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31.12.05 / Wen die Götter lieben / Zum 250. Geburtstag des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart

© Preußische Allgemeine Zeitung / 31. Dezember 2005

Wen die Götter lieben
Zum 250. Geburtstag des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart
von Werner Dremel

Eine alte Legende besagt, daß, wenn ein Genie geboren wird, irgendwo im Universum ein neuer Stern aufleuchtet. Wenn das Genie stirbt, erlischt ein Stern in einer Galaxie. Nun, am 27. Januar 1756 muß ein besonders helles Gestirn am Himmel erschienen sein, wurde doch il divino, der Göttliche, der Liebling der Götter Wolfgang Amadeus Mozart in Salzburg geboren.

Wie man über Franz Schubert berichtet, daß er von der Überfülle der musikalischen Einfälle selbst in der Nacht nicht zur Ruhe kam, so gibt es über Mozart ebenfalls Geschichten über Geschichten: So soll er eine einstündige Messe eines Zeitgenossen in einer Kirche gehört und diese dann Note für Note aus dem Gehör niedergeschrieben haben. Auch trieb er seinen Zeitgenossen Salieri im Film „Amadeus“ zum Wahnsinn, indem er ohne jegliche Korrektur seine Werke bis zur letzten Note zu Papier brachte (man vergleiche dazu Beethovens oder Wagners Partituren!). Bekannt ist, daß Mozart die Ouvertüre zu seiner Oper „Don Giovanni“ in der Nacht vor der Uraufführung komponiert hat, und so könnte man weitererzählen. Man hat den Eindruck, Mozart habe seine Kompositionen vollständig im Kopf herumgetragen und sie zur Niederschrift nur mehr abgerufen. Der Tonsetzer selbst schreibt in diesem Sinne an seinen Vater: „Komponiert ist schon alles – aber geschrieben noch nicht.“

Entscheidend ist aber natürlich, was er geschaffen hat, die Qualität wie auch die Quantität der Werke: Sinfonien, Serenaden, Divertimenti, Opern, Instrumentalkonzerte für Klavier, Geige, Klarinette, Horn, Fagott, Flöte, Oboe, Kammermusik, Streichquartette, Klaviersonaten, Violinsonaten, 626 Werke insgesamt, von Köchel sauber aufgelistet. Und das alles in den knapp 36 Jahren seines übervollen Lebens.

Mozarts Werke sind von makelloser Schönheit, vollendeter Form und unglaublichem Tiefgang – wahrscheinlich gibt es keinen zweiten Tondichter, der weltweit so geliebt wird wie er. Viele sehen in ihm die größte Begabung, welche die Musik jemals hervorgebracht hat. In einem Alter, da andere Kinder lesen und schreiben lernen, wurde er schon auf dem Cembalo, der Orgel und der Violine an den Höfen und in den Konzertsälen Europas als Wunderkind gefeiert. Aber auch improvisierend und komponierend versetzte er die Welt in Staunen.

Vom vierten Lebensjahr an durcheilte das Kind Wolfgang Amadeus mit seinem Vater Leopold – selbst ein nicht unbedeutender Komponist und ausübender Musiker (die Mozarts kamen von Augsburg nach Salzburg), der die Pflege und Entwicklung seines Sohnes maßgeblich bestimmte – in der Kutsche weite Teile Europas. Er war in Wien, wo er unbefangen als Fünfjähriger nach einem Klavierkonzert am Hof auf den Schoß der Kaiserin Maria Theresia kletterte; er durchquerte das ganze Heilige Römische Reich Deutscher Nation, Italien, Frankreich, England ... Vor allem Böhmen liebte er, und die Böhmen liebten ihn. Lange stand er im Dienst des Salzburger Erzbischofs Colloredo, mit dem er allerdings viel mehr schlechte als gute Zeiten erlebte.

Wolfgang Amadeus heiratete Constanze, hatte manchmal große Einkünfte, manchmal geringe, und konnte zum Leidwesen seiner Frau – wie übrigens diese selbst auch – mit Geld nicht umgehen.

Um 1778 stellte ihn der Kaiser als Kammerkomponist an, allerdings zu einem mäßigen Salär. So blieb Mozart bis zu seinem Ende vom finanziellen Glück nicht begünstigt, und den Ertrag seiner Werke stek-kten, wie so oft in der Kunst, andere ein. Am 5. Dezember 1791 starb er in Wien, und sein Tod ist mit Geheimnissen umgeben. Ob natürlicher Tod oder gar Mord: Die Zahl der kursierenden Todestheorien liegt mittlerweile bei etwa 150!

Im kommenden Jahr 2006 schickt sich die Welt nun an, seinen 250. Geburtstag zu feiern. Die zahllosen Konzert- und Opernfestivals in und außerhalb Europas zollen dem Ereignis die gebührende Beachtung. So beträgt allein das Budget der Stadt Wien für Veranstaltungen zu seinem Geburtstag

30 Millionen Euro! Die Salzburger Festspiele führen 2006 praktisch alle seine Opern auf, und auch die Europäischen Festwochen in Passau stehen ganz im Zeichen Mozarts. In der ganzen Welt, in Italien und Frankreich, in Nordamerika und Argentinien, in Japan und Rußland, in Israel und Australien zählt man weit über 1000 Veranstaltungen zu seinem Gedächtnis.

Mozart steht im Bereich der absoluten Musik auf gleicher Höhe mit Bach und Beethoven, bei der Oper mit Wagner und Verdi – insofern ist er tatsächlich einmalig. Für wen, wenn nicht für ihn, gälte das Wort Friedrich Nietzsches: „Ohne Musik wäre die Schöpfung ein Irrtum“, oder der Ausspruch Beethovens: „Musik ist eine höhere Offenbarung als alle Philosophie und Weisheit.“

Wolfgang Amadeus Mozart: Ein Komponist sucht seinesgleichen.


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