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28.01.06 / "Wir wollen jedem Hilfe leisten" / Polizei, Mediziner und karitative Verbände kämpfen in Polen gegen die Eiseskälte

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Januar 2006

"Wir wollen jedem Hilfe leisten"
Polizei, Mediziner und karitative Verbände kämpfen in Polen gegen die Eiseskälte
von Aneta Maciag

Mit Tiefsttemperaturen von bis zu minus 31 Grad Celsius in der Nacht herrscht in Polen weiterhin Eiseskälte. Nach Angaben der polnischen Polizei starben landesweit über 100 Personen an den Folgen der Kälte. „Allein am Wochenende wurden 21 gefrorene Leichen gefunden. Die Ursache des Todes war Körperauskühlung“, stellte P. Petrykowski von der niederschlesischen Polizei fest.

Mitarbeiter karikativer Verbände bieten allen Bedürftigen etwas Warmes zu essen an. In Breslau nahm die Schlange vor einer Suppenküche kein Ende. „Für manche Menschen ist eine warme Suppe von uns die einzige Mahlzeit am Tag“, so Pfarrer Glod aus der karitativen Küche.

Obwohl die Obdachlosenheime jetzt schon überfüllt sind, nehmen sie weiter Personen auf. „Wir haben 150 Plätze und jetzt übernachten hier schon 220 Personen. Wir wollen jedem unsere Hilfe leisten.“

In Breslau patrouillieren einige hundert Polizisten. Sie durchsuchen Straßen, Treppenhäuser, Gartenlauben sowie Bahnhöfe und bringen die Obdachlosen in Heime – alles um das Leben dieser Menschen zu retten. Viele von ihnen wollen allerdings gar nicht mitgehen, weil sie Angst haben, ihren geringen Besitz (zum Beispiel verstaut in einer Gartenlaube) zu verlieren.

In Schlesien und anderen Teilen der Republik Polen versagte die Elektronik vieler Straßenbahnen. Im Zugverkehr kam es wetterbedingt zu zahlreichen Verspätungen. In mehreren Teilen des Landes sagten die Behörden den Unterricht ab.

Die Hälfte der Bevölkerung im ostpreußischen Allenstein wachte am Sonnabend in kalten Wohnungen und ohne warmes Wasser auf. Das städtische Fernheizwerk hatte seine Arbeit eingestellt. „Die Grundursache war die unterbrochene Stromlieferung zum Fernheizwerk. Die Wasserpumpen im ganzen Fernheizwerk haben aufgehört zu arbeiten“, erklärt der Vorsitzende des städtischen Werkes in Allenstein. Nach 30 Minuten wurde der Strom wiederangestellt. Die Inbetriebnahme des Fernwärmewerkes dauerte jedoch den ganzen Tag. Für die Bewohner war dies jedoch nur der Anfang. Es folgten weitere Schwierigkeiten. Sie saßen in den kalten Wohnungen ohne Wasser. Viele der inaktiven Wasserleitungen sind in der Zeit des Stillstandes eingefroren, so daß einige Haushalte immer noch ohne Wasserversorgung sind.

Auf den Straßen in Ermland und Masuren liegt zudem auch noch sehr hoch Schnee. Am Sonnabend waren in Schippenbeil minus 25 Grad Celsius. „Zu Hause ist es warm, aber schon auf dem Balkon frieren mir die Wimpern ein. Ich konnte gar nicht das Holz holen, weil es so glatt war. Ich mußte vorsichtig die Stufen in die zweite Etage hochgehen, weil auch die Treppen im Treppenhaus glatt waren“, erzählt eine 69jährige Ostpreußin. „Die Schule ist geschlossen, und die Busse fahren auch nicht mehr“, fügt sie hinzu.

Auch in Pommern sieht die Lage schlecht aus. Die Kälte erschwert den Alltag. Es herrscht Verkehrschaos. Auch der Flughafen war betroffen. Am Sonnabend wurden drei Flüge abgesagt. Die Züge und Busse kommen mit Verspätung oder gar nicht. Die Straßen und Gehwege sind eisglatt. Täglich werden bis zu 60 Personen wegen Verstauchungen, Knochenbrüchen und Erfrierung eingewiesen.

Ein Ende der Kältewelle ist nicht in Sicht: Für dieses Wochenende werden in Warschau bis zu minus 30 Grad Celsius und im Osten Polens sogar bis minus 45 Grad Celsius erwartet.


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