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07.01.06 / Ballast der Vergangenheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Januar 2006

Ballast der Vergangenheit
von Harald Fourier

Im Jahre 2006 geht auch der Kampf um Berliner Bauwerke mit Symbolcharakter in die nächste Runde. Da ist einmal der Palast der Republik, gegen dessen Abriß die Linkspartei und eine agile Rotte von extremen DDR-Nostalgikern Sturm laufen. Im Wahljahr – und das wußte die PDS seit Jahren – machen sich Bilder von Abrißkränen, die den „Ballast der Republik“ endgültig in eine Ruine verwandeln, sehr schlecht. Zufriedene Kommentare vom endgültigen Ende des Mauer- und Stacheldrahtstaates wären den SED-Nachfolgern zu ihrem Verdruß gewiß.

Aber statt den Abriß der ohnehin nutzlos gewordenen Bruchbude hinter sich zu bringen, nutzt Kultursenator Thomas Flierl (Linke / PDS) jede noch so kleine Gelegenheit, um die Einebnung aufzuhalten. Und das gegen eine ganz große Koalition – aus allen maßgeblichen Gremien in Deutschland, die etwas in Sachen Volkskammer (die in dem Klotz tagte) zu sagen haben.

Szenenwechsel: Keine Bauruine, sondern ein intaktes Gebäude ist im Westen der Stadt das Internationale Kongreßzentrum (ICC). Seit Monaten kursieren Gerüchte über dessen baldigen Abbruch, der vom Senat so gut wie beschlossen sei. Gerüchte, die wahrscheinlich gezielt gestreut werden, ohne daß sich jemand von offizieller Seite festlegen mag.

Im Frühsommer tauchte auch ein Architektengutachten auf, dessen Fazit lautete: Der Unterhalt des ICC sei nicht mehr bezahlbar. Ein neues Gebäude wäre für die Stadt von Vorteil. Kritiker halten gegen, das „Gutachten“ sei ungefähr so stichhaltig wie die Forschungsergebnisse jenes koreanischen Klonforschers, sprich -fälschers, der inzwischen untertauchen mußte. Die Abriß- und Neubaukosten seien darin denkbar knapp kalkuliert. Dafür wären aber die auf die Messegesellschaft zukommenden Instandhaltungskosten des ICC exorbitant hoch angesetzt, heißt es sogar aus der Senatsverwaltung.

Dennoch will der Senat das ICC offenbar planieren lassen. Warum wohl? Unter Umständen verspricht sich die Landesregierung von einem Neubau Impulse für die Bauindustrie. Ähnlich ist die Motivlage beim Ausbau des Flughafens Berlin-Schönefeld: Er pumpt Geld in die heimische Wirtschaft. Der Bau des ICC verschlang in den 70ern eine Milliarde Mark.

Oder soll hier einfach ein prominentes Gebäude im Westen dem Erdboden gleichgemacht werden, damit die Ost-Befindlichkeiten der Anhänger der Linkspartei befriedigt werden? Manche Beobachter trauen der Berliner Landespolitik mittlerweile selbst einen derart bizarren wie grotesken Kuhhandel tatsächlich zu, was für sich genommen schon tief blicken läßt.


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