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01.04.06 / Lokalkolorit / Reanaissancekrimi in der Hanse

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. April 2006

Lokalkolorit
Reanaissancekrimi in der Hanse

So ist es mit der Geschichte", sagt Silke Urbanski, Historikerin und Schriftstellerin des Jahrgangs 1964, "wir können nie wissen, wie sie wirklich war. Wir können sie dennoch gründlich erforschen und uns dann die Vergangenheit neu erfinden - so gut wir können." Was ist Erfindung, was historische Wahrheit? Das wird sich der Leser eines neuen Hanse-Krimis kaum fragen, zu spannend sind die Geschehnisse in Hamburg und Stade im Jahr 1553, die Silke Urbanski in "Safrantod" so lebendig schildert.

Die Pest bedroht im 16. Jahrhundert auch die beiden Hansestädte an der Elbe. Nur Hannes Michaelis wagt sich hinaus, um kostbaren Safran aus Venedig zu besorgen. Der Liebeskummer treibt ihn in die Gefahr, wird seine Zuneigung zur schönen Reymburg doch nicht erwidert. Die junge Frau hat sich nach dem Tod der Eltern ins Kloster Harvestehude zurückgezogen. Doch auch dort kann sie der gewalttätigen Welt nicht entgehen. Als ihr Bruder Diedrick ermordet aufgefunden wird, setzt sie alle Hebel in Bewegung, den Mörder zu finden, und gerät in den Machtkampf zwischen Hamburger Senat, der hohen Geistlichkeit und eigennützigen Kaufleuten.

Die Hamburgerin Urbanski hat eingehend in alten Quellen geforscht, hat sich mit Historiker-Kollegen ausgetauscht und entstanden ist ein bis zur letzten Zeile spannender Kriminalroman mit viel Lokalkolorit. So mancher Feinschmecker dürfte sich zudem fragen, welche "Köstlichkeiten" sich tatsächlich hinter den in "Safrantod" erwähnten Speisen verbergen. In ihrem ersten Buch "Geseke Cletzen" ist die Autorin da mitteilsamer, sind doch immer wieder für damalige Zeiten typisch hamburgische Rezepte in den Text gestreut. Von Aaltorte über Nonnenfürze bis zu weißem Porree reicht die Reihe der kulinarischen Verlockungen. Doch sie sind nicht die Hauptsache in der Biographie der tatkräftigen Frau, die im 15. Jahrhundert in Hamburg lebte und segensreich wirkte. Geseke Cletzen rief eine Stiftung ins Leben, die bedürftigen und in Not geratenen Frau helfen wollte und die heute noch Vorbild sein kann für das Zusammenleben von Frauen aller Altersstufen. Silke Osman

Silke Urbanski: "Safrantod", Hansekrimi Band 52818, Die Hanse / Europäische Verlagsanstalt, Hamburg, 2005, 263 Seiten, Taschenbuch, 9,90 Euro. "Geseke Cletzen. Ratsherrentochter - Henkersbraut - Spitalsgründerin". Biographie 2003, 270 Seiten, geb., 20 Euro


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