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31.12.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Dezember 2005

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

nun hat das alte Jahr seine Pflicht getan und geht zur Ruhe - ein neues steht vor der Türe und wird - jedenfalls für unsere Ostpreußische Familie - wieder eine Fülle von Wünschen bringen, denn die Hoffnung bleibt über die Zäsur hinaus, die solch ein Jahreswechsel bringt. Daß sie nicht stirbt, nicht sterben kann und darf, dafür sorgen unsere Leserinnen und Leser, die unentwegt mithelfen, zu Lösungen von bisher vergeblich gestellten Fragen zu kommen. "Wir sind eben eine richtige Familie", wie unser Leser Gert-Dietrich Wermke schreibt, der keinen großen Erfolg auf die Frage nach seinen Urgroßeltern melden kann - was ich auch vermutete, da alle Gesuchten um 1850 geboren wurden und eventuelle Nachkommen eben "das siebende Wasser vom Kissehl" wären -, aber er bekam doch interessante Hinweise. Und die von einem Leser, Herrn Schulz aus Cremlingen-Schandelah, der mit Herrn Wermkes Familie nicht verwandt ist, sich aber trotzdem für sein Problem interessierte und mit Bekannten darüber sprach. Diese kannten eine Familie Scharein, die bis 1945 in Wönicken bei Locken, Kreis Osterode wohnte. Es handelte sich um das Ehepaar Rudolf und Olga Scharein sowie eine Schwester des Erstgenannten mit Vornamen Ida. Vielleicht ergibt sich nun anhand der Angaben eine Spur zu dieser Familie, die schon zu der gesuchten Nachkommenschaft gehören könnte, denn Herrn Wermkes Urgroßeltern stammten aus den Kreisen Osterode oder Mohrungen. In der Herderstadt wohnt übrigens ein Landsmann, mit dem Herrn Schulz bereits sprach, weil er meinte, dieser könnte Herrn Wermke mit Nachforschungen in dortigen Archiven weiterhelfen, und der Angesprochene wird sich auch der Sache annehmen. So zieht unsere Familie Kreise, für die wahrscheinlich nur wir den richtigen Zirkel haben.

Das zeigte sich auch bei den Fragen von Ilse Bannick aus Husum, die erstaunlich präzise erfüllt werden konnten. Kaum war in Folge 45 das von ihr eingesandte Foto einer Gedenkfeier vor dem alten Kreishaus in Rendsburg erschienen, da meldete sich auch schon unser Leser Peter Perrey aus Neustadt, der sehr konkrete Angaben zu dem Bild machen kann. Denn er besitzt eine weitere Aufnahme von der Veranstaltung, auf der sein Vater Hans-Heinz Perrey die Festrede hält. Es handelt sich auf keinen Fall um die Gründungsveranstaltung des BHE - die fand am 8. Januar 1950 statt, und da war es nicht sommerlich warm, wie Herr Perrey schreibt. "Selbst abgehärtete ostpreußische Lorbasse und Marjellens laufen im Januar nicht so leicht bekleidet herum!" lautet hierzu sein launiger Kommentar. Es handelt sich um eine Festveranstaltung zum Tag der Heimat 1956. Herr Perrey kann dazu genaue Details geben: "Mein Vater war als Hauptredner eingeladen. Leider war er auf der Autofahrt von Kiel nach Rendsburg durch eine Unfallstelle am zügigen Weiterfahren gehindert worden, so daß er mit 30minütiger Verspätung eintraf. Die Zwischenzeit hatte dann Fritz Stolz am Rednerpult überbrückt. Mein Vater, der im August 1958 erst 43jährig verstarb, war zur Bundestagswahl am 15. September 1956 Kandidat des BHE in einem Wahlkreis im südwestlichen Schleswig-Holstein und deshalb im Wahljahr auch an anderen Orten als Sprecher aufgetreten. Er gehörte übrigens zu den Gründern des BHE im Kreis Plön und war seit 1948 in der Vertriebenenarbeit tätig!" Herr Perrey hat noch einen weiteren Beweis für die Richtigkeit seiner Ausführungen: Auf beiden Aufnahmen ist ein Lautsprecher aus dem Kieler Fachgeschäft Kihr-Goebel zu sehen. Frau Bannick wird glücklich sein, daß sich ihre Frage so schnell und von kompetenter Seite klären ließ. Ist sie auch, wie ich jetzt von ihr erfuhr. Und es geschah noch mehr, denn sie erhielt einen Anruf von Dr. Stolz und konnte sogar nach Jahrzehnten Verwandte zusammenführen. Denn die Fotos hatte sie von Herrn Hartmut Frantz erhalten, dessen Mutter eine geborene Stolz ist. Zu ihrer zweiten Frage nach Kinderreimen und Tänzen hat Ilse Bannick Zuschriften und Anrufe aus ganz Deutschland und dem westlichen Ostpreußen erhalten. Es fehlen nur noch Noten und Hinweise auf ein Liederbuch.

Weit, weit in die Vergangenheit ging der Wunsch unseres Lesers Günther Lotzkat zurück, denn er suchte seinen Ahnherr Michael Petri, * um 1760. Zunächst war die Ausbeute mager. Einige Anrufe kamen, sie bezogen sich aber auf Namensvettern. Die wichtigste Information kam von einer Leserin, der zufolge es im Kirchspiel Ischdaggen schon 1736 einen Petri gegeben hat. Herr Lotzkat besorgte sich daraufhin noch einmal von den Mormonen die Mikrofilme der Kirchenbücher. Da fand er nun einen ganzen Sack voller Petris, zwischen 1727 und 1768 allein sechs Familien dieses Namens, die insgesamt 15 Kinder dort taufen ließen - aber ein Michael war nicht dabei, auch nicht sein Vater Johann Jacob. Das Erfreuliche aber war, daß der neue Film viel klarer und lesbarer ist als der vor 15 Jahren, so konnte er jetzt die genau Altersangabe des Michael Petri bei seiner Heirat - 21 Jahre - feststellen, danach muß er 1766/67 geboren sein. Zwischen Johann Jacob, * 1722 und Michael müßte also noch eine Generation dazwischen liegen. Da kommt eine Menge Arbeit auf Herrn Lotzkat zu, denn er will in den benachbarten Kirchspielen weiter forschen.

Weitere Erfolgsmeldungen nun in Kürze: Unserem Landsmann K. J. Schwittay wurde schon kurz nach Veröffentlichung der erneuten Bitte nach alten Ostpreußenblatt-Jahrgängen die Erfüllung seines Wunsches telefonisch avisiert. - Dorothea Blankenagel bekam die gesuchte Anschrift ihres Neuhausener Bekannten Hans-Gneomar Schröder von seiner ehemaligen Organistin. - Hans-Dieter Pfeiffer berichtet, daß sich auf der Suche nach den Vorfahren von August Pfeiffer zwar bisher nichts tat, aber Frau Heidete Marzinek aus Berlin bei seinen mütterlichen Vorfahren fündig wurde. - Horst Gutzeit hat von zwei Personen Hinweise auf die Gutzeits aus Klein Schönau bei Friedland bekommen, die vielversprechend erscheinen. Er hofft, daß er hier weiter kommt, wenn alles auch schon 250 Jahre zurückliegt. Man sieht, wie unsere Ostpreußische Familie spurt, das stellte auch Horst Gutzeit fest: "Über den Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft kann man in der heutigen Zeit nur staunen!"

Die heutige Zeit - ja, in der leben wir nun mal, aber sie ist für viele Leserinnen und Leser nicht einfacher geworden. Im Gegenteil: Manche müssen schon sehr den Cent umdrehen, vom Euro ganz zu schweigen. Und jetzt wird auch noch unsere Zeitung teurer. Leider war das unumgänglich - hängt aber nicht mit dem neuen Format zusammen, wie manche Leser glauben werden. Die Erhöhung des Jahresabos auf 99,60 Euro ist notwendig, aber bitte bedenkt, lewe Landslied und treue Leser: Das sind pro Ausgabe gerade 18 Cent mehr! Und ich glaube, für eine Zeitung, die somit pro Exemplar 1,92 Euro kostet, bieten wir doch ein anspruchsvolles Blatt, das sich bemüht, die Waage zwischen Vergangenheit und Gegenwart sorgfältig auszutarieren, Aktuelles ebenso zu behandeln wie Historisches, und das - manchmal als einziges Organ - das in den Blickpunkt rückt, was sonst der Vergessenheit anheimgefallen wäre. Und daß unsere PAZ / Das Ostpreußenblatt gerne und genau gelesen wird, das merken wir in der Ostpreußischen Familie besonders. Aber wie viele Wünsche hätten schon früher erfüllt, wie viele Schicksale rechtzeitig geklärt werden können, wenn die Betreffenden unsere Zeitung gelesen hätten! Deshalb meine Bitte an die Ostpreußische Familie: Bleibt uns treu, damit wir unsere Brückenfunktion weiter erfüllen können.

In diesem Sinne möchte ich einen ganz besonderen Gruß an Ursula Otten senden, bekannt als Autorin des so liebevoll geschriebenen Buches "Erinnerungen vor Sonnenuntergang", in dem sie vor allem ihre Jugendzeit in Masuren schildert. Leider kann die 81jährige aufgrund ihrer unheilbaren Augenkrankheit nicht mehr die Zeitung lesen, wohl noch ein wenig über das Internet. Aber wofür ich danke, ist die erfreuliche Mitteilung, daß sie ihr Patenschaftsabonnement für eine treue Leserin weiter aufrechterhält, "bis eine von uns beiden stirbt!" Da wünsche ich Ihnen, liebe Frau Otten, und der Leserin aus Vlotho doch einen langen und zufriedenen Lebensabend. Aber zuerst einmal ein frohes Neues Jahr - und dieser Wunsch gilt für alle, die unsere Ostpreußische Familie lesen und lieben!

Eure Ruth Geede


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