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20.05.06 / Alkoholfrei ist immer besser / Vorsicht: Selbst im Hustensaft oder in der Mundspülung lauert die Gefahr - Kennzeichnung gefordert

© Preußische Allgemeine Zeitung / 20. Mai 2006

Alkoholfrei ist immer besser
Vorsicht: Selbst im Hustensaft oder in der Mundspülung lauert die Gefahr - Kennzeichnung gefordert

Ob Medikamente oder Kosmetika Alkohol enthalten, ist oft nicht einfach zu erkennen - gefährlich für Kinder, Schwangere, chronisch Kranke und "trockene" Alkoholiker. Der "Deutsche Frauenbund für alkoholfreie Kultur e. V.", Hagen, weist darauf hin, daß der Zusatz von Alkohol meistens überflüssig ist. In Produkten wie Mundspül-Lösungen kann er sogar schädlich sein. Die Organisation fordert daher eine deutliche Kennzeichnung solcher Kosmetika und Arzneimittel.

Das Bewußtsein für die gesundheitlichen Schäden, die Alkohol anrichten kann, ist in den letzten Jahren gestiegen. Die meisten Schwangeren lehnen das Glas Sekt auf der Party ab, "trockene" Alkoholkranke wissen, daß auch die Schwarzwälder Kirschtorte tabu ist, und die Schmerztablette schlucken wir in der Regel mit einem Glas Wasser.

Doch ob Medikamente oder Kosmetika Alkohol enthalten, ist oft nicht einfach zu erkennen. Wer kommt schon auf die Idee, daß zum Beispiel viele Mundspül-Lösungen oder auch Hustensäfte Alkohol enthalten. "Die versteckte Gefahr, die von solchen Produkten ausgeht, wird häufig unterschätzt", so die Erste Vorsitzende des "Deutschen Frauenbundes für alkoholfreie Kultur e. V." Ursula Krämer. Für Schwangere, Kinder oder viele Menschen, die (dauerhaft) Medikamente einnehmen, ist jeder Tropfen Alkohol ein Tropfen zuviel. Das gilt um so mehr für "trockene" Alkoholiker. "Wir fordern deshalb eine klare und verständliche Kennzeichnung in Form eines Warnhinweises ,alkoholhaltig' auf allen Umverpackungen und den Produkten selbst - ähnlich den Hinweisen auf Zigarettenschachteln."

Denn insbesondere den etwa 1,5 Millionen Deutschen, die alkoholabhängig sind, hilft nur Entwöhnung und totale Abstinenz. Privatdozent Dr. med. Götz Mundle warnt: "Der Betroffene darf auf keinen Fall mit Alkohol in Berührung kommen. Selbst der Konsum von Medikamenten oder Kosmetikprodukten auf alkoholischer Basis wie Mundspülungen ist eine große Gefahr." Der Suchtexperte appelliert an das Bewußtsein von Herstellern, Ärzten und Verbrauchern: "Viele Hersteller produzieren immer noch Medikamente oder Spülungen auf alkoholischer Basis, und viele Ärzte verschreiben Patienten, die ein Alkoholproblem haben, diese Produkte. Für trockene Alkoholiker ist das fatal."

Dabei ist der Zusatz von Alkohol meistens völlig überflüssig. Beispiel Mundspül-Lösung: Der Großteil der angebotenen Produkte hat einen Alkoholgehalt zwischen 5 und 30 Prozent - in Konzentraten sind sogar bis zu 90 Prozent Alkohol zu finden. Dabei ist der gefährliche Stoff zur Desinfektion oder Plaquehemmung überhaupt nicht nötig. Eine gute Mundspül-Lösung hemmt die Plaque-Bildung durch spezielle Wirkstoffkombinationen. Auch aktuelle Studien sprechen für den Verzicht auf Alkohol in Mundspül-Lösungen und ähnlichen Kosmetika. Konnten sie doch zeigen, daß die Substanz das Schmerzempfinden in der Mundhöhle erhöhen kann. Inwieweit Alkohol auch das Krebsrisiko in der Mundhöhle erhöht, muß noch genauer untersucht werden.

Um unnötige Risiken zu vermeiden, empfehlen Experten den kompletten Verzicht auf Alkohol in Mund- und Zahnspül-Lösungen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung unterstützt die Empfehlung der Wissenschaftler und fordert bis zu deren Umsetzung die deutliche Kennzeichnung der Produkte, sowohl auf Flaschen als auch auf Umverpackungen. So kann jeder selbst entscheiden, ob er alkoholhaltige Produkte nutzen möchte oder ob er sich für eine gesündere Lebensweise entscheidet. Ursula Krämer: "Ob ein Mensch zu den 10 Millionen Deutschen mit Alkoholproblemen gehört, ob Schwangere, Kind oder (chronisch) Kranker macht erst einmal keinen Unterschied. Für jeden von uns gilt: Alkoholfrei ist besser."

Der "Deutsche Frauenbund für alkoholfreie Kultur e. V". setzt sich seit über 105 Jahren für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol ein. Er macht auf die Gefahren des Alkoholkonsums aufmerksam und zeigt die Vorteile einer alkoholfreien oder alkoholarmen Lebensweise auf. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Selbsthilfe und Prävention. Der gemeinnützige Verein bietet Ge- spräche, Seminare, Weiterbildung, Vorträge, Lesungen sowie Rezeptbroschüren an und zeigt bei privaten wie öffentlichen Gesellschaften, wie raffiniert alkoholfreier Genuß sein kann. pm

Weitere Informationen unter "Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur e. V.", Bahnhofstraße 41, 58095 Hagen, oder im Internet unter www.deutscher-frauenbund.de


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