alternativen zur Nikolaus-Attrape in Film und Fernsehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Dezember 2005

Widerstand gegen den Weihnachtsmann
Auf der Suche nach Alternativen zur Nikolaus-Attrape in Film und Fernsehen
von Bernhard Knapstein

Aller Orten findet man seit Wochen rote Männer fassadenkletternd, schorn-steinguckend, türbewachend und vor allem schaufensterdekorierend vor. Der Weihnachtsmann, auch als "Santa Claus" daherschleichend, hat den Heiligen Nikolaus von Myra in der einst christlichen deutschen Gesellschaft verdrängt. Das katholische Bonifatiuswerk kämpft nun mit Internetseiten (www.weihnachtsmannfreie-zone.de), Aufklebern und Pressemitteilung um "Weihnachtsmannfreie Zonen". Mit deutlichen Worten wird das Hineinwachsen des Konsum anregenden, rotgewandeten Mannes in die Advents- und Weihnachtszeit gegeißelt. Der heilige Bischof von Myra "trägt keine Bommelmütze, sondern eine Mitra und einen Bischofsstab und er hängt auch nicht an Fenstern und Hausfassaden", wettert Prälat Clemens Kathke. Der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken steht in dieser Sache nicht allein. Auch ZDF-Moderator Peter Hahne findet deutliche Worte. "Der Weihnachtsmann ist ein Packesel der Konsumgesellschaft!"

Doch auch Spaßvögel haben von dem roten Kapitalismus-Opa, der neben dem Heiligen auch das Christkind ersetzt, genug und zeigen dies mit drastischen Gesten. So sieht man gelegentlich den Weihnachtsmann im Vorgarten eines Hauses sich in ein Klosett übergebend oder sogar vom Balkon am Galgen baumelnd. Besonders für Eltern ist es schwer, an der hochnotpeinlichen Nikolaus-Attrappe vorbeizukommen. Kinder werden in der Werbung, im Fernsehen und im Kino mit rührenden und soll-komischen Weihnachtsmanngeschichten überschüttet. Gerade die Filmindustrie hat maßgeblich zu der Verdrängung des christlichen Hintergrunds der Advents- und Weihnachtszeit beigetragen.

Aus den Vereinigten Staaten von Amerika erreichte im Jahr 2000 unsere Kinder "Der Grinch", ein grünfelliger Widerling, der das Weihnachtsfest von Who-Ville durch den Diebstahl restlos aller Geschenke ruiniert, um dann zu guter Letzt doch noch von einem Kind errettet zu werden. Das Monster bekommt ein großes Herz und bringt Who-Ville alle Geschenke zurück, nicht ohne einen ordentlichen Schuß Restbosheit. In den USA wurden auch all jene Filme produziert, die bei Amazon, einem der größten Internet-Versandbuchhandel, unter den ersten zehn Verkaufsschlagern der Weihnachtsfilme geführt werden. Darunter Klamotten wie "Santa Claus" 1 und 2 mit Tim Allen, die abgedrehte Kinderschreck-Schwarte "Kevin allein zu Haus" und der weihnachtsgestreßte Schwarzenegger in "Jingle all the way". Etwas harmonischer kam im Vorjahr die Computeranimation "Der Polarexpress" daher. Doch auch in diesem Zelluloidschinken geht es letztlich nur darum, daß dank Elfen und Weihnachtsmann alle Geschenke ihren Weg dorthin finden, wo man noch an den Weihnachtsmann glaubt. Zweifelnde Kinder werden zuvor noch im Schlafanzug mit dem Polarexpress-Zug zum Nordpol entführt und einer frostigen Gehirnwäsche unterzogen.

Die in diesen Filmen immer wieder thematisierte größte Gefahr für den Weihnachtsmann scheint überhaupt zu sein, wenn Kinder nicht mehr an ihn glauben. In "Santa Claus" reagiert die gesamten Elfenwelt tödlich entsetzt, als Schauspieler Tim Allen als designierter neuer Weihnachtsmann nicht an sich selbst und seine neue Rolle glauben möchte und ein kleiner Elf tränenrührendes "Dann wird der Geist der Weihnacht sterben!" von sich gibt. Wäre es doch nur so!

In diesem Jahr zieht die deutsche Filmbranche nach. Mario Adorf persönlich spielt in "Es ist ein Elch entsprungen" den Weihnachtsmann, dessen sprechender Geweihträger "Mr. Moose", bei einem Testflug die Kontrolle über den fliegenden Schlitten verliert und durch das Dach einer Familie kracht. Fortan will der Vermieter der Familie und passionierte Jäger den Elch zur Strecke bringen. Weihnachtsmann Adorf muß rettend eingreifen.

Weihnachtsfilme, die einen christlichen Hintergrund oder doch wenigstens einen historischen Hintergrund bieten, sind wahrlich rar geworden. Eine kleine Ausnahme scheint da - die leider englisch getitelte - Kinoneuheit "Merry Christmas" zu sein, die noch dazu einen wahren Hintergrund hat. Weihnachten 1914. An der Front tobt ein gnadenloser Krieg zwischen Deutschen, Schotten und Franzosen. Granaten und Bajonette bringen Tod und Verderben. Inmitten dieser Hölle erblüht ein kleines Weihnachtswunder. Die Waffen schweigen, Soldaten verlassen die Gräben und singen "Stille Nacht, heilige Nacht". Über mehrere Tage fällt kein Schuß, man tauscht sich aus, besucht sich sogar in den gegnerischen Schützengräben und erbitterte Feinde feiern auf dem blutdurchtränkten Schlachtfeld eine gemeinsame Messe. Ein Wunder halt, aber ein historisches!

Auch in den USA wird alljährlich eine Alternative zu den Weihnachtsmann-Streifen, ein Klassiker aus dem Jahre 1946, auf allen Kanälen ausgestrahlt. In "Ist das Leben nicht schön" verhilft George Bailey (James Stewart) einem Engel zu seinen Flügeln, in- dem er sich selbst vom Engel helfen läßt. Der flügellose Engel zeigt dem suizidgefährdeten Bailey was Schlechtes geschehen wäre, hätte er niemals gelebt. George muß erkennen, sein Leben hat einen von Gott gewollten Sinn. Am Schluß wird er, der selbst Bankrotte, von Menschen beschenkt, denen er stets freundlich und hilfsbereit gegenübergetreten ist.

Für jedermann ist nachvollziehbar, Liebe ist im irdischen Sinne keine Beziehung zwischen Weihnachtsmann und Kind, sondern zwischen Menschen. Selbst atheistische Julfest-Freunde müßten den Weihnachtsmann daher ablehnen. Für den Christen hat die Liebe noch eine weitere Dimension. Das, was in den Weihnachtsmann-Filmen die unpersönlichen Geschenkpakete vom Nordpol sind, wird hier als Akt der gelebten Nächstenliebe dargestellt.

Wer ein ambivalentes Verhältnis zu Weihnachten hat, der wird auch die alternativen Filme als Kitsch abtun. In einer Weihnachtswelt, in der die Geburt Christi und unsere Kultur von dem durch Industrie und Filmgeschäft gesponsorten Weihnachtsmann ins Substanzlose verdrängt werden wird, bleiben sie eine gute Alternative. Wer Filme gar nicht mag, der darf ruhigen Gewissens das Kino meiden und den Fernseher abgeschaltet lassen und auf das gute alte Buch zurückgreifen. Übrigens: Da gibt's so einen zweiteiligen Klassiker, der hat auch etwas mit Weihnachten zu tun. Hochspannend und knapp zweitausend Jahre jung ... 

! Besinnliche Festtage!


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