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01.04.06 / Kontinent der Lebensfreude / Afrika einmal "ganz anders" - präsentiert von André Heller

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. April 2006

Kontinent der Lebensfreude
Afrika einmal "ganz anders" - präsentiert von André Heller

Afrika, dessen Bild uns Europäern gemeinhin in düsteren, schwarzen Farben gemalt wird - dank André Heller erscheint der "schwarze Kontinent" uns auf einmal bunt und strahlend, ein Kontinent der überschäumenden Lebensfreude. Der Wiener, den überängstliche Funktionäre daran hinderten, die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland mit einem Kultur- und Unterhaltungsspektakel von Weltformat zu eröffnen, zeigt mit seiner magischen Zirkusschau "Afrika! Afrika!" dem deutschen Publikum, um was es da möglicherweise gebracht wurde.

Stilgerecht läuft "Afrika! Afrika!" in einer wundersam verschachtelten Zeltstadt. Auf zauberhafte Weise, wenn auch ohne "fliegenden Teppich", fühlt man sich versetzt auf den Djemaa el-Fna in Marrakesch oder in die Souks von Ouarzazate oder Zagora. Hier, wo die Ausläufer des Hohen Atlas in die Sahara übergehen, war André Heller vor über drei Jahrzehnten zufällig auf ein Gaukler- und Musikantenfest geraten; seither bewegt ihn die Idee, einen afrikanischen Zirkus nach Europa zu holen. Und was man heute zu sehen bekommt, bestätigt eindrucksvoll das Sprichwort "Was lange währt, wird endlich gut".

Über 100 Artisten hat Heller aus dem ganzen Kontinent zusammengetrommelt. Sie tanzen und turnen, singen und spielen, zaubern und verzaubern, daß es nur so eine helle Freude ist. Für die Zuschauer, genauso aber für die Mitwirkenden. Der österreichische Liedermacher, AktionsKünstler und Regisseur hat nämlich das seltene Talent, seine Artisten so zu animieren und zu motivieren, daß sie erkennbar viel Freude daran haben, Höchstleistungen zu bringen. Besonders erfreulich: Heller und seine Afrikaner verzichten bewußt auf technischen Firlefanz. Das weitgespannte Programm - von Ägypten bis Namibia, von Senegal bis Sansibar, von Mali bis Botswana - ist geprägt von phantasievollen Masken und Kostümen. Im Mittelpunkt aber steht der Mensch, der mit seinem Körper immer wieder die erstaunlichsten Kunststückchen zustande bringt und dabei offensichtlich einen Riesenspaß hat. Mit einer Leichtigkeit, die allenfalls ahnen läßt, welche Leistung dahinter steckt, begegnet uns hier ein ganz anderes Afrika, ein Kontinent des schier unermeßlichen Reichtums an kulturellen Traditionen, voller Kreativität und Vielfalt, multikulturell in des Wortes wahrer Bedeutung.

Daß sie ihr Publikum so sehr begeistern können, ist natürlich in erster Linie ihrem künstlerischen und artistischen Können der Extraklasse zu verdanken. Aber auch der behutsamen Führung und Inspiration André Hellers. Wer an den Heller der 70er und 80er Jahre zurückdenkt, ist da nicht einmal sonderlich überrascht: Ein Stück weit ist dieses Programm auch eine Art Roncalli und FlicFlac auf Afrikanisch.

Typisch für den Wiener Künstler: "Afrika! Afrika!" ist mehr als nur Zirkus der besonderen Art - ein Gesamtkunstwerk. Darin einbezogen ist die Zeltlandschaft, ein maurischer Palast, wie er in früheren Zeiten reisenden Sultanen, Häupftlingen oder Königen eignete. Heller spricht von einem "Ort der sinnlichen Schönheit". Das Hauptzelt, Chapiteau genannt, erhebt sich 26 Meter hoch. In einem Nebenpalast zeigen zeitgenössische afrikanische Künstler ihre Werke - auch sie künden von einem Kontinent, der mehr ist als Bürgerkrieg, Korruption und Hungersnot. Und der es nicht verdient hat, immer nur so negativ wahrgenommen zu werden. All diese Dinge, die in unseren europäischen Medien die Berichterstattung über Afrika beherrschen, sollen nicht geleugnet oder verharmlost werden. Sie sind ein Teil der Wahrheit über Afrika - aber eben nur ein Teil. Den anderen, genauso wichtigen und wunderschönen Teil sieht man in "Afrika! Afrika!". Irgendwie schließt sich hier der Kreis: Djemaa el-Fna, der eingangs erwähnte Platz der Gaukler und Artisten in Marrakesch, heißt wörtlich übersetzt "Platz der Geköpften" - heute gilt er als der schönste Platz Afrikas. H.J.M.

Bis 16. April in Hamburg, 27. April bis 24. Juni München, 6. Juli bis 9. September Berlin, 21. September bis 11. November Düsseldorf, 23. November bis 13. Januar Wien, 27. Januar bis 17. März Stuttgart

Afrika mal anders: Akrobatische Leistungen der Extraklasse Foto: Afrika


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