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27.05.06 / Die Mutter aller Seeschlachten / Vor 90 Jahren stieß beim Skagerrak die Grand Fleet auf die Hochseeflotte

© Preußische Allgemeine Zeitung / 27. Mai 2006

Die Mutter aller Seeschlachten
Vor 90 Jahren stieß beim Skagerrak die Grand Fleet auf die Hochseeflotte
von Manuel Ruoff

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges verzichteten die Deutschen auf den Versuch, Großbritannien die Herrschaft über die Weltmeere einschließlich der Nordsee streitig zu machen. Sie taten das in der Annahme, daß der Krieg im Westen durch einen schnellen Sieg des Heeres zu Lande entschieden würde und sich die Hochseeflotte deshalb darauf beschränken könnte, die Küsten zu schützen. Der erwartete schnelle Sieg zu Lande blieb jedoch aus, und die britische Herrschaft über die Nordsee begann sich für die Deutschen zu einem Problem zu entwickeln. Die Versorgung der Entente-Truppen über den Ärmelkanal verlief besser, als es den deutschen Truppen recht sein konnte, und die zwar völkerrechtswidrige, aber nichtsdestoweniger funktionierende Fernblockade der Briten führte zu einer allmählich gefährliche Formen annehmenden Rohstoffverknappung in Deutschland.

Es machte sich deshalb in Deutschland der Gedanke breit, die britische Seeherrschaft nicht länger unangefochten zu lassen. Vor diesem Hintergrund erhielt der offensiv eingestellte Vizeadmiral Reinhard Scheer 1916 den Befehl über die Hochseeflotte. Scheer wußte, daß die Hochseeflotte der britischen Grand Fleet in deren Gesamtheit nicht gewachsen war. Er versuchte deshalb, die Briten dazu zu provozieren, ihre vormalige Home Fleet (Heimatflotte) aufzuteilen, um dann die Einzelteile mit der überlegenen vereinten Kraft seiner Hochseeflotte niederzukämpfen.

In der Skagerrakschlacht benutzte Scheer als Köder einen Aufklärungsverband unter dem Befehl von Vizeadmiral Franz von Hipper, den er Richtung Norden schickte. Die geplante Falle sah wie folgt aus: Die als englandfreundlich geltenden Norweger sollten den vor ihrer Küste auftauchenden Verband den Engländern melden; diese sollten dann einen entsprechend großen Verband zur Bekämpfung des deutschen schicken. Außer Sichtweite folgte Scheer mit dem Gros der von ihm befehligten Hochseeflotte Hippers Aufklärungsverband, um dann im Kampf der mutmaßlich etwa gleich großen Verbände die Entscheidung bringen zu können.

Die Briten jedoch hatten durch ihre Aufklärung erfahren, daß Scheer einen Großeinsatz der Hochseeflotte plante, und ließen deshalb einem Aufklärungsverband unter dem Kommando von Admiral Sir David Beatty das Gros der Grand Fleet unter deren Befehlshaber Admiral Sir John R. Jellicoe folgen. Auch hier bewegten sich Aufklärungsverband und das Gros der Flotte außer Sichtweite.

Am frühen Nachmittag des 31. Mai stoßen der deutsche und der britische Aufklärungsverband vor dem Skagerrak aufeinander. Es entwickelt sich ein Gefecht, in dessen Folge sich die beiden Verbände Richtung Süden und damit ganz im Sinne Hippers Richtung Scheers Hochseeflotte bewegen. Als die Hochseeflotte in Sichtweite gerät, nimmt Beatty Reißaus Richtung Grand Fleet, in der Hoffnung, daß die Deutschen ihm folgen und damit der Grand Fleet in die Arme laufen. Das tun die Deutschen auch. Bei der Verfolgung des britischen Aufklärungsverbandes stoßen sie auf eine Grand Fleet, die quer zur deutschen Fahrtrichtung in Gefechtslinie aufgestellt ist. Die Briten haben eine Traumkostellation erreicht, das sogenannte "Crossing the T". Da sich die britischen Linienschiffe dabei in südöstlicher Richtung bewegen, haben die Deutschen nur die Möglichkeit in westlicher Richtung zu fliehen.

Die Briten verlieren zwar den Kontakt zu den Deutschen, befinden sich aber nun zwischen der zahlenmäßig unterlegenen deutschen Hochseeflotte im Westen und deren deutschen Heimathäfen im Osten. Sich der gefährlichen Lage bewußt versucht Scheer am Abend einen Durchbruch durch die englischen Linien Richtung dänische Küste. Abermals ergibt sich für die Engländer die günstige "Crossing the T"-Konstellation, und die Deutschen müssen erneut kehrtmachen. Wenigstens gelingt es den leichteren deutschen Einheiten, den Rückzug der schwereren zu decken und eine Verfolgung durch die Briten zu verhindern. Jellicoe zeigt allerdings auch wenig Initiative, die Deutschen zu verfolgen, denn er möchte einen unübersichtlichen Nachtkampf verhindern. Er fährt weiter Richtung Süden, in der Hoffnung die Deutschen am nächsten Tag vor der deutschen Küste abfangen zum können. Die Deutschen nutzen jedoch die Nacht zu einem zweiten Durchbruchsversuch. Diesmal erwischen sie das zur Abwehr von Torpedoangriffen von hinten aus leichteren Einheiten bestehende Ende des britischen Verbandes. Ungefähr auf der Höhe von Horns Riff gelingt ihnen der Durchbruch. Nachdem Jellicoe das Malheur erfahren hat, verzichtet er auf eine Verfolgung der Deutschen, um nicht in deren Minenfelder zu geraten, und dreht ab Richtung Heimat.

In Deutschland wurde die Skagerrakschlacht als Sieg gefeiert, weil man den Briten entwischt war und deren Verluste mit 6784 Toten, Verwundeten und Gefangenen sowie 111980 Tonnen Tonnage ungefähr doppelt so groß waren wie die eigenen. An der britischen Seeherrschaft änderte die Schlacht jedoch nichts.


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