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01.04.06 / Lehrstück in Sachen Toleranz / Junge Kurdin versucht sich in Deutschland zurechtzufinden

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. April 2006

Lehrstück in Sachen Toleranz
Junge Kurdin versucht sich in Deutschland zurechtzufinden

Leyla ist 14 Jahre alt, als sie mit ihrem nicht viel älteren Onkel Mehmet Anfang der 90er Jahre nach Deutschland kommt. Die junge Kurdin hat bei einem türkischen Angriff auf ihr Dorf beide Elternteile und ihren älteren Bruder verloren und sucht nun in Deutschland eine Zukunft.

Die Autorin Asta Scheib schildert in "Das zweite Land" aus der Sicht Leylas deren Probleme in Deutschland. In einer Art Zwiegespräch mit Gott beziehungsweise Allah erfährt der Leser, was Leyla in der Schule widerfährt, wie unwohl sie sich in ihrem kleinen Zimmer mit ihrem sie ständig rumkommandierenden Onkel fühlt und wie einsam sie sich vorkommt.

Asta Scheib gelingt es erstaunlich gut, den Kulturschock zu schildern, dem das junge Mädchen ausgesetzt ist. Aber auch Behörden machen der jungen Kurdin Angst. Während die Mühlen der Behörden zu ihren Gunsten langsam mahlen, lernt Leyla Deutsch, integriert sich in die Klasse und kann trotz ihrer Kleidung von der Caritas sich einen Platz in der Klassenhierarchie erarbeiten.

Dann wird allerdings alles märchenhaft, auch wenn nachher eine Auflösung am Ende zeigt, daß alles nur Wunschtraum war: Leyla findet ein deutsches Ehepaar, das sich ihrer annimmt, findet einen Jungen, der sie mag, und spricht auf einer Weihnachtsfeier in der Schule sogar das Problem ihres Volkes an.

"Es gibt Zustände, die es bitter nötig haben, daß die Literatur sich ihrer annimmt. Das Thema dieses Romans gehört dazu", urteilte die "Süddeutsche Zeitung" beim Erscheinen der gebundenen Fassung dieses nun als Taschenbuch erschienen Romans. Ja, ohne Frage. Diese aus der Sicht der wirklich liebenswerten Leyla erzählte Geschichte als junge Kurdin geht zu Herzen, und eignet sich auch als Schulbuch, denn sie ist ein Lehrstück zum Thema Toleranz und Nächstenliebe. Kritikwürdig ist allerdings die Realitätsferne, da sich eben alles zu gut fügt. Leyla ist zu integrationswütig und ihre Gegner sind klischeehaft überzeichnet. Trotzdem ist es der Autorin gelungen, die Probleme der Kurden, die nirgendwo dazugehören, nachvollziehbar darzustellen. R. Bellano

Asta Scheib: "Das zweite Land", dtv, München 2005, broschiert, 221 Seiten, 10 Euro


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