25.04.2024

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03.06.06 / Ein Ostpreuße erinnert sich / Wir schreiben das Jahr 1941 Die deutschen Truppen rücken siegreich in Rußland vor, die Sondermeldungen bringen Erfolge über gefangene Russen, zerstörte Panzer und Geschütze!

© Preußische Allgemeine Zeitung / 03. Juni 2006

Ein Ostpreuße erinnert sich
Wir schreiben das Jahr 1941 Die deutschen Truppen rücken siegreich in Rußland vor, die Sondermeldungen bringen Erfolge über gefangene Russen, zerstörte Panzer und Geschütze!

Seit dieser Zeit verändert sich auch an der Volksschule der Geschichtsunterricht! Rektor Adomeit, unser Geschichtslehrer, läßt eine Europakarte als ständiges Anschauungsmaterial anbringen (bis die Frontbegradigungen immer häufiger wurden). Von Finnland bis zum Schwarzen Meer wurden Frontverlauf und Erfolgsfähnchen gesteckt. Da ich im Geschichtsunterricht einigermaßen gut war, hatte ich die Aufgabe, täglich den aktuellen Stand einzutragen und zu erklären! Es waren einige Wochen vergangen, da trafen auch in Labiau die ersten russischen Gefangenen ein. Diese Information hatte sich so schnell verbreitet, daß wir so schnell wie möglich zum Deimehafen eilten. Unmittelbar gegenüber Koppitsch-Obersteller sahen wir auf einem Pionierponton rund 15 bis 20 gefangene Russen, bewacht von zwei Soldaten, davor der kleine Schlepper "Lotte". Es gab viele Schaulustige. Besonders war aufgefallen, daß die Gefangenen sehr heruntergekommen waren und Hunger hatten. Zu dieser Jahreszeit waren die ersten Kähne mit Kohl, Gurken, Kürbis und anderem Gemüse im kleinen Hafen und hatten verdorbenes Gemüse ins Wasser geworfen, welches auch in Richtung der russischen Gefangenen trieb. Die Gefangenen haben versucht, dieses mit den Händen zu ergreifen, um ihren Hunger zu stillen, was uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht so betroffen gemacht hat, wir waren ja die Sieger.

Seit diesem Zeitpunkt vergingen einige Jahre bis uns im Januar 1945 und in den folgenden Jahren bis zur endgültigen Vertreibung, der gleiche Überlebenskampf um tägliche Nahrung von Milch und Beifuß und so weiter vor dem sicheren Tod bewahrte. Auch ich war ein Wolfskind in Litauen und verdanke diesen Menschen mein Überleben. Gerhard Gengel


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