20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.03.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. März 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

ausgefallene Wünsche sind wir ja gewohnt, weil einige Fragesteller unsere PAZ und damit die Ostpreußische Familie nur vom Hörensagen kennen. Sie haben aus unserer Leserschaft den Tip bekommen, sich an uns zu wenden, und so erging es auch Herrn Otto David aus Dresden. Allerdings können wir seinen Wunsch beim besten Willen nicht erfüllen, denn er möchte von uns eine Ablichtung des Meßtischblattes Nr. 4367 "um den Ort Rawitsch in Posen herum". So weit, so gut. Aber dann sah ich mir den beigelegten Zeitungsartikel, einen Ausschnitt aus der "Sächsischen Zeitung" vom 15. Februar, etwas genauer an, und da wurde ich hellhörig - eigentlich müßte ich "hellsichtig" schreiben, aber dieses Wort wollen wir uns doch noch aufheben, falls wir etwas zur Aufklärung beitragen können. Denn der Bericht enthält unter der Überschrift "Wer bin ich?" die Schilderung des Schicksals eines Flüchtlingskindes, das seine Vergangenheit sucht. Ich rief Otto David an und sagte ihm, daß wir seine Lebensgeschichte unserem Leserkreis übermitteln wollen mit der kleinen Hoffnung, daß sich trotz der nur wenigen und vagen Angaben einige Hinweise ergeben. Er war dankbar dafür, der Mann, der sich Otto David nennt - oder heißt er David Otto? Das konnte bisher nicht geklärt werden. Er taucht als registrierte Person erst am 21. Januar 1945 auf, als er kurz vor Mitternacht in Dresden in der Kinderklinik des Gerhard-Wagner-Krankenhauses, der heutigen Uniklinik, aufgenommen wird. Ein elendes Bündelchen Mensch, noch nicht einmal neun Kilogramm leicht. Wie alt? Im Aufnahmebericht wird das Alter des Kindes mit "etwa 1 1/2 Jahren" angegeben. Es existiert, wie Herr David später feststellen konnte, eine Krankenakte, in der sein Geburtsdatum mit 7. Juli 1943 angegeben wird. Diese Angabe stammt wahrscheinlich von der DRK-Schwester, die das Kind eingeliefert hat. Es soll sich in einem Flüchtlingszug aus Ostpreußen befunden haben, der auf dem Hauptbahnhof von Dresden nach tagelanger Fahrt endete.

Was ist sonst noch bekannt? In der Krankenakte ist als Wohnort "Klein Kalau" vermerkt sowie "vorübergehender Aufenthalt Schmückert, Kreis Rawitsch, letzter Aufenthalt Kinderklinik Leslau". Das sind die einzigen Anhaltspunkte, die aber auch nicht sicher sind, denn zwischen Rawitsch und Leslau liegen etwa 300 Kilometer. Kam der Zug überhaupt aus Ostpreußen, wurde das Kind mit seinen Angehörigen auf der Fahrt durch die ehemalige Provinz Posen in dem im südlichen Grenzbereich liegenden Rawitsch aufgenommen, oder kam der Flüchtlingszug nur aus diesen Gebieten? Wo liegt Klein Kalau? Warum hat niemand von seinen Angehörigen in der Klinik nach ihm gefragt - ihn auch nie gesucht, wie er später feststellen mußte. Dafür hat er, der als Kind sechs Pflegefamilien durchwanderte, mit Unterstützung seiner Frau nach seiner Herkunft geforscht, alle in Frage kommenden Suchstellen bemüht - nichts, nichts. Vielleicht kamen die Angehörigen, wenn sie in Dresden blieben, in dem Inferno um? Und wie heißt er wirklich? Trug das Kind ein Namensbändchen, sind vielleicht Otto David nur die Vornamen? Was bleibt für uns zu tun? Zuerst einmal die Klärung, ob am 21. Januar 1945 ein Flüchtlingszug aus Ostpreußen in Dresden eintraf. Wenn nicht, aus welcher Gegend könnte der Zug gekommen sein? Wo liegt Klein Kalau? Wer kennt Familien mit den Namen "Otto" (es gibt über 100000 in Deutschland) oder "David" (immerhin auch noch 30000), die während der Flucht aus ihren östlichen Heimatgebieten in Dresden landeten? "Ein Quentchen Hoffnung lebt immer noch", sagt Otto David. Vielleicht könnte der Funke wenigstens zum Glimmen gebracht werden (Otto David, Köttewitzer Weg 29 in 01257 Dresden, Telefon / Fax 03 51 / 2 00 89 56)!

Auf konkrete Angaben kann ich mich bei der nächsten Suchfrage stützen, die unser Leser Werner Kaupert aus Gotha stellt, der um "Familienhilfe" bittet. Die Nachforschungen über die gesuchten Angehörigen blieben trotz intensiver Bemühungen bisher ergebnislos. Es handelt sich um die Schwester seiner Großmutter Frieda Bulla geborene Geisler, * 1885 in Schwiebus, und ihren Ehemann Franz Bulla, * 1882 in Polnisch-Neukirk, sowie um deren Töchter Anna-Maria Bulla, * 20. Juni 1911 in Schwiebus und Margarete van de Loo geborene Bulla, * 18. März 1914 in Schwiebus. Die Familie wohnte im Vorwerk Karlsrode bei Schwenteinen, Kreis Osterode, nahe Hohenstein. Frieda Bulla soll im Oktober 1945 mit einem Transport von Osterode in den Westen gekommen sein. Das wird auch durch den Kirchlichen Suchdienst bestätigt, nach dessen Unterlagen sie sich 1946 in Prerow / Darß aufgehalten hat. Sie gab von dort eine Suchanzeige nach Mann und Töchtern auf, von denen seit Januar 1945 jede Spur fehlt. Herr Kaupert war selber in Prerow und hat nach dem Verbleib seiner Großtante geforscht, leider vergeblich. Wohin ist Frieda Bulla gezogen, wo hat sie gelebt, wo ist sie verstorben? Von den anderen Familienmitgliedern fehlt ebenfalls jede Spur, auch in den Moskauer Archiven ist nichts zu finden. Im September 1944 lebten noch Eltern und Töchter zusammen in Karlsrode. Das geht aus einem Feldpostbrief hervor, den Herr Kauperts Vater an seine Frau schrieb. Darin erwähnt er, daß er bei einem Fronturlaub seine Verwandten in Karlsrode besucht habe. Herr Kaupert hofft nun, daß sich jemand aus unserem Leserkreis meldet, der mit Frieda Bulla auf dem Transport oder danach zusammen war oder weiß, welches Schicksal Franz Bulla und seine Töchter erlitten (Werner Kaupert, Kastanienallee 8 in 99867 Gotha, Telefon 0 36 21 / 40 53 43).

Manchmal erscheint das Schicksal so widersinnig. Da durfte das kinderreiche Ehepaar Maria und Rudolf Scheller aus Brennersdorf, Kreis Insterburg im Zweiten Weltkrieg von sechs zur Wehrmacht eingezogenen Söhnen einen, Willy, reklamieren und glaubte ihn sicher vor dem Kriegsgeschehen - und dann blieb gerade dieser Sohn als einziges ihrer Kinder verschollen. Bis heute! Noch immer sucht die Schwester Maria Hülse nach dem vermißten Bruder oder einen seiner ehemaligen Kameraden, der etwas über sein Schicksal aussagen kann. Und mit ihr auch andere Schwestern und Brüder, denn nach Kriegsende fand sich die Großfamilie bei dem ältesten Sohn Ernst im thüringischen Gera zusammen, wo dieser bereits seit 1933 wohnte: die Eltern, Söhne, Töchter, Schwiegersöhne und weitere Angehörige - nur Willy fehlte. Der am 13. Juli 1920 Geborene war nach der Freistellung in den Polizeidienst in Insterburg gegangen, wurde aber im Februar 1944 dann doch noch eingezogen (Gen. Marschkompanie I. 161/20 FDN 33 732). Bereits am 10. April wurde Willy Scheller als vermißt gemeldet und zwar im Raum Onisebnie / Bessarabien, zwischen Chisinau und Jassi. In seinem letzten Brief schrieb er, daß er mit fünf anderen Kameraden von der Kompanie getrennt worden sei und in meterhohem Schnee umherirre. Er muß dann doch wieder Anschluß an seine Einheit gefunden haben, denn der Brief ist auf den Postweg gelangt und hat die Familie noch im April erreicht. Die Familie hat nie eine Auskunft über das Schicksal - Verwundung oder Tod - von Willy Scheller bekommen. Zwar rief vor einigen Jahren ein ehemaliger Angehöriger der Einheit bei Frau Hülse an und berichtete, daß alle bis auf 17 Mann umgekommen seien, aber über das Schicksal von Willy Scheller konnte er auch nichts sagen. Seine Schwester Maria mußte auch einige Jahre um ihren Mann bangen. Sie selber war 1944 im Postamt Jänischken beschäftigt wie auch ihr Bruder Rudi, konnte dann im November zu ihrer Schwester nach Königsberg gehen, wo ihr damaliger Verlobter Fritz Hülse stationiert war. Ein erstmal kurzes Glück, denn er geriet in russische Kriegsgefangenschaft und wurde erst im Oktober 1949 entlassen. Daß sich die ganze Familie durch den "Treffpunkt Gera" zusammenfinden konnte - "dafür sind wir Gott dankbar", wie Maria schreibt. Bleibt jetzt nur noch dieses letzte Fünkchen Hoffnung, endlich etwas über den vermißten Bruder zu erfahren (Maria Hülse, Kastorstraße 16 in 56068 Koblenz).

Auch Hardy Micheels Großvater Otto-Gustav Danöhl, * 11. Februar 1913 in Wartenburg, Ostpreußen - dort wohnhaft Passenheimer Straße 20 - gilt seit Anfang Januar 1945 als vermißt. Er kam im März 1940 zu der Fliegerhorstkompanie Prowehren (Erkennungsmarke - 179, Kdtr. E. Fl. Horst Prowehren). Wann er zum Heer kam, ist nicht bekannt. Er gehörte ab dem 3. September 1944 zur Marschkompanie Panzergrenadier-Ersatzbataillon 5 i, Standort Stettin, (29. September 1944: 5. Kompanie Grenadier-Regiment 911 der 349. Volksgrenadierdivision). Letztmalig wurde Otto-Gustav Danöhl in einer Meldung vom 28. November 1944 (Feldpostnummer 21571) erwähnt. Die letzte Nachricht stammt aus einem Königsberger Lazarett in der Beethovenstraße. Die Frage: Wer war Anfang Januar 1945 auch in jenem Lazarett und kann etwas über den Verbleib der Verwundeten aussagen, kann sich vielleicht sogar an Otto-Gustav Danöhl erinnern? Auch Angehörige der genannten Einheiten sind gefragt. (Hardy Micheel, Emy-Roeder-Straße 87 in 68163 Mannheim, E-Mail: h.micheel@schleswig-holstein.de).

Die Frage von Elfriede Gerstner aus München geht auf eine Veröffentlichung in unserer "Ostpreußischen Familie" aus dem Jahr 1999 zurück, in der es um Fritz Lederich aus Königsberg ging. Eine Kusine von ihm suchte dort nach Angehörigen. Da Frau Gerstner aus sehr persönlichen Gründen immer nach Angaben über ihn gesucht hat, verfolgte sie die Spur, aber die Suche erbrachte kein befriedigendes Ergebnis. Fritz Lederer wurde am 31. Juli 1919 in Königsberg geboren und verstarb am 9. März 1943 in Wetzlar. Wer aus der Verwandtschaft oder Bekanntschaft kann Näheres über ihn sagen und möchte Verbindung zu Frau Gerstner aufnehmen? Sie wäre sehr, sehr froh darüber. Weitere Ausführungen kann und möchte ich hier nicht geben. Ich habe lange mit Frau Gerstner telefoniert und will auch gerne als "Mittelsfrau" fungieren (Elfriede Gerstner, Musäusstraße 2 in 81241 München, Telefon 0 89 / 8 34 78 65, E-Mail: elfriedegerstner@aol.com).

Auch wenn sie bereits 78 Jahre alt ist, betreibt Elfriede Borsdorf aus Berlin eifrig Familienforschung und ist schon fündig geworden. Aber nun hapert es, und sie hofft, daß unsere Ostpreußische Familie ihr weiterhelfen kann. Die Spurensuche führt nach Schast im Kreis Johannisburg. Dort wurde ihre Großmutter Wilhelmine Rattay am 24. Mai 1865 geboren. 1890 heiratete sie in Johannisburg Johann Wiezorrek, * 18. Juni 1866, aus Alt-Ukta, wo sie auch am 26. April 1922 verstarb. Ihre Eltern waren Ludwig Rattay, * 1. Juni 1826, = 17. November 1903, und Esther geborene Grenda, * 26. Februar 1830, = 7. Januar 1890, beide in Schast geboren, haben dort gelebt, sind dort begraben. Daten über eine 1872 geborene Schwester von Wilhelmine Rattay sind bekannt. Es muß aber noch mindestens zwei Brüder - Michael, Paul, Ludwig? - gegeben haben. Wer hat diese Namen in seiner Familie und kann mit Daten aufwarten? Weiterhin sucht Frau Borsdorf die Familie Joswig aus der Graf-York-Straße in Johannisburg. Ida Joswig war eine geborene Giesa und stammte aus Eckertsdorf. Als Frau Borsdorf 1947 in Johannisburg arbeitete, war die Straße ein Trümmerhaufen. Frau Joswigs Mutter, Louise Giesa geborene Wiezorrek, * 1863, = 1938, war eine Schwester von Frau Borsdorfs Großvater Johann Wiezorrek. Auch hier werden Nachkommen gesucht (Elfriede Borsdorf, Polchaustraße 2, Etage 20, Wohnung 7 in 12681 Berlin, Telefon 0 30 / 5 42 45 91).

Das wären heute also wieder alles personenbezogene Suchwünsche. Aber es gibt noch jede Menge andere, auch mehr oder weniger erfolgreiche Reaktionen auf unsere Veröffentlichungen, auch gekoppelt mit neuen Wünschen. Die mußten heute leider zurückgestellt werden, macht nuscht, in der nächsten Woche sind wir ja wieder da!

Eure Ruth Geede


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren