19.03.2024

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24.12.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Dezember 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

in dieser Ausgabe erscheint unsere Familie im Doppelpack: einmal als "Weihnachtsfamilie" und hier in unserer ständigen Kolumne sozusagen als "Alltagsfamilie" - wie gewohnt mit den neuesten Wünschen, damit diese nicht über die Feiertage "ablagern". Darum gleich losgelegt mit den Suchfragen von Brigitte Havertz aus Solingen. Da sie bereits vor einigen Jahren Hinweise zu ihrer ostpreußischen Sippe bekommen hat, hofft sie, daß auch diesmal unsere Leserinnen und Leser helfen können. Im Zug ihrer Familienforschung ist Frau Havertz auf vermißte Angehörige gestoßen, über die sie keinen endgültigen Verbleib feststellen konnte. Es handelt sich um die Schwester Emma ihres Großvaters Max Kowitz aus Sutzken (Sutzen), Kreis Gerdauen und deren Familie. Emma Sippli geborene Kowitz, * 6. Januar 1883 in Sutzken, war verheiratet mit dem Briefträger Johann Wilhelm Sippli, * 20. Januar 1879 in Angerau. Das Ehepaar wohnte 1939 in Nordenburg. Nach unbestätigten Informationen sollen Emma und Wilhelm Sippli 1945 in einem Lager bei Insterburg gewesen und dort verstorben sein. Vielleicht war jemand mit den Eheleuten zusammen und kann Auskunft über ihren Verbleib geben? Über ihren gemeinsamen Sohn Arthur Sippli, * 11. Juli 1914, ist so gut wie nichts bekannt. Nur, daß er 1939 in Berlin O 34, Prinzenstraße 12 gewohnt hat. Dagegen gibt es Klarheit über das Schicksal der Tochter des Ehepaares, Frieda Willig geborene Sippli, und über deren zweiten Sohn Egbert, * 4. November 1938 in Dresden. Über den ältesten Sohn Kurt, * 11. Juni 1932 in Königsberg, wohnhaft 1945 in Zoppot, Cecilienstraße 8-10, ist soviel bekannt, daß er den Krieg überlebt hat. Die Brüder haben sich 1958 in Darmstadt getroffen, dann verliert sich die Spur von Kurt Willig, nachdem er sich bei seinen Großeltern Willig in Köln gemeldet und diesen mitgeteilt hatte, daß er sehr krank sei und in das Krankenhaus müsse. Wahrscheinlich ist er dort gestorben, denn ein Antwortbrief kam zurück. Frau Havertz würde sich freuen, wenn sie über die Genannten etwas erfahren könnte (Brigitte Havertz, Burgtal 12 in 42659 Solingen, Telefon 02 12 / 2 44 15 64, E-Mail: Brigittehavertz@aol.com).

Unsere Leserin Ilsegret Böhm ist Übermittlerin einer Frage, die Jutta Böckel / Boekel stellt. Sie hat leider von ihrem verstorbenen Vater wenig von dessen Heimat erfahren können. So weiß sie nicht, welche Tätigkeit ihr Großvater auf dem Rittergut Warthen bei Haffstrom, Landkreis Königsberg ausgeübt hat. Ihr Vater war mit seiner Mutter noch nach dem Zusammenbruch in Ostpreußen geblieben, später fand sich dann die Familie in Niedersachsen zusammen. Frau Böckel hat mit den Großeltern nicht sprechen können, und ihr 1930 geborener Vater hat nur wenig von seiner schweren Jugendzeit erzählt. Gibt es noch ehemalige Bewohner von Warthen, das zur Gemeinde Wundlacken gehörte, die etwas über das Rittergut, das im Besitz der Fürstin zu Dohna-Schlobitten war, berichten können (Zuschriften an Ilsegret Böhm, Weidende 27 in 22395 Hamburg)?

Frau Susi Dahlke-von Terzi hat einige Fragen unterschiedlichster Art, wobei mich eine sehr berührt hat, und ich will sie vorwegnehmen, denn sie ist auch die persönlich schwerste Frage für unsere Leserin, denn sie betrifft nicht das Einst, sondern das Jetzt. Es geht um ihren Sohn Sven-Wulf, von dem die Familie seit Jahren nichts mehr gehört hat. Die zuletzt bekannte Anschrift stammte aus dem Großraum München. Frau Dahlke-von Terzi und ihre Tochter haben versucht, dort etwas in Erfahrung zu bringen, hatten aber keinen Erfolg. Die letzte Nachricht von ihm war eine Postkarte aus Jerusalem, die er vor etwa fünf Jahren an seine Schwester geschrieben hat. Dann kam nichts mehr. Es müßte schon ein Zufall sein, daß jemand aus unserm Leserkreis Sven-Wulf begegnet ist, aber ich habe gerne ihren Wunsch veröffentlicht. Wer Näheres erfahren will, wende sich bitte an die suchende Mutter, für die ich hoffe, daß sie endlich Gewißheit bekommt.

Aber nun zu einer weiteren Frage: Es war bei den Kämpfen um Groß-Berlin im Frühjahr 1945, als die damalige Flakhelferin ihr bis dahin sorgsam geführtes Tagebuch einem Kameraden von der Ortskommandantur Mittenwalde übergab. Er hieß Hermann Beimling, war im Zivilberuf Ingenieur bei der Deutschen Reichsbahn, wohnte mit seiner Familie im Bahnhof von Mittenwalde-Ost, hatte eine zwölfjährige Tochter Eva und einen Sohn, der als junger Offizier an der Front war. Frau Dahlke-von Terzi war nach Jahresbeginn von ihrer Flakstellung im Großraum Berlin über ihre höchste Dienststelle zur Ortskommandantur nach Mittenwalde beordert worden. Wegen der bedenklichen Lage hielt sie es für notwendig, ihr Tagebuch an einem vermeintlich sicheren Ort zu belassen, um es später, wenn die Lage es erlaubte, wieder zu holen. Sie erlaubte es nicht, denn die junge Frau mußte etliche Zeit bei unsern sogenannten "Befreiern" verbringen, um dann nach mehreren Stationen ins Schwabenländle entlassen zu werden. Erst viele Jahre später versuchte sie wieder Kontakt zu Hermann Beimling aufzunehmen, leider erhielt sie nie eine Antwort, weder von seiner Familie noch von ehemaligen Kameraden. "Wer kann mir zu meinem Tagebuch verhelfen?" fragt unsere Leserin. Das dürfte allerdings ein kaum erfüllbarer Wunsch sein, denn es ist ja schon fraglich, was aus der betreffenden Familie wurde. - Die dritte, von unserer Leserin gestellte Frage, werde ich versuchen, persönlich zu klären (Susi Dahlke-von Terzi, Siemens-Straße 26 in 71636 Ludwigsburg).

Unser Landsmann Alfred Stanschus stammt aus der Elchniederung, aus Schillgallen (Hochdünen). Seine Urgroßeltern Emil Stanschus und Wilhelmine geborene Paloks wohnten schon dort, sein Großvater, der Schlachter Emil David Stanschus wurde in Schillgallen geboren, ebenfalls sein Vater Otto Stanschus, der 1941 in Venekula/Estland fiel. Klar, daß die verlassene Heimat am Rußstrom noch immer bei dem heute in Gutach-Bleibach wohnenden Ostpreußen lebendig ist, vor allem in alten Aufnahmen. Und die sucht er weiter und bittet unsere Leserinnen und Leser um Fotos von Schillgallen (Hochdünen) und Umgebung. Er würde sich auch freuen, wenn sich Landsleute aus diesem Teil der Elchniederung bei ihm melden würden (Alfred Stanschus, Simonswälder Straße 83a in 79261 Gutach-Bleibach, Telefon 0 76 85 / 5 34, Fax 0 76 85 / 6 34, E-Mail: Astanschus@t-online.de).

Fotos sucht auch Gisela Rockhoff, und diesmal geht es um Aufnahmen aus dem alten Königsberg, genauer vom Unterhaberberg, wo sie 1934 im Haus Nr. 12d geboren wurde - eines der vier Häuser (12a-d), die zur Baptistenkirche gehörten. Nirgends konnte Frau Rockhoff bisher Aufnahmen von diesem Komplex finden. Sie selber hat ihn auch bei einem Besuch in der Heimatstadt nicht entdecken können, bleibt die Hoffnung, daß es irgendwo noch alte Fotos oder Filmaufnahmen gibt, immerhin handelt es sich ja um eine Kirche. Auch von der Moltke-Schule, von der es noch Fragmente geben soll, hätte sie gerne Abbildungen, und sie würde sich auch freuen, wenn sich ehemalige Mitschülerinnen - damals hieß sie Gisela Windszus - melden würden. Daß Frau Rockhoff große Hoffnungen auf unsere Zeitung setzt, hat schon seine Berechtigung, denn durch sie erlebte sie ein richtiges Wunder: 1953 fand ihre Tante, die nach der Flucht aus Königsberg in Lübeck wohnte, die Nichte in der damaligen DDR bei Dresden! Also: Von Wunder wollen wir nicht sprechen, wenn sich die gesuchten Aufnahmen finden sollten, aber doch von einer wundervollen Überraschung (Gisela Rockhoff, Oberer Hilding 51 in 46562 Voerde-Götterswickerhamm, Telefon 0 28 55 / 1 79 63).

Und jetzt hole ich das Anliegen von Rüdiger Sakuth aus Australien nach, den ich zwar in der letzen Ausgabe erwähnte, aber es war kein Platz mehr für das Bild, das er uns übersandte und zu dem er einige Fragen hat. Die Aufnahme zeigt den "Tilsiter Bahnhof im Kriegsjahr 1914/15" - so vermerkt auf der Rückseite. Herr Sakuth bat, das Bild zu veröffentlichen, denn vielleicht könnte jemand aus unserer Leserschaft etwas dazu sagen. Der gebürtige Tilsiter bekam es vor einigen Jahren von einer Tante geschenkt. Er selber war vor 14 Jahren in seiner Heimatstadt und konnte feststellen, daß - wenn der Bahnhof auch ganz anders aussieht - die auf dem Foto abgebildeten Gebäude noch zu erahnen sind. Herr Sakuth meint, daß die Abbildung von einer Postkarte stammen könnte, denn es ist der Platz für eine Briefmarke eingezeichnet. Vielleicht besitzt jemand noch diese oder eine ähnliche Postkarte, damit man das Fotoatelier ausmachen kann. Wer die abgebildeten Personen sind, das dürfte nach 90 Jahren allerdings nicht mehr festzustellen sein. Mit dieser Veröffentlichung haben wir aber unserm Landsmann einen kleinen Wunsch erfüllt und senden herzliche Weihnachtsgrüße nach Australien - wie überhaupt in alle Welt, wo Landsleute unsere "Ostpreußische Familie" lieben und lesen!

Und nun zu einer ganz anderen, sehr schwierigen Frage, die wenigstens einen Teilerfolg brachte. Ich war skeptisch, als ich den Wunsch von Walter Maus aus Hannover formulierte, ob überhaupt ein Echo kommen würde. Denn es ging um das Thema "Umschreibung von Wehrmachtsführerscheinen auf Zivilführerscheine" nach Kriegsende. Wie wurde diese in der Praxis gehandhabt? Das wollte Herr Maus wissen, konnte aber bisher nichts darüber erfahren. Die Veröffentlichung hatte immerhin eine erfreuliche Resonanz. Bei Herrn Maus meldeten sich mehrere ehemalige Soldaten, die ihre Erfahrungen einbringen konnten. Sie waren aber alle in britischer Kriegsgefangenschaft gewesen, hatten ihren Wehrmachtsführerschein noch im Besitz und ihn jeweils bald nach ihrer Entlassung umschreiben lassen, also noch vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Herr Maus sucht aber Spätheimkehrer, die nach 1950 entlassen wurden und ihren Wehrmachtsführerschein nicht mehr besaßen. Hat man auch ihnen den Zivilführerschein im Wege der Umschreibung ausgestellt oder mußte erst der Prozeßweg beschritten werden? Um diese Kernfrage geht es. Trotzdem hat sich Herr Maus über die Telefonate sehr gefreut, die - wie er meint - jeweils beide Seiten mit Zufriedenheit erfüllten, nicht nur in Bezug auf das eigentliche Thema.

Nun hat er aber noch eine andere Frage: "Ich habe gerade in letzter Zeit mitbekommen, welche unwahrscheinlichen Erfolge auch auf dem Gebiet der Ahnenforschung durch Sie und Ihre treuen PAZ-Leser erzielt werden. Ich suche die Geschwister von Dr. med. Eberhard Kallusky, * 7. Dezember 1891 in Königsberg (Reg. Nr. 2443/1891), Sohn des damaligen preußischen Militär-Intendantur-Assessors Paul Kallusky, * 9. Juli 1860 in Neumecklenburg, und seiner Ehefrau Marie geborene Reuscher,

* 4. Januar 1864 in Landsberg / Warthe, = 5. Juni 1941 in Cottbus. Eberhard Kallusky bezeichnete sich im Lebenslauf seiner Dissertation als ältesten Sohn, folglich muß es noch mindestens einen Sohn gegeben haben, vielleicht auch weitere Geschwister. Ich bin auf der Suche nach dem Verbleib dieser vermutlichen Geschwister und deren eventuellen Nachkommen. Vielleicht gibt es ja Leser, die diese kennen oder ihnen irgendwann und irgendwo begegnet sind oder den Namen Kallusky unter ihren Ahnen haben." So Walter Maus, der sich über jeden Hinweis freuen würde. (Auf dem Emmerberge 6 in 30169 Hannover, Fax 05 11 / 80 87 44.)

Es ist bestimmt nicht leicht für viele Suchende, wenn sie von den Erfolgen lesen, die wir zu verzeichnen haben, selber aber keine Resonanz verzeichnen können. Die Zeit scheint über sie hinweggegangen zu sein, die damals dabeiwaren, leben nicht mehr oder sie können sich nicht erinnern. Zu den Nimmermüden, die noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben, gehört Christel Labinski geborene Götting, Heimatort Rosengarten, Kreis Angerburg. Immer, wenn die Namen von ehemaligen verschleppten Frauen auftauchen, versucht sie zu erfahren, ob diese ihre Schwester Else Götting gekannt haben, die im Februar 1945 von den Russen verschleppt wurde - wohin? Aber diese Suchweise ist noch aussichtsloser als die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen, da versuchen wir es doch noch einmal über die "Ostpreußische Familie", denn wir haben vor einigen Jahren schon den von Frau Labinski und ihrem Bruder Siegfried Götting gestellten Suchwunsch gebracht - ohne Erfolg. Else Erna Margarete Götting, * 22. Mai 1926, in Willkassen, Kreis Lötzen kam in den ersten Februartagen zusammen mit ihrem Vater Fritz Götting in das Lager Bankmannstraße in Rastenburg, wo sich auch ihr Bruder Siegfried befand. Von dort aus sollen Vater und Tochter in das große Sammellager Insterburg gebracht worden sein, wo der Vater vermutlich ermordet wurde. Von Else Götting fehlt seitdem jede Spur. Ist sie dort ebenfalls zu Tode gekommen, wurde sie verschleppt, wenn ja wohin? Keine Institution konnte Auskunft geben, selbst das Suchreferat Moskau hat keine Unterlagen. Es ist anzunehmen, daß Else Götting bereits auf dem Transport verstarb. Die einzige Hoffnung für die suchenden Geschwister besteht darin, daß sich ehemalige Leidensgefährten an die damals 19jährige erinnern und sagen oder wenigstens vermuten können, wie ihr weiterer Schicksalsweg verlief. (Christel Labinski / Siegfried Götting, Am Hohrkamp 31 in 24537 Neumünster, Telefon 0 43 21 / 5 33 82.)

Eure Ruth Geede

Tilsiter Bahnhof im Kriegsjahr 1914/15: Wer etwas zu dem Bild sagen kann, wende sich an Rüdiger Sakuth, c/o Preußische Allgemeine Zeitung / Das Ostpreußenblatt, Parkallee 86, 20144 Hamburg.


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