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31.12.05 / Skandalöse Liebschaften / Alois Uhl über die mehr oder minder bedenklichen Beziehungen von Päpsten zum anderen Geschlecht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Dezember 2005

Skandalöse Liebschaften
Alois Uhl über die mehr oder minder bedenklichen Beziehungen von Päpsten zum anderen Geschlecht

Es ist noch gar nicht so lange her, da haben wir miterlebt, wie die Wahl eines neuen Papstes den Vatikan in Aufruhr versetzt hat. Benedikt XVI. ist jedoch ein eher in sich gekehrter, gelehrter Mann, dessen einzige Sünde seine Vorliebe für bayrische Mehlspeisen zu sein scheint. Allein die Vorstellung, daß Papst Benedikt XVI. eine Frau zur Seite stehen würde, ja er sogar Kinder haben könnte … undenkbar!

Doch das war nicht immer so. Die Geschichte zeigt, daß es durchaus Päpste gab, die die Nähe intelligenter, schöner Frauen zu schätzen wußten. So zum Beispiel Alexander VI.

„Es ist fast Mitternacht, morgen ist ein wichtiger Tag im Leben des Papstes, er wird die Namen neuer Kardinäle bekanntgeben. Alexander sieht ihr zu, wie sie ihr Mieder zuschnürt und in ihr schwarzes Samtkleid schlüpft, die Schönheit ihrer makellosen Gestalt bleibt ihm tief eingeprägt und wird seine Träume erfüllen. Und heute will er ihr, seiner Geliebten Guilia, als Belohnung nicht irgendeine Perlenkette überreichen. Wer in den Armen des Papstes liegt, kann auf eine reichere Belohnung hoffen …“

„Die Päpste und die Frauen“ behandelt ein sehr heikles und gerade deswegen ein hoch interessantes Thema. Zudem schreibt der Autor Alois Uhl in diesem Buch nicht lediglich verallgemeinernd von der Rolle der Frau an der Seite eines Papstes, sondern geht auf konkrete Fälle ein.

Namen wie Giulia Farnese, Caterina Sforza und Lucrezia Borgia mögen dem Leser durchaus ein Begriff sein, doch was waren sie eigentlich für Frauen und in welcher Weise und während welcher Epoche standen sie in Verbindung zu einem Papst? Zu welcher Zeit, der Renaissance oder der Zeit der Gegenreformation, des Barock, bevorzugten die Päpste welche Art von Lebensweise und Freizügigkeit? Fragen, welche Alois Uhl in diesem Buch anschaulich und interessant zu beantworten weiß.

„Sie schimpfte und tobte fürchterlich, stieß wilde Flüche gegen den Papst und seinen Sohn aus, aber niemand hörte sie. Caterina Sforza (1463–1509) hauste in den tiefsten Verliesen der Engelsburg, in einem finsteren Rattenloch, kalt, feucht und starrend vor Schmutz; sie ist Gefangene von Papst Alexander VI., hierher gebracht hat sie der Papstsohn Cesare, der am 25. Februar 1500 seinen triumphalen Einzug in Rom feierte und dabei seine Gefangene mitführte, die bewunderte und gefürchtete Caterina, la tigressa genannt, die wenige Jahre zuvor als Herrin von Imola noch in der Gunst der Päpste gestanden hatte.“

Auch der brisanten Frage, ob es die legendäre Päpstin Johanna wirklich gegeben hat, geht Uhl nach.

Ein perfekt dokumentierendes und interessantes Sachbuch, bei dem es Alois Uhl gelungen ist, fade graue Geschichtszahlen und Namen in ein farbenprächtiges, facettenreiches Gemälde zu verwandeln, das Sensationsgier und Wissensdurst des Leser gleichermaßen befriedigt. A. Ney

Alois Uhl: „Die Päpste und die Frauen“, Patmos, Zürich 2005, geb., 272 Seiten, 19,90 Euro


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