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25.03.06 / Chance oder Gefahr? / Indien mausert sich als größte Demokratie der Welt zur Weltmacht

© Preußische Allgemeine Zeitung / 25. März 2006

Chance oder Gefahr?
Indien mausert sich als größte Demokratie der Welt zur Weltmacht

Indien hat das Potential zur Weltmacht. Das Land verfügt über eine stabile Demokratie, eine neue Mittelschicht, die über 300 Millionen Menschen umfaßt, großen militärischen Einfluß in Südasien sowie eine blühende Wirtschaft. Zukunftsprognosen sind immer schwierig, doch Experten sagen Indien eine gute Zukunft voraus. In einem Beitrag für Deutsche Bank (DB) Research vertritt Teresita Schaffer, Direktorin des Südasien-Bereichs im Center for Strategic and International Studies in Washington, die These, daß die größte Demokratie der Welt das Zeug zur Weltmacht habe. Für den Zeitraum von 2006 bis 2020 wird ein durchschnittliches reales Wirtschaftswachstum von sechs Prozent prognostiziert. Allerdings muß Indien seine zahlreichen strukturellen Probleme und sein ausuferndes Haushaltsdefizit in den Griff bekommen.

Als größter Rivale gilt China, das in den nächsten Jahrzehnten zumindest bevölkerungsmäßig überrundet werden dürfte. Um den asiatischen Konkurrenten auch ökonomisch zu überholen, ist Indien auf längere Sicht auf ein Wirtschaftswachstum von mindestens acht Prozent angewiesen. Indien habe in allen Bereichen sehr viel Nachholbedarf, sagt Bharat Shah, einer der erfolgreichsten Fondsmanager für indische Aktien und CEO sowie Managing Partner von ASK Raymond James in Bombay: "Indien hat erst 14 Jahre nach China mit der wirtschaftlichen Öffnung begonnen, und durch die Demokratie ist der Prozeß auch langwieriger. Noch vor zehn Jahren mußte man auf einen Telefonanschluß vier bis sechs Jahre warten. Heute hat Indien eine der am modernsten entwickelten IT-Infrastrukturen in der Welt und die günstigsten Telefontarife."

Die Börsianer beurteilen den indischen Schwellenmarkt unterschiedlich. Albert Edwards, Stratege bei Dresdner Kleinwort Wasserstein, erinnert der indische Aktienmarkt an die thailändische Börse des Jahres 1997, also jenen Zeitpunkt unmittelbar bevor sie kollabierte. "China ist bei der Masse der Privatanleger zwar bekannter als Indien, aber ich sage Ihnen ganz klar: Indien wird in den kommenden zehn Jahren der spannendste Markt unter den NIC-Emerging-Markets sein", so der Emergings-Markets-Experte Daniel Wilhelmi. Indien entwickele sich zum globalen Dienstleister und zum künftigen "High-Tech-Labor der Welt". Die indische Regierung fördere in Bangalore ein noch relativ junges IT-Mekka, das das Silicon Valley Asiens werden solle. Zwar weist auch Wilhelmi auf die diversen Probleme Indiens hin. Doch insgesamt lasse sich sagen, daß die Risiken in Indien zwar groß, aber die Chancen noch viel größer seinen.

"Es gibt keinen Schwellenmarkt, der ohne Risiken ist", betont auch Jörg Peisert, Geschäftsführer der Düsseldorfer Peisert und Partner Vermögensmanagement GmbH. "Man darf nicht vergessen, daß Indien vor nicht allzu langer Zeit noch sozialistisch regiert wurde und ein Agrarland war. Die in kürzester Zeit erzielten Fortschritte stimmen mich optimistisch, daß es auch in Zukunft weiter vorwärts gehen wird. So wurde die Armutsquote sowohl in den städtischen als auch in den ländlichen Gebieten stark zurückgedrängt. Und ein Millionenheer an hervorragend ausgebildeten und perfekt englisch sprechenden Fachkräften, das mit Amerikanern und Europäern mühelos konkurrieren kann, macht Indien für ausländische Investoren sehr interessant." J. Meges


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