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07.01.06 / Er hat die Völker an einen Tisch gebracht / Vor 175 Jahren wurde der Generalpostmeister Heinrich von Stephan im pommerschen Stolp geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / 07. Januar 2006

Er hat die Völker an einen Tisch gebracht
Vor 175 Jahren wurde der Generalpostmeister Heinrich von Stephan im pommerschen Stolp geboren

Nächster Halt, Stephansplatz. Übergang zur S- und Fernbahn ...“ Unermüdlich erschallt die freundliche Stimme aus dem Lautsprecher der Hamburger U-Bahn kurz vor der entsprechenden Station. Stephansplatz? Stephan, wird sich der Zugereiste fragen, ein Heiliger dieses Namens in einer protestantisch geprägten Stadt wie Hamburg? Weit gefehlt. Der Platz verdankt seinen Namen Heinrich von Stephan, einst deutscher Generalpostmeister. Am Stephansplatz ist denn auch die ehemalige Oberpostdirektion zu finden. Das Gebäude im Stil der Neorenaissance wurde 1883 bis 1887 errichtet und zur Jahrhundertwende erweitert. Heute beherbergt der immer noch prächtige Bau das Museum für Post und Telekommunikation. Heinrich von Stephan hätte gewiß seine Freude daran, war er doch mit Leib und Seele der Welt des Postwesens verhaftet.

Geboren wurde Heinrich Stephan als Sohn kleiner Leute im pommerschen Stolp. 175 Jahre ist es nun her, daß er am 7. Januar als Sohn eines Schneidermeisters das Licht der Welt erblickte. Der zunächst schwächlich wirkende Junge war ein aufgewecktes Kerlchen, von hochbegabt würde man heutzutage sprechen. Bereits mit vier Jahren lernte er vom Vater lesen und schreiben. Unterweisung in Latein und anderen Sprachen, Klavier- und Violinunterricht, aber auch Turn- und Schwimmunterricht bestimmten seinen Tageslauf. Allen Erwartungen zum Trotz besuchte Stephan nach dem Abitur allerdings nicht die Universität, sondern schlug eine Laufbahn bei der Post ein. Schon damals war sein Blick nach vorn gerichtet – zu seinen Angehörigen sagte er: „Ein schlechter Kerl, der nicht denkt, Generalpostmeister zu werden.“

Die erste Staatsprüfung bestand er mit Auszeichnung. Marienburg, Magdeburg, wo er seinen Militärdienst ableistete, und Berlin waren die nächsten Stationen, bis Stephan nach Köln versetzt wurde. Dort bekam er die Briefabfertigung zugeteilt – eine Tätigkeit, die sein weiteres Leben bestimmen sollte, reiften doch hier seine Pläne zur Vereinfachung des Briefverkehrs im In- und Ausland.

Generalpostdirektor Schmückert, ein Landsmann aus Pommern, wurde auf den jungen Mann aufmerksam und forderte ihn auf, einen einheitlichen Paketposttarif auszuarbeiten. Stephans Idee war einfach und wirksam: Nur das Gewicht und die Luftlinie, die das Paket zurücklegen muß, ist bestimmend bei der Errechnung der Kosten.

Der Pommer arbeitete sich langsam nach oben, bestand Prüfungen mit Auszeichnung und schrieb die Dokumentation „Die Geschichte der preußischen Post“ sowie den „Leitfaden für die schriftlichen Arbeiten im Postdienst“, später als der „Kleine Stephan“ viel benutzt und geschätzt. Auf der vierten deutschen Postkonferenz 1860 in Frankfurt am Main wurde Stephan als Vorkämpfer für ein harmonisches Postgefüge auf dem europäischen Kontinent gefeiert. Fünf Jahre später beschloß man in Karlsruhe einen Postanweisungsverkehr als Ersatz für die bisherige Bareinzahlung einzuführen. Ganz nebenbei aber setzte Stephan eine Idee um, die heute ganz selbstverständlich anmutet, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allerdings für Aufregung sorgte: die Postkarte. Von einer „unanständigen Form der Mitteilung“ war die Rede, doch schon am Tag der Einführung, am 6. Juni 1870, wurden 50 000 Postkarten von Berlin in die ganze Welt geschickt.

Im Krieg 1870 / 71 war es Stephan, der die Feldpost organisierte und so den Soldaten die Möglichkeit gab, mit ihren Angehörigen Verbindung zu halten. Das Deutsche Reich verdankt dem Pommern viele Reformen innerhalb der Postverwaltung. Das größte Ereignis aber war die Gründung des Weltpostvereins am 9. Oktober 1874, des ersten völkerrechtlich festgefügten Baus einer Völkergemeinschaft. Doch erst gut zwei Jahrzehnte später, 1895 wurde Heinrich von Stephan, inzwischen in den Adelsstand erhoben, zum Staatsminister ernannt. Als er am 8. April 1897 starb, trauerte nicht nur Berlin um den „größten Postillon der Zeit“. Der Trauerzug durch die Straßen der Hauptstadt für Heinrich von Stephan war mehrere Kilometer lang. Die Menschen verehrten in ihm nicht nur den Vollender einer großen Idee, sondern auch den Mann, der mit Ausdauer und Verhandlungsgeschick die Völker an einen Tisch gebracht hat. Os

Er wurde als Vorkämpfer für ein harmonisches Postgefüge in Europa gefeiert

Heinrich von Stephan: „Bismarck der Post“ Foto: Archiv


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