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18.03.06 / Mit Augenzwinkern / Eine Ausstellung in Augsburg zeigt Mozart im Puppenspiel

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. März 2006

Mit Augenzwinkern
Eine Ausstellung in Augsburg zeigt Mozart im Puppenspiel

Für das Mozartjahr 2006 sind mehrere tausend Veranstaltungen geplant, die sich mit Leben und Werk des Komponisten beschäftigen. Die Ausstellung im Augsburger Puppentheatermuseum "die Kiste" ist sicher einer der unkonventionellsten Beiträge: unterhaltsam, informativ und anregend anders - ein Weg, auch Kindern den beliebtesten Musiker aller Zeiten nahezubringen.

In der Welt des Figurentheaters hat die Oper eine lange Tradition. Im 18. Jahrhundert hielten Marionettenopern, wie in der Ausstellung ausführlich dargelegt, als musischer Zeitvertreib auch Einzug in europäische Königshäuser. Joseph Haydn, ein Zeitgenosse Mo-zarts, komponierte Opern eigens für das Puppentheater. Sie standen in so hohem Ansehen, daß sogar Kaiserin Maria Theresia Haydn zu Gastspielen nach Schönbrunn einlud.

Zeitlebens hatte Mozart ein "Faible" für die närrische Kasperlfigur des Marionettentheaters. Noch vor "Bastien und Bastienne" schrieb er eine "Hanswurstiade" mit dem Titel "Die Liebesprobe". In seinem letzten großen Opernwerk "Die Zauberflöte" erschufen Mozart und Emanuel Schikaneder in Anlehnung an den Kasperl die berühmte Figur des Papageno. In der Ausstellung ist sowohl eine historische Hanswurst-Marionette aus der Tradition des Wiener Volks-theaters als auch eine ganze "Papageno-Parade" zu sehen. Schon im Eingangsbereich der Ausstellung empfängt den Besucher auf über 60 Quadratmetern eine große Mozart-Opernszene mit über 100 Figuren der Augsburger Puppenkiste: bestehend aus Zuschauern, Bühne, Orchester, Chor und Sängern - eine zweifellos imposante Einstimmung auf das Thema.

Neben Mozart-adaptionen der Puppenkiste zeigt die Sonderausstellung über 200 Leihgaben aus aller Welt. Die Bandbreite reicht von klassischen "Zauberflöte"-Marionetten aus dem Schloßtheater Schönbrunn in Wien bis hin zu "Don Giovanni"-Marionetten aus Anchorage, Alaska. Auch zahlreiche historische und zeitgenössische Leihgaben aus Tschechien, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Ungarn und den USA werden gezeigt.

Besonders stolz sind die Ausstellungsmacher auch auf die Leihgaben des weltberühmten Salzburger Marionettentheaters. Das internationale Renommee, die Welttourneen, die Marionetten-Opernverfilmungen mit Sir Peter Ustinov in der Rolle des Erzählers unterstreichen eindrucksvoll die außerordentliche Rolle dieses Marionettenopernhauses.

Eine weitere Besonderheit stellt die Präsentation des Silhouettenfilms "Papageno" von Lotte Reiniger dar. Die berühmte Pionierin des Trickfilms verarbeitete in einem Zyklus von 140 Scherenschnitten verschiedene Mozartopern, unter anderem "Die Zauberflöte".

Dank der Mitarbeit zahlreicher wissenschaftlicher Kooperationspartner wie der Universität Augsburg, dem Institut für Musikwissenschaft der Universität Würzburg, der Deutschen Mozartgesellschaft und Prof. Justus Frantz gelingt es auch mit dieser Ausstellung, den Bogen von der historischen Betrachtung eines Themas hin zur Tradition des Marionettentheaters zu spannen. Die Ausstellung erklärt anhand von Bildern, Texten und Installationen eindrucksvoll, aber auch mit Humor und einem "Augenzwinkern", Mozarts Leben und Werk. So finden die strapaziösen Europareisen der Familie Mozart ebenso ihren Platz wie die wichtige Rolle des Vaters Leopold, der schließlich in Augsburg das Licht der Welt erblickte. Audiovisuell begleitet wird das Projekt von Hörstationen mit Biographischem, von Filmen und vor allem von der Musik Mozarts.

Spaß für die ganze Familie verspricht die "Rätselrallye" mit dem Titel "genialer Gnagflow". Sie basiert auf einem Spiel, dem sich bereits Wolfgang Amadeus und seine Schwester "Nannerl" als Kinder mit Begeisterung widmeten. Das Rätselraten beginnt im Museum und führt zu vielen "Mozart-Schauplätzen" in Augsburg. Ein "Mozartkoffer", entwickelt von einer Kunstpädagogin, wird während der Ausstellungszeit durch Grundschulen in Augsburg, Salzburg, Wien und Prag "reisen" und spielerisch Wissenswertes über Mozart vermitteln. Zur Ausstellung selbst wird ein umfangreiches Begleitprogramm geboten: So dürfen große und kleine Besucher an einigen "Aktionstagen" im Museum einer Geigenbauerin bei der Arbeit über die Schulter schauen oder die Instrumente eines Orchesters ausprobieren. Zudem gibt es Lesungen und natürlich viel Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Oliver Seitz

Die Ausstellung in der Spitalgasse 15 ist täglich außer montags von 10 bis 19 Uhr geöffnet, bis 21. Mai. Teile der Ausstellung werden ab Ende Mai im Museum für Puppentheaterkultur (PuK) in Bad Kreuznach zu sehen sein.

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Fotos (2): Augsburger Puppenkiste


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