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21.01.05 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 21. Januar 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

also ein geruhsamer Start in das Neue Jahr war das ja nun nicht gerade – jedenfalls nicht für unsere Ostpreußische Familie. Denn kaum hatte ich einmal tief Luft geholt und gedacht: „So, jetzt hast du aber alles schön aufgearbeitet und legst eine Verschnaufpause ein ...“, da prasselte es nur so an neuen Fragen und Wünschen, die letzten Erfolge zeigten ihre Wirkungen. Und so gerne ich auch mit Euch, lewe Landlied, schabbere – Vorrang haben jetzt die Suchmeldungen, und sie kommen wieder mal aus aller Welt.

So aus Nazareth. Dort lebt Herr Dr. Norbert Schwake, der sich an den Kreisvertreter von Lyck, Herrn Gerd Bandilla, gewandt hat, um einige Fragen um einen im Ersten Weltkrieg im damaligen Palästina gefallenen deutschen Fliegerleutnant zu klären. Da die betreffende Familie aber im Lyck der Zeit zwischen den Weltkriegen nirgends verzeichnet ist, übergab Herr Bandilla mir dieses Schreiben, weil – wenn überhaupt – die Ostpreußische Familie weiter helfen kann. Es handelt sich um den Leutnant der Reserve Hermann Haken, * 27. November 1888 in Lyck. Im Ersten Weltkrieg diente er als Flieger und Beobachter bei der Fliegerabteilung 302, die Ende 1917 nach Palästina geschickt wurde. Noch bevor Jerusalem von den Engländern am 11. Dezember 1917 besetzt wurde, waren die deutschen Fliegereinheiten in aller Eile nach Galiläa verlegt worden, zum Teil in die deutsche Siedlung Waldheim bei Bethlehem. Das deutsche Offizierslazarett war im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Nazareth untergebracht. Am 4. Dezember wurde Leutnant Haken in einem Luftkampf über Tul Karm abgeschossen. Er wurde zusammen mit dem am selben Tag verstorbenen deutschen Kraftfahrer Wilhelm Reiter auf einem Platz neben dem Lazarett beerdigt. Nach Fliegersitte stellte man auf das Grab des Leutnants einen in der Mitte durchgesägten Holzpropeller mit seinem eingravierten Namen. Kurz danach wurden neben Haken zwei weitere gefallene Flieger beerdigt: Heinrich Deilmann und Karl Freiherr von dem Bussche-Streithorst, der am selben Tag wie sein Zwillingsbruder in Finnland fiel. 1934-35 wurde ein neuer zentraler deutscher Soldatenfriedhof oberhalb der Begräbnisstätte angelegt, die Gebeine der Gefallenen wurden umgebettet. Dort liegt nun auch Leutnant Hermann Haken mit seinen Kameraden. Herr Dr. Schwake kann die Geschichte dieser Gräber mit Fotos belegen. Was er aber trotz intensiver Bemühungen – selbst den polnischen Militärattaché in Tel Aviv hat er um Hilfe gebeten – bisher nicht erfahren konnte, sind Daten und Fakten aus der Familiengeschichte von Hermann Haken. Er wurde in Lyck geboren – stammt seine Familie aus Ostpreußen und woher? 1938 gab es jedenfalls in Lyck keine Einwohner mit Namen Haken. Leben noch Angehörige dieser Familie? War der zum Zeitpunkt seines Todes 29jährige Reserveleutnant verheiratet, hatte er Nachkommen? Herrn Dr. Schwake ist an jeder Auskunft gelegen. (Zuschriften bitte an Herrn Dr. Norbert Schwake, Rehov Iris 7/9, P.O.B. 1882, 17000 Nazareth-Illit, Israel, oder an den Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Lyck, Herrn Gerd Bandilla, Agnes-Miegel-Str. 6 in 50374 Erftstadt).

Nun nach Australien, nach Perth. Dort lebt unser Leser Werner Dorroch, der seinen Familiennamen auf nach Ostpreußen eingewanderte Schotten zurück-führt. Nur sind seine Informationen über diese sehr gering, und deshalb wendet er sich an unsere Ostpreußische Familie, der er ehrliche Bewunderung zollt – vielen Dank, lieber Herr Dorroch, über Ihre anerkennenden Worte, sie tun gut! Ihm ist bekannt, daß es einen Ort „Schottland“ in der Nähe von Königsberg gegeben hat und möchte mehr darüber wissen. Nun, dieses Schottland war eine kleine Siedlung östlich der Stadt in der Nähe des Lauther Mühlenteiches, 1840 erstmalig erwähnt. Vielleicht identisch mit dem hier auch gelegenen „Patrickshof“, na, und das klingt doch sehr schottisch und ist es auch, denn in dieser Gegend wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts schottische Neubürger angesiedelt. Die Schotten kamen als Kaufleute vor allem in die Hafen- und Handelsstädte, so nach Königsberg und Memel. Einer der bekanntesten war der Königsberger Kaufmann Robert Motherby, Erbe und Nachfolger des englischen Kaufmanns Green, einem der vertrautesten Freunde Kants. Der große Denker war bei Motherby sonntags regelmäßig zu Gast. Sein Sohn, der Arzt Dr. William Motherby – der übrigens die Pockenschutzimpfung in Königsberg einführte – stiftete die Gesellschaft der Freunde Kants. Es gab noch ein zweites „Schottland“ in Alt-Preußen, ein bereits im 17. Jahrhundert erwähntes Fischerdorf auf der Frischen Nehrung. Soviel „Schottisches“ vorab, sozusagen als Aufmunterung für die Leserinnen und Leser, die mehr über „Schottland“ in Ostpreußen sagen können, vielleicht sogar von dort stammen, aber auch für diejenigen, die schottische Vorfahren haben und unserm Freund im fernen Perth aus ihrer Familiengeschichte berichten können. Vielleicht findet sich sogar noch eine ferne Verwandtschaft, bei uns ist alles möglich! (Werner Dorroch, 6 Clayton Court, Ferndale, W.A. 6148, Australien, Telefon: +61-8-9451 9851).

In das Baltikum führt die Suchfrage von Herrn Alfred Schmidt aus Mosbach, und er verbindet mit ihr eine letzte Hoffnung, etwas über seine mütterlichen Vorfahren zu erkunden. Doch das dürfte schwierig sein, denn selbst seine Anfragen bei den dafür prädestinierten Institutionen wie die Deutsch-Baltische Genealogische Gesellschaft und die Carl-Schirren-Gesellschaft hatten keinen Erfolg. Ebenso ergebnislos blieb eine Umfrage bei den in Deutschland lebenden Bürgern mit Namen „Runze“, aber von unserer Leserin Elisabeth Runze geb. Rudau erhielt Herr Schmidt den Hinweis, sich an uns zu wenden, weil ja einige Landsleute Verbindung zu Deutsch-Balten hatten und haben oder mit ihnen verwandt sind. Also versuchen wir es mal. Alfred Schmidt ist Nachfahre eines Ehepaares aus Rheinland-Pfalz, das 1784 nach Ostgalizien auswanderte. Sein Vater Philipp Schmidt, * 1895, geriet als österreichischer Soldat 1916 in russische Gefangenschaft, lebte nach der Revolution bei Moskau, durfte sich frei bewegen, aber nicht in seine Heimat zurückkehren. In Kolomna lernte er die Deutsch-Baltin Natalia Runze, * 21. März 1900, aus Riga kennen, die mit Eltern und Schwester dorthin deportiert worden war. Auf einer gemeinsamen Fahrt in den Süden Rußlands gerieten sie in das von Weißgardisten besetzte Kalatsch, wo sie am 6. Juni 1919 heirateten. 1921 kehrte Philipp Schmidt mit seiner jungen Frau in das nun polnische Galizien zurück, wo in Boryslaw ihr Sohn Alfred geboren wurde. Nach dem Tod der Mutter im September 1929 besuchte der Vater mit seinen Kindern die Schwester seiner Mutter in Riga. Helene geb. Runze – Ehename unbekannt – lebte damals in der Maskavas-iela. Während der deutschen Besetzung versuchte Alfred Schmidt – die Familie war 1940 nach Deutschland umgesiedelt - mit dieser Tante Kontakt aufzunehmen, was ihm aber nicht gelang. Er nimmt an, daß sie Opfer der sowjetischen Deportationen 1939/1941 wurde. Herr Schmidt stößt nun bei seinen Recherchen immer ins Leere. So ist die Registrierung der Geburt seiner Mutter Natalia Runze nicht feststellbar. Es gibt auch keine Unterlagen über deren Eltern Christoph Runze und Lydia geb. Tschepsna, die etwa zwischen 1870 und 1880 geboren wurden. Da Natalia Runze bei ihrer Heirat orthodox war, dürfte ihre Mutter Lydia lettischer oder russischer Abstammung gewesen sein. Was bleibt für uns? Eigentlich nur wenige und sehr vage Fragen: Wer kannte eine Familie Runze aus Riga? Welche baltischen Leserinnen und Leser erinnern sich an diesen Namen und wissen, wo noch Angehörige leben könnten? Gibt es ostpreußische Familien mit diesem Namen, die baltische Verwandte haben? Wer kann Herrn Schmidt aus eigener Erfahrung brauchbare Hinweise zur weiteren Forschung geben? (Alfred Schmidt, Waldstadt, Dachsbaustraße 15 in 74821 Mosbach, Telefon 0 62 61 / 3 58 77).

Was mich immer wieder bei solchen Suchwünschen bewegt, sind die Schicksale, die hinter nüchternen Namensnennungen und Daten stehen. „Stoffe, aus denen Romane geschrieben werden können“, so bezeichnete einmal eine Leserin diese hier in unserer Kolumne sehr komprimiert gebrachten Schilderungen. Und solchen „Stoff“ könnte auch die nächste Frage bieten, wenn sie gelöst würde. Sie beginnt auch wie in einem Roman: In dem Nachlaß eines verstorbenen Ostpreußen werden Fotos von einem Mann gefunden, der irgendwie zur Familie gehört hat, dessen Name aber niemals erwähnt wurde. Inschriften auf der Rückseite lassen aber eine Identifikation zu, für die Hinterbliebenen nimmt dieser Unbekannte Gestalt an und führt schließlich zu einer Anfrage bei unserer Ostpreußischen Familie. Sie wird gestellt von unsern treuen Lesern Ralf Prydzuhn und seiner Mutter Inge, geborene Broszeit. Deren Vater Rudolf Broszeit besaß jene Fotos, die er zu Lebzeiten nie gezeigt hatte und die nun Tochter und Enkel bewegen. Sie zeigen einen jungen, blonden Mann in R.A.D-Uniform und in Zivil. Die Widmung auf dem ersten Bild lautet: „Für Emma Broszeit, Rosenstraße 1. Zur Erinnerung an R.A.D. Werner Voigt.“ Die Zeilen auf dem Foto des Jungen in der Lederjacke entschlüsseln das Verhältnis: „Zum Andenken an Deinen Pflegesohn Werner Voigt.“ Die Pflegemutter des Abgebildeten war die Mutter des Verstorbenen, Emma Broszeit aus Heinrichswalde, Krs. Elchniederung. Nachfragen im Umfeld der Familie ergaben, daß es sich um den etwa 1926 geborenen Sohn einer Frau handelt, die in der Nähe von Heinrichswalde auf einem kleinen Bauernhof wohnte. Werner lebte bei seiner Pflegemutter in der angegebenen Rosenstraße Nr. 1. und soll die Volksschule in Heinrichswalde bis zum Abschluß besucht haben. Das muß also etwa 1939 / 40 gewesen sein. Der junge Mann ist dann zum R.A.D. gekommen, denn in den folgenden Jahren hat er Emma Broszeit noch einmal besucht. Vielleicht ist dabei das Uniform-Foto entstanden. Es könnte sein, daß er in einem R.A.D.-Lager in der Elchniederung war. Auf dem Ärmelzeichen ist die Zahl 14 und darunter eine kleine 2 zu erkennen. Nun möchten Inge und Ralf Prydzuhn als Enkelin und Urenkel von Emma Broszeit wissen, was aus Werner Voigt geworden ist. Hat er den Krieg überlebt? Wer war mit ihm beim R.A.D. oder bei der Wehrmacht zusammen? Gibt es noch Angehörige der leiblichen Mutter aus der Familie Voigt in der Nähe von Heinrichswalde? Vielleicht lebt Werner Voigt noch, jetzt wohl 80jährig, und liest diese Zeilen? Das wäre dann wohl der schönste Abschluß dieser Suchfrage, aber so hoch wollen wir gar nicht pokern, obgleich Inge und Ralf Prydzuhn wohl im Geheimen darauf hoffen, denn das steht auch in ihrem Brief: „Es ist manchmal schier unglaublich, welche großartigen Erfolge die Ostpreußische Familie erzielt!“ (Inge Prydzuhn, Breslauer Str.23 in 27432 Hesedorf, Telefon 0 47 61 / 41 66).

Nun aber zu einem Suchwunsch mit präzisen Angaben, die ich am besten wörtlich übernehme, um bei der Vielzahl von Namen und Daten keine Fehler zu machen Zuerst will ich aber den Schreiber vorstellen: Es ist der Sonderschulrektor und Diakon Ekhard Witt aus Detmold, Vizepräsident der Pommerschen Abgeordnetenversammlung und sehr aktiv als stellv. Vorsitzender des Heimatkreises Rummelsburg. Sein Vater stammt aus Hinterpommern, seine Mutter aus dem Rheinland mit ostpreußischen Wurzeln. Und um diese geht es in seinem Schreiben: „Meine Urgroßmutter Helene Knetsch wurde 1880 in Königsberg / Pr. geboren. Ihr Lebensweg führte sie um die Jahrhundertwende in das Rheinland, wo sie 1938 in Düsseldorf verstarb. Ihr Vater Gottlieb Knetsch, * 1854 in Brosowen, Krs. Angerburg (später Hartenstein) verstarb 1927 in Düsseldorf. Seine Eltern sind Leopold Kneetz, * 1820, + in Brosowen, und Caroline Rautenberg, * 1816 in Engelstein, Krs. Angerburg. Die Familie Knietsch (der Name ändert sich ständig) stammt also aus Brosowen. Letzte Eintragung: Christian Knietsch, * 1795, + 1840 in Brosowen, und seine Frau Charlotte geb. Streich, * 1820 in Engelstein, + 1863 in Brosowen. Deren Eltern stammen aus Heinbuchenwerder und Kremitten, Krs. Wehlau. Letzte Nachweise sind zu finden in Laukischken (1792 Matz), Schierenau (Rahn 1805) und Heinbuchenwerder (Riemann 1851).“ So, der langen Angaben kurzer Sinn: Wo gibt es heute noch Nachkommen der genannten Familien, vor allem die der Sippe Knetsch, Kneetz, Knietsch? Herr Witt, der aus Überzeugung unsere Zeitung liest, würde sich über Zuschriften freuen. (Diakon Eckhard Witt, Hambruchtwete 1 in 32756 Detmold.)

So, noch ein Nachschrapselchen. Und da wir heute so weltumspannend sind, geht diese Frage in erster Linie nach Florida. Gestellt wird sie von Irene Achtelik geb. Rockel, die der Verlust ihrer Vettern Herbert und Ernst-Otto Raffel drückt, wie sie schreibt. Nun, sie sind weder gefallen noch vermißt, wie ich nach diesen Worten glaubte, sondern haben Krieg und Flucht überlebt, denn sie besuchten 1953 ihre Kusine Irene in Aachen. Herbert,* 10. Mai 1920, und Ernst-Otto Raffel, * 2. Januar 1926, stammen aus Königsberg, wohnten dort in der Gebauerstraße. Ernst-Otto wanderte etwa 1957 nach Amerika aus, lebte in Florida und stand mit Irenes Mutter in Briefwechsel. Nach deren Tod gab es dann keine Verbindung mehr, zumal Irene dann durch Heirat den Namen Achtelik trug. Die Anschrift von Ernst-Otto war nicht mehr auffindbar. Nun hätte sie so gerne wieder Kontakt zu ihren Vettern oder deren Nachkommen gehabt. Vielleicht macht es unsere Familie möglich? (Irene Achtelik, Kuhlmannsfeld 10 in 45355 Essen, Telefon 02 01 / 66 19 30)

Eure Ruth Geede

Wer kennt Werner Voigt? Die Enkelin von Emma Broszeit sucht deren Pflegesohn aus Heinrichswalde, Kreis Elchniederung.


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