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24.12.05 / Durchzechte Geschichte / Die Deutschen und ihr Alkoholgebrauch

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Dezember 2005

Durchzechte Geschichte
Die Deutschen und ihr Alkoholgebrauch

Anhänger der Legalisierung von Cannabis und anderen "weicher Drogen" lassen keine Gelegenheit aus, auf die gefährlichen und unschönen Begleiterscheinungen des Alkoholgenusses hinzuweisen. Die gewöhnlichen

Bier-, Schnaps- oder Weintrinker nehmen es gelassen und verweisen darauf, daß in unseren Landen schon immer gesoffen wurde und das Gelage sozusagen zum Innersten unserer Kultur und Tradition zählen, das keineswegs in den Untergang geführt habe.

Auffällig leicht lassen sich die Verharmloser "neuer" Rauschmittel und die braven Zecher alter Schule politischen Lagern zuordnen. "Kiffen" gilt als links, Saufen als rechts.

Diesen Ball hat Ralf Küttelwesch aufgenommen und in "Der konservative Rausch" eine Anthologie auf das "Abenteuer Alkohol" zusammengetragen. Darin geht er der Saufseligkeit der Deutschen bis in ihre germanische Frühzeit nach. Schon Cäsar, berichtet Küttelwesch, hat fast eine Entscheidungsschlacht gegen den Rivalen Pompejus verloren, weil seine germansichen Söldner sternhagelvoll waren.

Vor allem stützt sich der Autor auf Erzählungen der "Beteiligten", in denen sich Komik und Tragik der heftigen Zecherei auf anschauliche und überaus unterhaltsame Weise mischen. Gleichzeitig entsteht jedoch auch ein Gemälde der jeweiligen Epoche und ihrer Menschen, das dem Leser mit leichter Hand Einblick in versunkene Zeiten gibt.

Erstaunt läßt es den heutigen Betrachter bisweilen zurück, welch ungeheure Mengen unterschiedlichster Alkoholika unsere Vorfahren in kürzester Zeit zu sich nehmen konnten, ohne in der Klinik zu landen. Doch hat Küttelwesch keine feuchtfröhlichen Anektdoten aneinandergereiht, wie man sie vom abgestandenen Gedröhn schenkelklopfender Pichelbrüder kennt und hassen gelernt hat. Die Nähe von Geist und Suff ist es, die der Autor beschreibt, auf diese Weise die enge Verbindung des Alkoholrauschs mit unserer Kultur anschaulich macht. Dabei geht es ausschließlich um den Alkohol als Gemeinschaftserlebnis, nicht um den einsamen Trinker. Während aber, und da liegt in den Augen des Autors der entscheidende Unterschied, "moderne" Drogen den Menschen selbst in der Gruppe vereinsamen lassen, mache die fröhliche Zecherei "das isolierte Ich zum rauschbeschwingeten Medium seiner Bestätigung und Steigerung auf höherer Gemeinschaftsebene". Hans Heckel

Ralf Küttelwesch: "Der Konservative Rausch, Abenteuer Alkohol und andere Geschichten", Köln 2005, 284 Seiten, 24,95 Euro


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