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31.12.05 / Ein Leben für Deutschland / Zum Tode des Publizisten und Politikers Uwe Greve

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Dezember 2005

Ein Leben für Deutschland
Zum Tode des Publizisten und Politikers Uwe Greve

Ein Volk, das seine Geschichte nicht kennt, wird erleben, daß ihm eine schlechte Geschichte gemacht wird“ – diese Erkenntnis des großen deutschen Historikers Leopold von Ranke war das Lebensmotto des Publizisten und Politikers Uwe Greve.

Es war ein Leben für Deutschland, ein ständiges Leiden daran, daß das Geschichtsbewußtsein dieses deutschen Volkes einen solchen Tiefstand erreicht hat. Aber auch ein beständiger Kampf gegen jene, die das Geschichtsbuch der Deutschen zum Verbrecheralbum umschreiben wollten und wollen.

Uwe Greve, zu dessen Freunden und Wegbegleitern zu zählen Ehre und Verpflichtung bedeutet, hat diesen Kampf an vielen Fronten geführt. Als Journalist und Publizist suchte er immer wieder den Weg in die Öffentlichkeit. Wohl wissend, wie leicht öffentliche Meinung von veröffentlichter Meinung manipuliert werden kann, war er immer bestrebt, einer ideologisch motivierten Meinungsmacher-Mafia nicht widerstandslos das Feld zu überlassen.

Er hielt dagegen, mit sauber recherchierten, sprachlich und stilistisch hochstehenden, inhaltlich klaren Texten. Den Respekt vor dem Andersdenkenden verlor er dabei nie aus den Augen; als hochgebildeter Autor hätte er es ohnehin auch nie nötig gehabt, zum primitiven Mittel der persönlichen Verunglimpfung zu greifen. Die Leser dieser Zeitung können dies aufgrund zahlreicher Artikel aus seiner Feder bestätigen.

Zu seinen Kernthemen gehörten – neben Geschichte und Zeitgeschichte – Fragen des Mittelstands. Auf diesem Felde betätigte er sich auch aktiv politisch. 1971 war er, nach vorangegangener Tätigkeit für die FDP-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag, der CDU beigetreten, wo er sich der Mittelstandsvereinigung anschloß, deren Landesvorstand er zeitweise angehörte.

Genauso wichtig war für ihn aber die Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der Union, deren Landesvorsitzender er 1994 wurde. Das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen berührte ihn auch persönlich; als gebürtiger Leipziger wußte er, was einem Menschen in der Fremde fehlt. So war er auch der Landsmannschaft Ostpreußen, Herausgeberin dieser Zeitung, seit vielen Jahren eng und freundschaftlich verbunden.

Herauszuheben ist auch sein unermüdlicher Einsatz für das Vermächtnis des Reichskanzlers Otto von Bismarck; daß er 1989 Vorsitzender des Bismarckbundes wurde, war geradezu die logische Folge dieses Engagements. Erst vor wenigen Wochen hat er eine Festschrift zum 75. Geburtstag Fürst Ferdinand von Bismarcks herausgebracht (eine ausführliche Würdigung folgt in Kürze).

Als Buchautor beschäftigte Greve sich mit Wirtschafts-, insbesondere mit Mittelstandsthemen, aber auch mit kultur- und architekturgeschichtlichen Fragen.

Auch der Humor kam nicht zu kurz; sein Buch „Wenn ein Goethedenkmal durch die Bäume schillert“ läßt den gebildeten Leser immer wieder schmunzeln.

Seit 2001 war Uwe Greve Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtags. Aufschlußreich ist ein Blick in das Parlaments-Archiv. Dort findet man zu so unterschiedlichen Stichworten wie Steuerpolitik oder Literaturfestival, Patentverwertungsagentur oder Europaschulen, EU-Erweiterung oder christliche Wertorientierung Beiträge von ihm.

Gerade die einfühlsame Beschäftigung mit Kulturthemen hat ihm auch immer wieder die innere Kraft gegeben, im harten – und oft grausam-rücksichtslosen – politischen Alltag zu bestehen. Erst ganz zuletzt ist diese Kraftquelle versiegt. Die vielen politischen und auch persönlichen Enttäuschungen, die er in den vergangenen Monaten hinnehmen mußte – der Verlust des Landtagsmandats trotz aufopferungsvollen Wahlkampfes, dieses Gefühl, als betont konservativer Bildungsbürger auch von eigenen Partei- „Freunden“ beiseite geschoben zu werden – all das war wohl zu viel für ihn. Zuletzt hatte er nicht mehr die psychische Kraft, sich fortschreitender Krankheit entgegenzustemmen.

Uwe Greve ist an Weihnachten, unmittelbar vor seinem 65. Geburtstag, in einem Kieler Krankenhaus gestorben.

Den Lesern dieser Zeitung wird er als Autor tiefgründiger Kommentare und Reportagen sowie informationsreicher Serien und Dokumentationen in Erinnerung bleiben.

Für mich persönlich heißt es Abschied nehmen von einem Kollegen, mit dem ich auf der Basis gemeinsamer Überzeugungen jahrzehntelang eng zusammengearbeitet habe, der mir in dieser Zeit zum Ratgeber, zum wertvollen Gesprächspartner und schließlich zum Freund wurde.

Ich hoffe, man merkt es diesen Zeilen nicht allzu sehr an, wie schwer es mir gefallen ist, sie zu schreiben. Hans-Jürgen Mahlitz

Beständiger Kampf gegen die Geschichtsklitterung


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