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28.01.06 / Wo Königin Luise sich einst wohlfühlte / Schloß Paretz an der Havel zeigt in Kabinettausstellungen und Sonderführungen das Leben der beliebten Königin

© Preußische Allgemeine Zeitung / 28. Januar 2006

Wo Königin Luise sich einst wohlfühlte
Schloß Paretz an der Havel zeigt in Kabinettausstellungen und Sonderführungen das Leben der beliebten Königin

Denk nur, den Tag, als wir auf der Pfaueninsel waren, vergangenen Dienstag, hatten wir ein Gewitter, wie ich es mein Lebtag noch nicht gesehen habe; man glaubte, Paretz hätte gebrannt. Wenn das gewesen wäre, hätte ich mich tot geheult“, schrieb Luise, Königin von Preußen, an ihren Gemahl Friedrich Wilhelm III. im Sommer des Jahres 1800. Wie wahr, denn Luise liebte Paretz und das vergleichsweise ungezwungene Leben dort. Drei Jahre zuvor hatte das königliche Paar zum ersten Mal einen Sommer in Paretz verbracht.

Das Dorf, 20 Kilometer nördlich von Potsdam an der Havel gelegen und 1197 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, war für Friedrich Wilhelm III. und Luise völlig neu aufgebaut worden. Ein herrschaftliches Haus mit einem großzügigen Garten krönten das Ensemble aus Ställen, Gasthaus, Torhaus, Kirche und Häusern der Dorfbewohner. Die Entwürfe hierzu stammen von Landbaumeister David Gilly (1748–1808), der zeitweilig auch von seinem Sohn Friedrich (1772–1800) unterstützt wurde. So entstand eines der bedeutendsten Zeugnisse der Landbaukunst in Preußen um 1800.

Regelmäßig im Spätsommer zog sich die königliche Familie für sechs Wochen nach Paretz zurück, um dort, begleitet von einem stattlichen Hofstaat, die ländliche Idylle zu genießen. Die Flucht vor Napoleon 1806 beendete jäh diese Beschaulichkeit. Erst auf der Reise von Berlin nach Hohenzieritz, wo Luise 1810 ihren Vater besuchte, sah sie Paretz wieder – zum letzten Mal, denn die beliebte und hochverehrte Königin starb am

19. Juli auf Schloß Hohenzieritz. Eine Ausstellung und ein Gedenkzimmer, die allerdings nur im Sommer besichtigt werden können, erinnern an die Königin. Ganzjährig ist Schloß Paretz an den Wochenenden geöffnet

(Öffnungszeiten in der Woche erfragen unter Telefon 03 32 33 / 73 60).

In einem Führer über das Schloß kann man die Geschichte des Baus und seiner Einrichtung verfolgen (Adelheid Schendel, hrsg. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg SPSG, Postfach 601462, 14414 Potsdam, 28 Seiten, zahlr. Abb., 3 Euro). Vieles ist im Zweiten Weltkrieg und danach verlorengegangen. Von der Originalausstattung sind nur zwei Kommoden, zwei Spiegel und das englische Tafelklavier erhalten. Ergänzt werden sie durch einige fast identische Neuerwerbungen und Möbel aus anderen Hohenzollernschlössern, wie aus dem Kronprinzenpalais, dem Potsdamer Stadtschloß und Schloß Charlottenburg.

Besonders kostbar und einzigartig waren die Papiertapeten in Paretz, die sämtlich aus Berliner Werkstätten und Fabriken stammten. Für eine Dokumentation waren sie 1943 farbig fotografiert, 1947 in Sanssouci deponiert worden, so daß man sie jetzt fachgerecht restaurieren konnte. Seit 2001 können die mit Tapeten ausgestatteten Räume wieder besichtigt werden, auch finden dort Veranstaltungen und Sonderführungen statt.

„Die Bücher der Königin Luise im Schloß Paretz“ stellte die Bibliothekarin Hannelore Röhm von der SPSG am vergangenen Sonntag vor. Sie stammen aus Luises einstiger Bibliothek im Potsdamer Stadtschloß und befinden sich heute im Paretzer Arbeitszimmer Friedrich Wilhelms III. von Preußen.

Eine Kabinettausstellung im Schloß Paretz versetzt in diesen Wochen die Besucher in die Zeit der Kostüm- und Maskenfeste am Hofe der Königin Luise. Im Mittelpunkt stehen Grafiken von Wilhelm Chodowiecki und Aloys Hirt, welche die Karnevalsfeierlichkeiten von 1802 und 1804 im Palais des Prinzen Ferdinand sowie im Nationaltheater auf dem Gendarmenmarkt wiedergeben. Ergänzt wird diese sehenswerte Schau seit kurzem durch acht Teller der Königlich-Preußischen Porzellanmanufaktur aus dem Jahr 1823, die das antike Thema eines dieser Hoffeste, „Dädalus und seine Statuen“, nach über 20 Jahren nochmals aufgreifen.

Die Kabinettausstellung „Hoffeste bei Königin Luise“ ist im Rahmen von Sonntagsführungen zu besichtigen: 29. Januar, 12. und 19. Februar, 12., 19. und 26. März und zu Ostern am 14., 15., 16. und 17. April jeweils um 10 Uhr. Im Rahmen dieser Führungen erfahren die Besucher, wie derartige Festivitäten abliefen und welche Rolle die sogenannten Guck-kastenmänner bei den humoristischen Schilderungen der Hoffeste spielten.

Ein Preußisch-Mecklenburgisches Winterfest wird auf Paretz alljährlich zum Geburtstag der Prinzessin Alexandrine von Preußen (* 23. Februar 1803) veranstaltet. Gefeiert wird unter anderem mit einem umfangreichen Kinderprogramm und einem Vortrag von Gerlinde Kienitz, Neustrelitz, über die Geschichte des Herzogtums / Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz. Außerdem wird die geplante „Königin-Luise-Route“ zwischen Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vorgestellt. (Sonntag, 26. Februar, 10 bis 17 Uhr, Einritt 8 / 6 Euro). os/spsg

Schloß Paretz: Der ländliche Sommersitz wurde für König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise gebaut. Er gilt heute als Schmuckstück der Architektur um 1800. Foto: SPSG


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