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10.06.06 / Entlarvung der Einseitigen / Streit um Preisverleihung an Peter Handke offenbart politisch korrekte Haltung der Kunstgremien

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Juni 2006

Entlarvung der Einseitigen
Streit um Preisverleihung an Peter Handke offenbart politisch korrekte Haltung der Kunstgremien
von H.-J. Mahlitz

Denk ich an Handke in der Nacht, dann bin ich um den Preis gebracht - so schrieben die Ratsherren der Heine-Stadt Düsseldorf das Werk ihres großen Sohnes fort. Erst wurde dem Schriftsteller Peter Handke der Heinrich-Heine-Preis zuerkannt, und zwar ausdrücklich nicht in erster Linie als Anerkennung seines literarischen Schaffens, sondern seiner unkonventionellen politischen Haltung. Dann wurde ihm der Preis wieder aberkannt - ebenfalls nicht wegen seines literarischen Ranges, sondern wegen seiner unkonventionellen politischen Haltung.

In der Tat war Handke in den letzten Jahren weniger durch Geschriebenes und Gereimtes aufgefallen denn durch politisch-ideologische Positionen, die allgemein als ziemlich "ungereimt" empfunden wurden.

Nachdem sich öffentliche und veröffentlichte Meinung darauf verständigt hatten, im ehemaligen jugoslawischen, sprich serbischen Machthaber Milosevic den alleinigen Bösewicht des Balkan zu sehen, trat der Dichter Handke als Querdenker hervor. Er bejubelte, ebenfalls reichlich einseitig, Milosevic als "Unschuld vom (serbischen) Lande" und stellte sich damit weit außerhalb dessen, was in weiten Teilen Westeuropas, vor allem in Deutschland, als politisch korrekt galt und offenbar immer noch gilt.

Man mag Handkes politische Außenseiterpositionen teilen oder auch nicht - unabhängig davon sollten sie zumindest Anlaß zu Nachdenklichkeit sein. Ist es nicht allzu einfach, die Gewalt- und Greueltaten, unter denen alle Völker des ehemaligen Jugoslawien seit dem Ende des Tito-Regimes zu leiden hatten, nur einem einzigen Schuldigen anzulasten? Gerade mit seiner Einseitigkeit hat Handke die Einseitigkeit vorgeformter Einheitsmeinungen entlarvt; damit steht er durchaus in der Tradition Heinrich Heines.

Das peinliche Schauspiel von Düsseldorf verweist aber auch noch auf weitergehende Aspekte. Preisverleihungen und sonstige Ehrungen werden in Deutschland (aber nicht nur hier, siehe Nobelpreise) nach festen Ritualen abgewickelt. Wichtiger als der künstlerische Rang ist die Unterwerfung unter ideologisch vorgeformte Tabus; wer dagegen verstößt, egal in welche Richtung, wird ausgemustert.

So zieht seit vielen Jahren eine festgeformte Kultur-Schickeria von Preisverleihung zu Preisverleihung, von - wie es neuerdings in Deutschland heißt - "Award" zu "Award", von "Event" zu "Event", um sich gegenseitig zu bejubeln - heute Preisträger, morgen Laudator, übermorgen Moderator - Hauptsache, immer schön "korrekt".

Unterwerfung unter Tabus ist eine Pflicht

 

Politischer Grenzgänger und Künstler

Peter Handke wurde am 6. Dezember 1942 in Griffen (Kärnten) geboren. Er wuchs unter schwierigen familiären Bedingungen auf, verbrachte einige Jahre mit seiner Mutter in Ost-Berlin. In Klagenfurt machte er 1961 Abitur (Matura), studierte in Graz Jura. Mit Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Hornissen" brach er 1965 das Studium ab. Ein Jahr später wurde erstmals eine breitere Öffentlichkeit auf ihn aufmerksam, als er auf einer Veranstaltung der Gruppe 47 das Stück "Publikumsbeschimpfung" präsentierte. Politisch schrieb er sich 1996 mit einem Reisebericht ins Abseits, in dem er "Gerechtigkeit für Serbien" forderte. Er besuchte Ex-Präsident Milosevic in Den Haag im Gefängnis, unterstützte ihn während des Prozesses vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal und trat bei dessen Beerdigung im März 2006 als Redner auf. Daraufhin setzte die Comédie Française die Uraufführung eines neuen Handke-Stückes ab; in Düsseldorf wurde ihm der Heinrich-Heine-Preis erst zu- und dann wieder aberkannt. Zwei Jury-Mitglieder haben ihren Austritt aus dem Gremium erklärt. H.J.M..

Künstler mit "ungereimten" Positionen: Peter Handke Foto: pa


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