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13.05.06 / Inspiration für viele Gemälde geworden / Die Sommervilla des Malers Max Liebermann am Wannsee ist jetzt ein Museum

© Preußische Allgemeine Zeitung / 13. Mai 2006

Inspiration für viele Gemälde geworden
Die Sommervilla des Malers Max Liebermann am Wannsee ist jetzt ein Museum

Nach langen Restaurierungsarbeiten wurde jetzt die Liebermann-Villa am Wannsee als Museum für den Publikumsverkehr wieder eröffnet. Neben dem restaurierten Sommerhaus und dem Garten Max Liebermanns sind auch Gemälde mit Motiven von Haus und Garten zu sehen. Eine Dokumentationsausstellung informiert über Leben und Wirken des berühmten Berliner Malers, der 1909 in der vornehmen Berliner Villenkolonie Alsen ein langgestrecktes, etwa 7260 Quadratmeter umfassendes Wassergrundstück an der Seestraße 24, heute Colomierstraße 3, erwarb. Mit dem Bau des Hauses beauftragte er den Messel-Schüler Paul Otto Baumgarten (1873-1946), der bereits 1906 das benachbarte Haus Hamspohn gebaut hatte.

Bei der Gestaltung des Gartens durch Albert Brodersen zog er den als Garten-Reformer renommierten Leiter der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark (1852-1914) zu Rate, der dem ursprünglich als einen Landschaftsgarten gedachten Seegarten an der Nordseite drei streng geometrische, von einer zentralen Wegachse durchschnittene sogenannte "grüne Zimmer" einfügte. Parallel zur zentralen Rasenfläche ziehen sich zwei flankierende Kieswege entlang. Ähnlich verläuft die Unterteilung des zur Straße hin gelegenen Gartens mit seitlichem Gärtnerhäuschen.

Insgesamt hat Liebermann in seinem Garten etwa 200 Bilder und ungezählte Papierarbeiten gemalt - unvergängliche Dokumente seiner reifen Meisterschaft und bis ins hohe Alter ungebrochenen Lebens- und Naturliebe, von der man sich 2004 auf Ausstellungen in Hamburg und Berlin überzeugen konnte. Aus immer wieder neuen Perspektiven hat Liebermann zum Beispiel den Nutzgarten, in dem er im Krieg sogar Kohl anbauen ließ, die Blumenterrasse mit dem Fischotterbrunnen von August Gaul, die Gartenbänke und Heckengärten, den Birkenhain gemalt.

Zwischen Garten und Haus befinden sich eine bäuerliche Lindenhochhecke, direkt vor dem Haus zwei mit kugelrundem Buchsbaum bestückte Rabatten, die zusammen mit den beiden ionischen Säulen in der Westloggia zur Straße den herrschaftlichen Charakter des Anwesens anzeigen. Der eher schlichte Haupteingang befindet sich an der Nordseite des Hauses und wird mit einer Holzpergola auf zwei ionischen Säulen betont. Die weniger monumentale Fassade zum Wannsee schmückt ein von einem Dreiecksgiebel gekrönter Mittelrisalit mit Pilastern und daneben befindet sich eine kleine Loggia mit dorischen Säulen, die sich als Gartenraum zur oberen Terrasse und der darunter liegenden Blumenterrasse öffnet. Von dort ging der Blick weit auf den Wannsee und die gegenüberliegende malerische Uferlandschaft hinaus. Die Grundrisse des Hauses waren exakt auf den Lebensstil der Familie und auf seine künstlerische Arbeit zugeschnitten. Ein Foto von Martha Huth zeigt, daß sich Liebermann auch während der Sommermonate von seiner viel gerühmten Kunstsammlung nicht trennen mochte. An den Wänden hing zum Beispiel Manets "Junges Mädchen im Garten", ein Monet oder Pastelle mit Darstellungen von Martha Liebermann.

Für die Wiederherstellung des Gartens des Liebermann-Sommerhauses am Wannsee hat die Berliner Landesgarten-Denkmalpflege von Reinald Eckert bereits im Jahre 1993/94 ein Gutachten erarbeiten lassen, das dank der weitgehend unveränderten Topographie, der überlieferten Fotos und Planzeichnungen und - nicht zuletzt - der Gemälde Liebermanns eine nahezu identische Wiederherstellung der denkmalgeschützten Anlage erlaubte. Größte Sorgfalt wurde bei der Wiederherstellung der Villa und ihrem Umbau zu einem Museum auf die Wahrung der historischen, unter Schutz stehenden Bausubstanz gelegt.

Das Museum soll nun den Besuchern die Möglichkeit geben, Max Liebermanns Sommerhaus und Garten und originale Arbeiten des Künstlers am Ort ihrer Entstehung kennenzulernen und durch den Vergleich mit den wiederhergestellten Gartenmotiven einen Einblick in seinen Schaffensprozeß zu gewinnen. Eine umfassende Dokumentation zeigt die einzigartige Rolle Liebermanns als Künstler, Kulturpolitiker und Exponent des jüdischen Patriziats.

Die drei Haupträume im Erdgeschoß der Villa (Halle, Eßzimmer und Salon) werden für eine Dokumentationsausstellung, Veranstaltungen und das Café genutzt. Zusätzlich dient die Terrasse als wunderbarer Ort, um im Freien bei einer Tasse Kaffee und Kuchen den Blick auf den Wannsee zu genießen.

Das Museum befindet sich im Obergeschoß mit dem restaurierten Atelier als zentralem und bedeutungsvollen Raum. Die Wohn- und Schlafräume sind durch Türen miteinander verbunden, so daß ein Rundgang möglich ist. In diesen ehemals sehr privaten Räumen werden in einer Dauerausstellung Gartengemälde, Pastelle und Graphiken gezeigt. Am gesamten Haus sind Sicherheitsstandards höchster Kategorie verwirklicht worden. Kasse und Museumsshop sind im Gärtnerhaus in der Nähe des Eingangs zum Grundstück untergebracht. Dort können Besucher ihre Eintrittskarten sowie die im Museumsshop angebotenen Artikel erwerben. pm / os

Die Liebermann-Villa ist von April bis Oktober täglich außer dienstags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags von 11 bis 20 Uhr geöffnet, von November bis März täglich außer dienstags von 11 bis 17 Uhr, am 24. und 31. Dezember ist das Haus geschlossen.

Max Liebermann: Der Künstler in seinem Atelier am Wannsee (Öl, 1932)

Foto: Katalog Hamburger Kunsthalle


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