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25.03.06 / Politisch korrekt, aber sehenswert / Am 2. April strahlt das ZDF die Tragikomödie "Eine Liebe in Königsberg" aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / 25. März 2006

Politisch korrekt, aber sehenswert
Am 2. April strahlt das ZDF die Tragikomödie "Eine Liebe in Königsberg" aus
von Manuel Ruoff

Am Sonntag, dem 2. April, strahlt das ZDF eine eineinhalbstündige Tragikomödie aus, die abgesehen von Dresden überwiegend in Königsberg und Ostpreußen spielt und dort auch an Originalschauplätzen gedreht wurde. Der Inhalt der mit zahlreichen bekannten Schauspielern besetzten tragikomischen Liebesgeschichte ist schnell erzählt:

Der Tod seiner Mutter konfrontiert den Dresdener Bauunternehmer Walter Steinhoff (Wolfgang Stumph), der in vielerlei Hinsicht dem Klischee des Deutschen und Bundesbürgers entspricht, mit einem ungewöhnlichen letzten Willen. Clara Steinhoff (Ellen Schwiers) verlangt von ihrem Sohn, daß er sie einäschern läßt und die Asche in Ostpreußen in alle vier Winde verstreut. Und zwar genau an den Stellen, die ihr Leben bestimmt haben: im Vorgarten des alten Königsberger Hauses der Eltern, wo sie aufwuchs; in der Ostsee bei Rauschen, wo sie als Kind oft am Strand spielte; in der Vogelwarte Rossitten, die sie als Schülerin häufig aufsuchte, weil sie einmal Ornithologin werden wollte; und in jenem Vorstadtkrankenhaus von Königsberg, dessen Chefarzt ihr Vater war. Dort überlebte sie den Krieg und fand "die Liebe ihres Lebens".

Walter Stein, der sich zu Lebzeiten seiner Mutter für deren Vergangenheit und Ostpreußen nicht interessiert hat, ist dieser Auftrag unangenehm, aber er fügt sich ihrem Willen. So sitzt er allein im Schlafwagen nach Königsberg. 1947, vor fast 60 Jahren, fuhr seine Mutter Clara in und unter ganz anderen Umständen diese Strek-

ke in die umgekehrte Richtung nach Sachsen, wo Walter ein halbes Jahr später geboren wurde. Der Schlafwagenschaffner Boris wundert sich über den merkwürdigen Nostalgietouristen. Er vermittelt ihm telefonisch eine ortskundige Deutsch sprechende Betreuung.

Am Bahnhof von Königsberg erwartet Walter die junge Nadeshda (Chulpan Khamatova). Sie hat Germanistik und Geschichte studiert und verdient sich als Stadtführerin deutscher Gäste ihrer Vaterstadt ein Zubrot. Nadeshda entdeckt schnell, daß der Tourist aus Dresden eine schicksalhafte Verbindung zu Königsberg hat. Außerdem gefällt ihr Walter Steinhoff als Mann. So nimmt sie allerlei ungewöhnliche Situationen und "illegale" Abenteuer an seiner Seite auf sich ...

In Rossitten begegnet Walter der Ornithologin Iris Bulatow (Suzanne von Borsody), die ihn sofort auf eine rätselhafte Weise anzieht. Als Iris ihn am nächsten Tag in seinem Königsberger Hotel aufstöbert und mit ihm die romantische Dominsel besucht, glaubt er, daß sie seine Gefühle erwidert. Der rekonstruierte Königsberger Dom und die wieder erstandene Dresdener Frauenkirche erscheinen beiden als Symbole der Versöhnung zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern.

Am Grabmal des Philosophen Immanuel Kant sieht Walter, wie sich junge russische Brautpaare küssen und Blumen niederlegen. Nach einem Moment inniger Nähe entzieht sich Iris ihm abrupt und stürzt davon. Nadeshda hat den Vorgang von Ferne mit Unbehagen beobachtet und ist froh, daß sie ihren Schützling wieder ganz für sich hat.

Im Königsberger Gebietsarchiv erfährt Walter, daß sein vermeintlicher Vater, der deutsche Militärarzt Christian von Mahlitz, bereits ein Jahr vor seiner Geburt ums Leben gekommen ist. Gegenüber Nadeshda äußert er den bösen Verdacht, daß seine Mutter in der schrecklichen Nachkriegszeit von den russischen Siegern vergewaltigt wurde. Das gibt in Walters Augen dem Transportbefehl von 1947 aus Ostpreußen Richtung Westen mit dem handschriftlichen russischen Satz: "Helfen sie dieser Frau, M.B.", den seine Mutter wie eine Reliquie aufbewahrte, eine völlig neue Bedeutung, aber welche ...?

Walter Steinhoff versucht das Rätsel zu lösen und stößt auf ein lange gehütetes Familiengeheimnis ...

Wie bei dieser Thematik kaum zu vermeiden, werden in diesem Film die Leiden der Ostdeutschen im und nach dem Zweiten Weltkrieg, Flucht und Vertreibung einschließlich Massenvergewaltigungen der Roten Armee thematisiert. Damit der Film nun aber nicht die von den Siegermächten und ihren Umerziehern vorgegebene Rollenverteilung zwischen den Kriegsverlierern als den Tätern und den Kriegssiegern als den Opfern politisch unkorrekt in Frage stellt, taucht in dem Film unvermittelt und ohne weiteren Sinn und Zusammenhang ein im Zweiten Weltkrieg gefallener Onkel Walters auf beziehungsweise ein Feldpostbrief von ihm aus der Ukraine. In diesem schreibt er besorgt und angsterfüllt, er müsse miterleben, daß die deutschen Soldaten dort Schreckliches machten, und die Russen würden die Deutschen hierfür für immer hassen. Für jene Zuschauer, die noch nicht kapiert haben sollten, was dieser Onkel und sein Brief ihnen sagen sollen, wird kurz darauf noch einmal nachgelegt. Als Walter sagt, Schuld könne man nicht gegen Schuld rechnen, es gäbe keine Mathematik der Schuld, antwortet Nadeshda, die in solchen politischen Diskussionen zwischen dem Deutschen und der Russin immer das letzte Wort behält: "Kann sein - aber man muß immer nach dem Anfang fragen." Mit dieser Klarstellung, daß die (Un-)Taten der Roten Armee "nur" Reaktionen, Folgen deutscher Verbrechen seien, ist die Welt wieder in Ordnung, und der Film kann als politisch korrekt durchgehen. Bezeichnenderweise ist der einzige Rotarmist, der in dem Film vorkommt, auch ein richtiger Sympathieträger. Er hat sich während der Besatzungszeit vor die Deutschen gestellt, und das, obwohl seine Familie von deutschen Soldaten umgebracht worden ist. Ein Rotarmist als Opfer statt als Täter - was will das politisch korrekte Herz mehr?

Die geschichtspolitischen Belehrungen beschränken sich jedoch weitgehend auf diese Szenen. Ansonsten ist der Film auf jeden Fall sehenswert. Und das nicht nur wegen der schönen Bilder von Ostpreußen. Ein besonderes Lob verdient die ebenso schöne wie stimmig eingesetzte Musik, welche die Wechsel in der Spielhandlung geschickt begleitet und unterstreicht. Es sind wohl neben dem guten Spiel der Schauspieler diese Wechsel zwischen anrührenden, bewegenden Sequenzen sowie Szenen voller Humor, welche die größte Stärke dieses Filmes ausmachen. Zudem ist der Film spannend. Denn wer möchte nicht wissen, wie Walter es schafft, den letzten Willen seiner Mutter trotz aller Widrigkeiten zu erfüllen, wer Walters Vater ist beziehungsweise war, warum sich Iris Walter gegenüber so komisch verhält und welche von den drei sympathischen Frauen, denen Walter gefällt, - seine von ihm getrennt lebende Ehefrau Sybille (Marijam Agischewa), die junge Nadeshda oder die geheimnisvolle Iris - das Rennen macht?

Wer am Abend des 2. April zu Hause ist und einen Fernseher zur Verfügung hat, sollte sich diese eineinhalb Stunden Unterhaltung im besten Sinne des Wortes nicht entgehen lassen.

Wer den Film am 2. April nicht sehen kann, ihn ein zweites Mal sehen möchte oder einen Freund oder Bekannten oder Verwandten damit beglücken will, kann für 13 Euro beim Preußischen Mediendienst die DVD "Ein Leben in Königsberg" erwerben. Er erhält dann neben dem Film als Extras das "Making of", eine Bildergalerie sowie die Bonusfilme "Kaviar inklusive" (30 Minuten) und "Königsberg - ferne, fremde Heimat" (90 Minuten).

Wolfgang Stumph / Walter Steinhoff mit Chulpan Khamatova / Nadeshda (links) und Suzanne von Borsody / Iris Bolatow vor dem Königsberger Dom: Neben einer guten Geschichte bietet der Film auch interessante Aufnahmen vom heutigen Ostpreußen. Foto: Polar


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