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15.04.06 / Bekenntnis / DDR-Bürger erinnert sich

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. April 2006

Bekenntnis
DDR-Bürger erinnert sich

Der 1947 im elterlichen Pfarrhaus zu Kumerow geborene Autor war jahrelang Internist in Stavenhagen / Neubrandenburg. Im Vorwort äußert er: "Eine krankheitsbedingte Berufsaufgabe regte mich zum Nachdenken über das Soll und Haben meines Lebens an, mündete in dem Versuch, mir über vieles tiefgründiger klar zu werden, und endete in dem Bestreben, ein Buch entstehen zu lassen, das auch außerfamiliär anregen und vielleicht sogar zu heftigen Auseinandersetzungen zwingen kann." Dieser Wunsch Thomas Bricks dürfte Erfüllung finden. Das Buch wendet sich vornehmlich an den politisch motivierten Leser im Westen und Osten der Bundesrepublik Deutschland. Es ist beispielhaft sachlich geschrieben und darüber hinaus auf Grund seines klaren Bekenntnisses zur Demokratie und zum Christentum uneingeschränkt zu empfehlen. In breitgespanntem Bogen führt Brick den Leser durch den Lebensalltag der Menschen in der damaligen DDR: "Ich wurde nicht zum Mitläufer, Verräter und Mitschuldigen und nicht gebrochen." Um es vorweg zu sagen, die Bürger kamen mit dem sozialistischen System zurecht, wie ja auch die Menschen mit dem Nationalsozialismus zurechtgekommen waren. In despotischen Staatswesen geschieht dies durch Schweigen oder Anpassung. Jeder, der in einer Diktatur aufwächst, entwickelt Schläue, die ihn gleich einer Ölhaut schützt und zum Durchhalten befähigt. Unverblümt führt Brick aus: "Der Nationalsozialismus und der Sozialismus haben eine Fülle von genetischen, strukturellen und phänomenologischen Gemeinsamkeiten." Und weiter heißt es - jetzt spricht der Christ Brick: "Wie man Nationalsozialist oder Sozialist werden konnte, ist historisch und individuell nachvollziehbar, nicht aber, daß sich jemand an den Verbrechen beteiligte beziehungsweise nach Bekanntwerden dieser den führenden Parteien und damit dem System treu blieb."

Zunehmend gefesselt folgt der Leser dem Autor durch die DDR-Jahre. Brick wurde Mitglied der Ost-CDU; sogenannte "Vorzeigechristen" waren durchaus erwünscht, erhöhten sie doch im gutgläubigen Ausland die Reputation der DDR. Selbstverständlich wurden die Christen bespitzelt, so auch Brick. Er wußte es und hütete sich, den Pfad des Schweigens zu verlassen. Die "Stasi-Akte" als Lebensbegleiterin - das war hinlänglich bekannt.

In den 80er Jahren bahnte sich durch Gorbatschows "Glasnost" und "Perestroika" die schicksalsträchtige historische Umwälzung an, die zum Untergang der DDR und zur Wiedervereinigung der beiden Deutschlands führte: "Gott sei Dank, und Gorbatschow sei Dank - und vor allem den Bürgern im Süden der DDR sei Dank." Unvergessen für alle Zeit blieben die Montagsdemonstrationen in Leipzig.

Wie sich das Zusammenwachsen, Zusammenleben gestalten würde, wußte damals niemand. Die reine Glückseligkeit wurde es bis heute nicht. Dennoch bleibt Thomas Bricks Resümee unanfechtbar: "Es gibt keine Alternative zur vollzogenen Einheit." Das ist die Wirklichkeit. E. Knorr-Anders

Thomas Brick: "Schwarze Schafe, rote Wölfe, Goldene Geier - Politisch-biologische Betrachtung", Ernst Barlach, Ratzeburg 2005, 459 Seiten, Abb., 19,80 Euro


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