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15.04.06 / Zur Kur / Der Dichter Robert Reinick in Schlesien

© Preußische Allgemeine Zeitung / 15. April 2006

Zur Kur
Der Dichter Robert Reinick in Schlesien

Als Robert Reinick, der am 22. Februar 1805 in Danzig geborene Malerpoet, von Anfang Oktober 1841 bis Anfang Juli 1842 wegen eines Augenleidens in der von Vincenz Prießnitz neu errichteten Wasserheilanstalt im schlesischen Gräfenberg weilte, gehörten zu den zeitgleich Angereisten und dort weilenden Kurgästen Fürsten, Grafen und zahlreiche hochgestellte Persönlichkeiten. Detaillierte Kenntnis darüber verdanken wir, 165 Jahre später, bislang unbeachtet in einem Keller-Archiv ruhenden Kisten und Kartons, alle angefüllt mit unterschiedlichsten hochinteressanten Zeitdokumenten. Eine für den Herbst dieses Jahres geplante Ausstellung in Münster führte bei recherchierenden Vorbereitungsaktivitäten auch auf die Spur nach Gräfenberg im Altvatergebirge. Und dort tat eine überaus rührige Archivarin in dem heute zu Tschechien gehörenden Ort alles in ihren Kräften Stehende, die aufwendige Suche nach Zeitdokumenten auf sich zu nehmen. Sie wurde zur eigenen Überraschung fündig.

Die Kurliste aus den Tagen vom 3. bis 9. Oktober 1841 zeigt die Namen angereister Gäste wie zum Beispiel Fürst Heinrich Lubomirski oder Graf Karl Nostitz. Die Heilung versprechenden und Heilung bringenden Wasserkuren, von dem ehemals Landwirtschaft betreibenden Vincenz Prießnitz initiiert, hatten binnen kürzester Zeit einen so außerordentlich guten Ruf erlangt, daß der Adel geradezu herbeiströmte und den Orten Gräfenberg, Freiwaldau und Lindewiese damit zu Ansehen und Wohlstand verhalf. Für den später in Bad Wörishofen tätigen und heute in aller Welt bekannten Sebastian Kneipp war Vincenz Prießnitz übrigens das große Vorbild. Und Prießnitz-Wickel kennt heute jedes Kind.

Und so führte der Wunsch nach Genesung von seinem Augenleiden auch Robert Reinick 1841 nach Gräfenberg. Viele seiner bis heute erhaltenen Gedichte, Märchen und Geschichten entstanden während seines dortigen Aufenthaltes. Auf einer über den Preußischen Mediendienst zum Preis von 16,40 Euro erhältlichen CD mit 30 Liedern nach Gedichten von Robert Reinick (die PAZ berichtete darüber bereits Anfang vergangenen Jahres) werden der Frühling, der Sommer und die Liebe besungen. Auch tiefgründige Einblicke in das Leben eines verliebten Maikäfers weiß Robert Reinick zu deuten, und er verrät, was im Atelier eines jungen Malers geschieht, während der sich bemüht, die Angebetete auf der Leinwand bildhaft festzuhalten.

Engelbert Kutschera, international renommierter Opern-, Konzert- und Liedsänger, hat mit der Einspielung dieser Reinick-CD einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Erhaltung ostdeutschen Kulturgutes geleistet. Wer weiß denn noch, daß zum Beispiel die Gedichte "Was geh'n den Spitz die Gänse an" oder "Die Nacht vor dem heiligen Abend, da lagen die Kinder im Traum" und auch die Märchen "Die Wurzelprinzessin" sowie "Der schlafende Apfel" von Robert Reinick stammen?

Wenn so namhafte Komponisten wie Robert Schumann - er war ein guter Freund Reinicks - Johannes Brahms, Carl Loewe, Heinrich Marschner, Louis Spohr, Friederich Silcher, Franz Kugler, Hugo Wolf und viele andere Gefallen an Reinicks Gedichten fanden, so spricht allein dies für deren außergewöhnliche Qualität. Naturpoesie, humorvolle Schilderungen alltäglicher Begebenheiten, Märchenhaftes und charmante Liebesbotschaften regten zu zauberhaften Melodien an. Wk


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