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27.05.06 / Streit um bulgarische Bettelbande

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. Mai 2006

Streit um bulgarische Bettelbande

Die Freie und Hansestadt Hamburg ist stolz auf ihre Liberalität, Groß- und Freizügigkeit. manchmal hat sie damit aber auch ihre Probleme. Zum Beispiel, wenn gutorganisierte Verbrecherbanden diese Eigenschaften für finstere Zwecke nutzen.

So wurden in den vergangenen Monaten Hamburgs vornehme Flaniermeilen von mitleidheischenden Gestalten bevölkert, die den Passanten Armstümpfe oder andere verkrüppelte Gliedmaßen entgegenstreckten und mit monotonem "Bittäh, bittäh" auf den Zweck ihres Hierseins aufmerksam machten: Eine Bettlerbande aus Bulgarien hatte sich an der Elbe etabliert, um bei den eigentlich als sparsam geltenden Hanseaten kräftig abzukassieren.

Hatte man sich anfangs noch gewundert, wieso Schwerbehinderte, erkennbar im wörtlichen Sinne bettelarm und der Sprache unsereres Landes nicht ansatzweise mächtig, es sich leisten können, mit Touristenvisa einzureisen und ausgerechnet in Deutschlands teuerster Stadt drei Monate "Urlaub" zu machen, so erfuhr man von der Polizei bald die wahren Hintergründe.

Die Bulgarenbande, mutmaßlich jener Volksgruppe zugehörig, die man aus Gründen politischer Korrektheit nicht mehr Zigeuner nennen darf, rekrutierte mit unfeinen Methoden in bulgarischen Heimen schwerstbehinderte Menschen, verschaffte ihnen Visa, verfrachtete sie als "Touristen" nach Hamburg und quartierte sie im hafennahen Stadtteil Altona ein - in einem Hotel, dessen Namen man im Guide Michelin vergebens sucht. Morgens wurden sie ins Zentrum gekarrt, dort in mitleiderregende Positur gebracht und alle paar Stunden abkassiert. Erfolglosigkeit und Aufsässigkeit wurden auf handgreifliche Weise eingedämmt.

Monatelang versuchten Polizei und Kommunalpolitik vergebens, diese ebenso kriminelle wie menschenverachtende Zurschaustellung menschlichen Elends zu unterbinden; der Rechtsstaat Deutschland scheint für solche Fälle keine juristischen Mittel vorzusehen. Bis schließlich der Leiter des Bezirksamts Mitte doch ein probates Mittel fand: Vom Ordnungsdienst ließ er den Profi-Bettlern Untersagungsverfügungen und Strafandrohungen aushändigen, da sie, so die Begründung, die Bettelei gewerbsmäßig betrieben, dafür aber keine Gewerbegenehmigung hätten. Zugleich ließ er die Drahtzieher wissen, ab morgen würden in regelmäßigen Abständen Strafbescheide von je 130 Euro vollstreckt - immer dann, wenn der Bettler genügend in der Sammelbüchse hat, und kurz bevor einer der Hintermänner mit seinem Luxuswagen zum Abkassieren vorfährt.

Der Erfolg war durchschlagend: Schon binnen 24 Stunden waren acht von zwölf Bettel-"Touristen" Hals über Kopf abgereist. Der durchaus geordnete Rückzug vollzog sich so blitzschnell, daß die Behörden nicht einmal wissen, ob die Bande sich bereits eine andere deutsche Stadt aussucht oder erst einmal Urlaub in Bulgarien macht.

Fast alle Hamburger sind froh, daß die Bettelbande weg ist. Fast alle, eine jedoch nicht: Die evangelische Bischöfin Maria Jepsen mahnte, flankiert von ihrem katholischen Amtsbruder im Herrn, Bischof Werner Thissen, "mehr Großherzigkeit und Liberalität" an und kritisierte die "verwinkelte juristische Begründung der Vertreibung der Bettler". Die widerliche Art, wie hier von organisierten Kriminellen das Leid wehrloser Menschen ausgebeutet wurde, scheint die beiden Geistlichen weniger zu stören. M.S.


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