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18.03.06 / Riesiges Ärgernis / Dresden-Verfilmung ist hanebüchen und politisch korrekt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 18. März 2006

Riesiges Ärgernis
Dresden-Verfilmung ist hanebüchen und politisch korrekt
von H.-J. von Leesen

Mit einem finanziellen und einem werblichen Aufwand, die beide in der deutschen Fernsehgeschichte ihresgleichen suchen, hat das ZDF, aus Steuergeldern kräftig von mehreren Bundesländern unterstützt, die Angriffe der Briten und US-Amerikaner auf Dresden im Februar 1945 zu einem Spektakel im Hollywood-Stil verfilmt.

Der Fernseh-Professor Guido Knopp, im ZDF zuständig für den Sendebereich Zeitgeschichte, steuerte zwei "Dokumentarfilme" bei, die in den Tagen vor und nach dem Spielfilm den Zuschauern noch einmal mit dem Holzhammer einbläuen sollten, daß die Deutschen an allem Schuld seien: Schließlich hätten sie schon in Warschau und Rotterdam Bomben auf Städte geworfen, wobei verschwiegen wird, daß es sich dabei um verteidigte Städte in der Frontlinie handelte, die vorher mehrfach vergeblich zur Übergabe aufgefordert worden waren. In diesen Fällen war der Einsatz von Bombenflugzeugen völkerrechtlich durchaus erlaubt, nicht aber im Falle des strategischen Luftkrieges der Alliierten gegen deutsche Städte weitab von der Front und ausdrücklich gegen die Zivilbevölkerung gerichtet.

So hat die Dresden-Verfilmung in aller erster Linie einen politischen Zweck. Nachdem in den letzten Jahren das Thema "Luftkrieg" mit seinen über 600000 deutschen Opfern in der Öffentlichkeit angekommen ist und nicht weiter verharmlost und verniedlicht werden kann, gilt es, auch mit Hilfe des ZDF-Spektakels die politisch korrekte Deutung des tatsächlichen Kriegsverbrechens der Sieger zu liefern. Das geschieht, indem man die Deutschen zu Hauptschuldigen machte, und das nicht zuletzt durch die Presseunterlagen, die allen deutschen Medien zugegangen sind, um den von tieferem Verständnis der Zeitgeschichte ungetrübten jungen Re-dakteuren die erwünschte Deutung an die Hand zu geben.

Hanebüchen ist die Spielhandlung, die den größten Teil des Filmes einnimmt. Eine junge Krankenschwester, dargestellt von einer Schauspielerin, wie die Zuschauer der sonst an diesem Sendeplatz ausgestrahlten Rosamunde-Pilcher-Kitschprodukte sie lieben, (Kulleraugen, Stupsnäschen, aufgeworfener Mund) trifft im Keller des von ihrem natürlich korrupten Vater geleiteten Lazaretts einen verwundeten britischen Bomberpiloten. Er wurde über Magdeburg abgeschossen und hat sich trotz Verwundung nach Dresden durchgeschlagen (Entfernung 227 Kilometer). Ohne daß sie ein Wort gewechselt hätten, fällt unser Schnuckelchen sogleich in Liebe, obgleich sie sich gerade mit einem trottelig gezeichneten Oberarzt verloben will. Die offenbar unvermeidliche Bettszene spielt sich dann in einem Lazarettsaal ab, in dem in langen Reihen deutsche Verwundete von der Ostfront liegen. In einem dieser Betten kopulieren der abgeschossene Bomberpilot trotz Verwundung und die ihm verfallene Krankenschwester. Zwischendurch droht sie von einer Streife der Feldgendarmerie erschossen zu werden, die auf der Suche nach Deserteuren eine Frau festgenommen hat, die einen Deserteur versteckt hat und nun kurzer Hand liquidiert wird, offenbar nachdem diese "Nazi-Schergen" - so der Jargon des Presse-Begleitmaterials - zahlreiche Leute wegen aller möglichen Delikte an Bäumen aufgeknüpft haben. Während dessen ziehen Flüchtlingstrecks aus Schlesien in langer Reihe unter riesigen flatternden Hakenkreuzfahnen in Dresden ein und durchstreifen Gestapo-Beamte in langen Ledermänteln das Krankenhaus. Auch ein Jude ist mit im Spiel, der gerade deportiert werden soll, weil, so die Erläuterung der Filmemacher, Auschwitz überall präsent sein soll (selbst wenn es mit den Luftangriffen der Briten nicht das geringste zu tun hat). Auf der geplanten Verlobungsfeier taucht dann - man glaubt es nicht - der bis vor kurzem noch verwundet gewesene Engländer auf, nunmehr angetan in deutscher Leutnantsuniform mit Eisernem Kreuz. Gemeinsam beschließt das glückliche Paar, ins Elbsandsteingebirge zu fliehen. Das wird aber verhindert, weil die Luftangriffe der Briten und Amerikaner einsetzen.

Wer spätestens hier beschlossen hatte, sich den Superkitsch nicht länger anzutun, versäumte die mit allem pyrotechnischen Aufwand gedrehten Feuersbrünste, die die Luftangriffe auslösen, versäumte die bedrückenden Szenen in den Luftschutzkellern und das realistisch dargestellte Leiden und Sterben von zigtausend Frauen, Kindern und Männern. Aber das wußten alle, die es wissen wollen, schon längst.

Die Produktionsfirma hatte drei namhafte Wissenschaftler engagiert, wohl um den Anschein der Seriosität hervorzurufen. Wenn man die zahllosen Geschichtsklitterungen im Film bedenkt, dann stellt sich die Frage nach dem Selbstverständnis dieser Wissenschaftler. Da werden in den Begleittexten die deutschen Angriffe auf das britische Rüstungszentrum Coventry in Beziehung gesetzt zur Vernichtung der Dresdner Innenstadt: Hier die Angriffe auf 15 englische Flugmotorenwerke überall in der Stadt mit acht Prozent zerstörter bebauter Fläche und 500 Toten, dort die 15 Quadratkilometer zerstörte Innenstadt mit mindestens 35000 Toten. Rüstungswerke, Kasernenanlagen und der Flugplatz waren nicht Ziel der Angriffe. Da behauptete einer der Professoren, die NS-Propaganda hätte gefälschte überhöhte Verlustzahlen in die Welt gesetzt, während tatsächlich von deutscher Seite keine einzige konkrete Zahl in der Öffentlichkeit genannt worden ist. Ein anderer Professor äußert sich, die Zivilbevölkerung gezielt anzugreifen "sei bis heute strittig", während das internationale Völkerrecht wenigstens im Zweiten Weltkrieg klipp und klar festlegte, daß Kriege allein zwischen Kombattanten (Soldaten) geführt werden dürfen, während die Zivilbevölkerung zu schonen ist.

Der ZDF-Film über die Vernichtung Dresdens ist eines der größten Ärgernisse in der Geschichte des bundesdeutschen Fernsehens gewesen.

Superkitsch à la Rosamunde Pilcher

Wissenschaftler sollten Schein von Seriosität wahren

Stundenlanges Warten auf die Dreharbeiten: Nach den Einschaltquoten - 12,68 Millionen Fernsehzuschauer (32,6 Prozent) sahen den Zweiteiler "Dresden"- hat sich die Mühe gelohnt. Foto: FPA


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