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15.04.06 / Idealist? / Biographie Anton Ackermanns

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. April 2006

Idealist?
Biographie Anton Ackermanns

Anton Ackermann. Sein Name wurde lange in einem Atemzug mit Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht genannt. Anton Ackermann gehörte 18 Jahre dem inneren Zirkel der KPD beziehungsweise späteren SED an. Die drei Herren bildeten in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine Troika, die die spätere DDR maßgeblich prägte. Wer war Anton Ackermann, der sich im Endstadium einer schweren Krebserkrankung 1973 ins Krankenhaus schleppte und dort auf der Herrentoilette Selbstmord beging?

Frank Schumann versucht anhand von Briefen, Zeitungsartikeln, Reden, Parteiprotokollen und Aufzeichnungen Ackermanns Wesen zu ergründen. Der Lebenslauf des 1905 Geborenen ist durchaus interessant. Als Arbeiterkind muß er sehr früh körperlich schwer arbeiten. Er und viele seiner Geschwister finden in Gewerkschaften und der KPD eine politische Heimat. Sein politisches Engagement für die KPD treibt ihn auch nach Moskau. Häufig muß er unter falschem Namen agieren, arbeitet auch als Spion, wobei er der Partei bedingungslos folgte. Auf ihre Anordnung hin verließ er seine junge lettischen Ehefrau, deren dubiose Ermordung 1932 er nie weiter hinterfragte.

Auch wenn der Autor versucht, Anton Ackermann als Idealisten hinzustellen, so wirkt dieser häufig als kalter Fanatiker. Frank Schumann versucht aber trotzdem zu erklären, warum Ackermann so handelte, wie er handelte. "Unangebracht ist ... der Vorwurf an die Ackermann-Generation, sie hätte die sozialistische Idee verhunzt und verraten, das Staatsschiff aufs Riff gesteuert und Millionen Menschen in die Irre geführt. Und zwar mit Vorsatz: Schließlich haben sie es gewußt ... Nein, das stimmt nicht. Sie konnten das meiste wohl nicht anders machen, denn sie waren nicht allein auf dieser Welt. Geschichte ist nicht nur das Resultat eigenen Handelns, sondern immer auch nach vorn offen. Selbst wenn man sie nach wissenschaftlichen Grundregeln zu gestalten meint." Grundsätzlich hat der Autor hier zwar recht, allerdings wird anhand der von ihm zusammengetragenen Informationen deutlich, daß Ackermanns Theorien und Taten auch für sich allein nicht in eine bessere Welt führen konnten. Gegen Ende seines Lebens wurde Ackermann auch einiges klar, doch anstatt mit sich selbst ins Gericht zu gehen, klingt Selbstmitleid durch. Bel

Frank Schumann: "Anton Ackermann - Der deutsche Weg zum Sozialismus", Neue Berlin, Berlin 2005, geb., 287 Seiten, 19,90 Euro


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