23.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.01.05 / Preußen hat ihn immer beschäftigt / Aus einer Festschrift zum 80. Geburtstag des Historikers Wolfgang Venohr wurde ein Nachruf

© Preußische Allgemeine Zeitung / 14. Januar 2006

Preußen hat ihn immer beschäftigt
Aus einer Festschrift zum 80. Geburtstag des Historikers Wolfgang Venohr wurde ein Nachruf

Das hier zu besprechende Buch war ursprünglich als Festschrift für den bekannten Journalisten, Filmproduzenten und Buchautor zu dessen 80. Geburtstag am 15. April 2005 vorgesehen. Sein Tod am 26. Januar 2005 machte aus der Gratulation des sehr großen Freundes- und Bekanntenkreises einen besonders würdigen Nachruf.

Auf 608 Seiten wird ein Lebensbild dargeboten, das die Zeit des Dritten Reiches, den Zweiten Weltkrieg, die schwere Nachkriegszeit, die Geschichte der DDR und der BRD, die Wiedervereinigung und schließlich den Kampf um die rechte Erinnerungskultur der Deutschen während des letzten Lebensabschnittes umfaßt.

Aus dem unmittelbaren Nachruf von Günther Deschner erfahren wir, daß der Kriegsteilnehmer Venohr nach seinem freiwilligen Eintritt in die Elitetruppe der 1. SS-Panzergrenadierdivision im Oktober 1942 innerhalb von zweieinhalb Jahren vom Kradschützen zum Kompanieführer aufrückte und im Einsatz an vielen Fronten in Ost und West sogar das Deutsche Kreuz in Gold erwarb.

Als promovierter Historiker mit Studium auch der Politischen und der Zeitungswissenschaft gelang ihm eine beispielhafte Karriere im deutschen Journalismus, die heute undenkbar wäre.

In mehrteiligen TV-Dokumentationen beispielsweise über die Deutsche Wehrmacht, die Waffen-SS, über Hitler und die Deutschen oder auch über „Kriegsverbrechen der Alliierten“ (Ost und West!) schilderte er frei von Agitation die historischen Fakten, so, „wie es denn gewesen“. „Sieht man sich die Videoaufzeichnungen dieser Sendungen heute noch einmal an, hat man einen ernüchternden Gradmesser dafür, wie engstirnig, einseitig, kleinkariert und verbogen das Spektrum der öffentlichen Meinung der Bundesrepublik in den vergangenen 20 Jahren geworden ist.“ (G. Deschner)

1982 gab Venohr ein Buch heraus, das den Kern seines politischen Anliegens beschrieb. Der Titel lautet: „Die deutsche Einheit kommt bestimmt.“ Das entsprach keineswegs der allgemeinen Auffassung. Hier zeigten sich der Mut und die innere Unabhängigkeit einer großen Persönlichkeit, die nicht bereit war, sich gegen die eigene Überzeugung opportunistisch anzupassen.

So gut und ehrend auch die Beiträge vieler bekannter Autoren von Rang sind, so dürften doch die Aufsätze und Interviews von Wolfgang Venohr selbst einschließlich der Bibliographie und der Filmographie der wichtigste Teil der Kennzeichnung dieses außergewöhnlichen Mannes sein. Hervorheben möchten wir lediglich den Beitrag von Prof. Dr. Michael

Friedrich Vogt und seinen aufschlußreichen Artikel: „Robert Havemann, Wolfgang Venohr und ein Offener Brief an Leonid Breschnew“. Untertitel: Die Initiative für ein blockfreies, wiedervereinigtes Deutschland. Der Brief trat für ein blockfreies, neutrales, vereinigtes Deutschland ein, vor dem die Welt weniger Angst haben sollte, als vor einem Atomkrieg in Mitteleuropa, mit Deutschland als Hauptbetroffenem. Es ging daher um die Emanzipation aus der Bindung an die Siegermächte: patriotischer Neutralismus!

Wir erinnern uns an dieser Stelle an das Buch von General Dr. Kießling: „Neutralität ist kein Verrat“ und an das des damaligen Bundestagsabgeordneten Bernhard Friedmann: „Einheit statt Raketen“ (1987), auf die der seinerzeit amtierende Bundeskanzler nach Presseberichten nicht vielmehr zu entgegnen wußte als „Blühender Unsinn!“ Was würden wohl die Zeitgenossen, die den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung feiern, sagen, wenn sie auf ein durch taktische Atomwaffen verwüstetes und verstrahltes Deutschland schauen müßten, das zum Kampfplatz der „Befreier“ ausersehen war?

Von den Biographien Venohrs sei hier diejenige über den Soldatenkönig, über Friedrich den Großen sowie Oberst Schenck Graf von Stauffenberg genannt. Preußen hat ihn immer wieder beschäftigt.

Nebenbei sei angemerkt, daß er auch Beiträge für das „Deutschlandjournal“ geschrieben und bei der SWG vorgetragen hat. Wir werden diesen großen Journalisten und Patrioten nicht vergessen und sein Vorbild und Beispiel ehrend aufbewahren. R. Uhle-Wettler

Dieter Stein (Hrsg.): „Ein Leben für Deutschland – Gedenkschrift für Wolfgang Venohr 1925–2005“, Edition JF, Berlin 2005, 609 Seiten, 29,80 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren