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10.06.06 / Sternstunden der Musik / Wien: Vielfältige Ausstellungen erinnern im Mozart-Jahr an den großen Komponisten

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Juni 2006

Sternstunden der Musik
Wien: Vielfältige Ausstellungen erinnern im Mozart-Jahr an den großen Komponisten

Mozarts Leben und Werke, seine Reisen und Zeitgenossen, seine Ideen, die bis heute Nachwirkungen haben - das alles wird in einer aufwendigen Mozart-Schau in der Wiener Albertina präsentiert. Das Da Ponte Institut, benannt nach Lorenzo da Ponte, Mozarts Textdichter der Opern "Le Nozze di Figaro", "Don Giovanni" und "Cosí fan tutte", zeigt im prachtvollen, klassizistischen Wohnpalais der Habsburger wertvolle Kunst und spannende virtuelle Installationen: vom Wunderkind bis zum Freimaurer, vom Genie zum Mozartkugel-Klischee und die Experimentierfreude in Kunst, Architektur, Wissenschaft sowie Moral, Sexualität und soziale Utopien.

Der Ort der Ausstellung "Mozart. Experiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 18. Jahrhunderts" wurde nicht von ungefähr ausgewählt. Die Graphische Sammlung der Albertina wurde nicht nur zur Zeit Mozarts durch Albert von Sachsen-Teschen, einen Schwiegersohn Maria Theresias, begründet, dort unterrichtete später auch Ludwig Ritter von Köchel, der das Werkverzeichnis Mozarts, das Köchelverzeichnis, erstellte. Diese offizielle Ausstellung der Stadt Wien zum Mozart-Jahr 2006 zeigt Leben und Werk des Komponisten im Kontext seiner gesellschaftlichen Einbindung: Sie vermittelt nicht nur ein Bild der höfisch-aristokratischen Gesellschaft - anhand Mozarts Reisen durch ganz Europa -, sondern auch die Dynamik der Zukunftspotentiale dieser Zeit und läßt die Aktualität der Epoche für uns heute aufblitzen. Klaus Pinters raumfüllende, transparente Montgolfieren-Installation "Eroberung der Luft" empfängt die Besucher der Ausstellung. Moderne Kunst tritt in Kontrast zur Kunst der Mozartzeit und des Rokoko, ergänzt durch Haute Couture von heute. In den 1780er Jahren entfaltete sich der Genius Mozart in Wien. Seine intensivste Schaffensperiode - Jahre großer Erfolge, ein erstaunlicher Wohlstand, aber auch Nöte, Konsequenz der Risikofreudigkeit - fand im rasanten Reformklima des Josephinismus statt. Diese weltoffene, aufgeklärte Gesellschaft war von den Idealen der Freimaurerei geprägt. Eine große Anzahl an Objekten aus Beständen der Albertina unterstreicht ihre weltweite Bedeutung als richtungweisende Sammlung des Freimaurers Herzog Albert von Sachsen-Teschen. Ein umfangreicher Katalog (416 Seiten, 205 Abb., davon 176 farbig, gebunden mit Schutzumschlag, 39,80 Euro) ist im Verlag Hatje Cantz erschienen. Der begleitende Text des Kurators der Ausstellung Herbert Lachmayer macht auf anschauliche Weise die Zeit Mozarts als Ausgangspunkt der Moderne begreifbar.

Das Jüdische Museum Wien zeigt zur gleichen Zeit die Ausstellung "Lorenzo da Ponte - Aufbruch in die neue Welt". Zwischen Toleranz und "Arisierung" - so zwiespältig wurde im Laufe der Zeit umgegangen mit den genialen Koproduktionen von Mozart und seinem Textdichter Lorenzo da Ponte. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den gemeinsamen Werken der beiden und deren Wirkungsgeschichte. Lorenzo Da Ponte lernte als ehemaliger katholischer Priester jüdischer Abstammung 1782 Wolfgang Amadeus Mozart kennen. Ihre Koproduktionen wurden zu Sternstunden der Musikgeschichte. Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Bedeutung der beiden Künstler für die Wiener und österreichischen Juden und untersucht den Umgang der Nationalsozialisten, die "Arisierung" von Da Pontes und Mozarts Werk und ihre Auswirkungen auf unsere heutige Mozartinterpretation. Die "Mozart-Diaspora", eine Rückschau auf jene zahlreichen Musiker und Musikwissenschaftler, die durch ihre Flucht aus Österreich nach 1938 ihre Wiener Sicht auf Mozart in die Welt trugen, ist der Epilog der Ausstellung.

Das ZOOM Kindermuseum mitten im "MuseumsQuartier" Wien präsentiert die Mozart-Ausstellung "Wolfgang Amadé - ein ganz normales Wunderkind" speziell für Kinder - spannend, unterhaltsam, witzig. Was könnte Kinder an Mozart interessieren, fragten sich die Verantwortlichen. Die Ausstellung für Sieben- bis Zwölfjährige gibt darauf Antwort - interaktiv, inspirierend, informativ und anregend, einfach zum Mitmachen. Etwa beim Schauspiel auf einer Rokokobühne, beim Schminken, Nachspielen von Klein-Wolferls Kinderspielen und bei interaktiven Installationen.

Die Ausstellung verdeutlicht auch, wie vielseitig Mozart als Kind war: der freche Wolfgang Amadé, ein disziplinierter "Klavierspielautomat", der frühreife Kompositeur und Jongleur mehrdeutiger Worte, ein wohlerzogenes Genie, adrett im Mittelpunkt höfischer Gesellschaft, ein selbstbewußtes Persönchen ...

Mozarts "Eine kleine Nachtmusik" dirigieren und die Wiener Philharmoniker als Maestro durch das Werk führen? Das kann man derzeit im Wiener Haus der Musik. Das Klangmuseum lädt zu einer Entdeckungsreise in die Welt Mozarts und der Wiener Klassik ein. Die Video-Animation "Mozart komponiert" gibt eine Vorstellung von Mozarts Kompositionstechnik, die man in der "Klanggalerie" praktisch umsetzen kann, indem man "Die

Zauberflöte" mit Klängen und Klangstrukturen zur eigenen Komposition mischt und diese dann auf einer persönlichen CD mitnimmt. eb

Die Ausstellung "Mozart. Experiment Aufklärung im Wien des ausgehenden 18. Jahrhunderts" ist in der Albertina, Wien 1., Albertinaplatz 1, täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr, bis 20. September zu sehen.

Die Ausstellung im Jüdischen Museum Wien, Wien 1., Dorotheergasse 11, ist täglich von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, zu sehen, bis 17. September.

Das ZOOM Kindermuseum, MuseumsQuartier, Wien 7., Museumsplatz 1, zeigt die Ausstellung Wolfgang Amadé - ein ganz normales Wunderkind" bis September.

Das Haus der Musik, Seilerstätte 30, 1010 Wien, ist täglich von 10 bis 22 Uhr geöffnet.


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