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03.06.06 / Ziel aus den Augen verloren / Marburger Bund versteift sich auf einzelne Punkte und verspielt dabei seine Chancen

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Juni 2006

Ziel aus den Augen verloren
Marburger Bund versteift sich auf einzelne Punkte und verspielt dabei seine Chancen

An deutschen Uni-Kliniken und Landeskrankenhäusern wird weiter gestreikt. Der Marburger Bund hat seine Kampfmaßnahmen noch einmal verschärft, nachdem sein Vorsitzender Montgomery eine Übernahme des von Ver.di ausgehandelten Tarifkompromisses für den Öffentlichen Dienst kategorisch abgelehnt hat.

Worum es eigentlich geht, bleibt dem staunenden Publikum nach wie vor weitgehend verborgen. Die öffentlichen Arbeitgeber hatten 16 Prozent mehr Gehalt angeboten. Der Marburger Bund fordert weiterhin 30 Prozent, rechnet zugleich aber das Länderangebot auf magere 1,1 Prozent herunter, da es durch Leistungskürzungen, zum Beispiel bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld, sowie längere Arbeitszeiten kompensiert werde.

Die Länder halten dagegen, indem sie ihre 16 Prozent in absolute Zahlen umrechnen. Demnach bedeute ihr letztes Angebot für einen Assistenzarzt im ersten Jahr monatlich 510 Euro mehr, im dritten Jahr 750 Euro. Daraus errechnen sich Bruttogehälter von 3000 bis 4600 Euro, was nicht nach bitterer Armut klingt. Andererseits ist unbestritten, daß an vielen Uni-Kliniken in Deutschland Arbeitsbedingungen herrschen, die dringend der Verbesserung bedürfen - im Sinne einer optimalen Ausbildung wie im Interesse der Patienten. Ob diese Verbesserungen aber dadurch zu erreichen sind, daß man den hochverschuldeten Ländern höhere Personalkosten aufzwingt und dafür kranke Menschen leiden läßt, darf bezweifelt werden.

Die überzogenen Kampfmaßnahmen des Marburger Bundes schaden aber auch den weitgehend berechtigten Forderungen der niedergelassenen Ärzte. Schon der Versuch, das Punktesystem der Honorarabrechnungen zu verstehen, macht dem Laien wenigstens eins klar: Die Bürokratie hat sich in unerträglichem Maße unseres Gesundheitswesens bemächtigt. So kann ein Arzt in Hamburg mit einem Patienten maximal 25,25 Euro (zirka 600 Punkte) erwirtschaften; ein Rentner bringt immerhin 43,55 Euro. Ist ein Arzt, weil er davon hohe Praxis- und Personalkosten begleichen muß, besonders fleißig, wird er bestraft: Ab 760 Patienten pro Quartal gibt es Punktabzüge bis zu 20 Prozent. H,J.M.

Ermüdend: Operationen wie am Fließband Foto: Uni Bonn


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