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10.06.06 / Mit Lea Rosh ins Abseits

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Juni 2006

Mit Lea Rosh ins Abseits
von Harald Fourier

Wo gibt es heute schon noch Telefonzellen? Seit gefühlte 98 Prozent der Deutschen ein Funktelefon besitzen, ist die Zellenzahl drastisch reduziert worden. Wo noch öffentliche Fernsprecher stehen, handelt es sich nicht mehr um Häuschen, sondern um mikrige Metallstelen mit Hörer und Tasten. Oben drauf klebt ein rosa Telekom- Logo. Aber das wird jetzt in Berlin ausgetauscht. Im ganzen Stadtgebiet sind Telekom-Monteure ausgeschwärmt, um dieses normale Logo durch einen rosa Fußball zu ersetzen.

Ein "rosafarbener Fußball" - geht's noch? Sogar den Fernsehturm hat die Telekom mit rosa Farbe überziehen lassen. Jetzt hat Berlin eine Attraktion, die so unecht ist wie die lila Milkakuh und so nutzlos wie eine Telefonzelle im Zeitalter des Funktelefons.

An der quasireligiösen Erhöhung der jetzt startenden Fußballweltmeisterschaft kommt niemand vorbei. Der Werbeindustrie ist kein Fernsehspot zu blöd ("Ooooobi, ist das schön"), keine Wortschöpfung zu abgegriffen (angefangen mit WM-Brötchen beim Bäcker, "Toooorte" als Backmischung und schließlich einem Joghurt der Marke Almighurt namens "Biss-Kick"). Den Erfindern solcher Produktnamen oder Werbesprüche kann nur ein WM-Vollrausch unterstellt werden.

Auch im Politbetrieb wirft die WM einiges über den Haufen. So hatte der vergangene Woche zusammengetretene Wirtschaftsrat der CDU seine Jahrestagung eigens wegen der WM auf den 1. Juni verlegt. Sonst treffen sich die CDU-Wirtschaftsleute immer am 17. Juni. 2006 geht das natürlich nicht, schließlich tragen am 17. unter anderem Ghana und die Tschechei ein Vorrundenspiel aus.

Und jetzt haben auch noch Lea Rosh und Ralph Giordano ihre Chance erkannt. Die zwei Schaumschläger in Sachen Nationalsozialismus fordern, daß schnell noch Arno Brekers Monumentalskulpturen am Berliner Olympiastadion wenigstens verhüllt werden. Der Lieblingsbildhauer des "Führers" hatte einige Plastiken entworfen, die am Stadion zu sehen sind. Welch ein Skandal! Übrigens sind die vorgetragenen Argumente nicht neu: Bereits bei der gescheiterten Olympiabewerbung 1993 gab es eine entsprechende Debatte.

Als hätte sich Deutschland seit 1945 nicht schon abertausendfach von seiner Vergangenheit distanziert, architektonische Denkmäler geschleift und mögliche "Wallfahrtsorte" für virtuelle Nazis planiert - für Giordano und Rosh ist es nie genug. Sie reihen sich ein in die tsunamihafte WM-Welle und versuchen abermals ihr politisches Süppchen zu kochen. Doch damit stehen sie nur scheinbar auf der "richtigen Seite". In Wirklichkeit befinden sie sich gewaltig im Abseits.


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