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22.04.06 / "Wir sind schon solidarisch" / Wie die privaten Krankenversicherer ihre Zukunft im Gesundheitssystem sehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. April 2006

"Wir sind schon solidarisch"
Wie die privaten Krankenversicherer ihre Zukunft im Gesundheitssystem sehen

Dem Philosophen Platon verdanken wir den nachdenkenswerten Satz: Das unablässige Reden über die Gesundheit ist auch eine Krankheit. Immerhin haben die Deutschen mit diesem vielen Reden ein Gesundheitssystem entwickelt, das trotz der hohen Kosten in der Welt seinesgleichen sucht. Zum System gehört auch die Unterscheidung zwischen den gesetzlichen und den privaten Kassen. Das viele Reden über Reformen betrifft vor allem die gesetzlichen, aber eben nicht nur. Mittlerweile müssen auch die privaten Krankenkassen über ihre Zukunft nachdenken. Denn in der Diskussion sind auch Maßnahmen, die an die Existenzgrundlage der privaten Kassen rühren. Werner Görg, der Vorstandsvorsitzende der Gothaer Versicherungen, räumt denn auch ein, daß die bisher bekannt gewordenen Kompromißvorschläge "Abschottungseffekte für die private Krankenversicherung" enthalten, die nicht hilfreich seien. Denn "alle Vorschläge, die bisher unterbreitet worden sind, beinhalten im Wesentlichen auch, daß für die Privaten in Zukunft das Neugeschäft nicht mehr eröffnet ist. Damit wären diese Krankenversicherungsunternehmen auf die Bereiche der Zusatzversicherung beschränkt". Dieses Geschäft allerdings sei zu mager. "Hier können diese Unternehmen ihre wahre Stärke gar nicht ausspielen. Die liegt nämlich darin, daß sie Vorsorge dafür treffen, daß die Krankenversicherungsbeiträge im Alter steigen".

Das sei der Punkt für die Unterscheidung der Zukunft. Die Frage ist: Welches Krankenkassenmodell kann Rücklagen für die Zukunft bilden in einer Gesellschaft, die durch die Alterung auf immer höhere Gesundheitskosten hinsteuert? Das seien momentan nur die Privaten und deshalb sollte man, so Görg, "privat organisierte, kapitalgedeckte Altersvorsorgesysteme und Krankenversicherungsvorsorgesysteme stärken". Nach mühsamen langjährigen Debatten habe man sich zu der Erkenntnis durchgerungen, daß das am Generationenvertrag orientierte Rentenversicherungssystem nicht mehr funktionieren könne, weil der Generationenvertrag selbst nicht mehr funktioniere. Das gelte um so mehr für die kostenintensive Krankenversicherung. Das bedeute, daß man "während der insbesondere jungen Lebensjahre Vorsorge dafür treffen muß, weil die Krankenversicherungsleistungen im Alter exorbitant steigen. Genau dafür benötigt man Sparbeiträge! Private Krankenversicherungsunternehmen tun dies, haben mittlerweile über 100 Milliarden Euro angesammelt, um die Krankenversicherungsbeiträge gerade von älteren Menschen in der Zukunft deutlich zu reduzieren."

In der Diskussion über das Gesundheitswesen taucht immer wieder mal der Gedanke auf, Hand an diese Rückstellungen der Kassen zu legen. Das könne manches finanzielle Problem lösen. Der Chef der Gothaer gibt hier, ähnlich wie alle privaten Versicherungen, zu bedenken, "daß diese 100 Milliarden Euro natürlich angesammelt sind von privaten Versicherungsnehmern und somit der Eigentumsgarantie des Grundgesetzes unterliegen."

Die Forderung nach mehr Solidarität im Krankenkassenverbund, die hinter diesen Überlegungen stehe, sei aber auch kurzsichtig und systemfremd. Denn der Solidaritätsbeitrag privater Krankenversicherer betrage pro Jahr etwa 10 Milliarden Euro. Er komme dadurch zustande, daß "private Kassen in ihrer Leistungsabrechnung in aller Regel mit höheren Entgelten belastet werden als die gesetzlichen Kassen. Anders ausgedrückt: Die privaten Krankenversicherungsunternehmen bezahlen bereits pro Jahr zehn Milliarden Euro in ein Krankenversicherungssystem, das, wenn die privaten Krankenversicherungsunternehmen mehr oder weniger abgeschafft würden, zur Unterstützung dieses Gesundheitssystems nicht mehr zur Verfügung ständen."

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