18.04.2024

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10.06.06 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 10. Juni 2006

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied und Familienfreunde,

wenn Sie heute eine Zeitung aufschlagen, wird Ihnen natürlich sichtbar der runde Ball entgegen springen, es dreht sich ja alles um die WM und wir mit - ja auch wir, die Ostpreußische Familie. Das hätten Sie natürlich nicht vermutet und ich auch nicht, aber bevor ich meine heutige Kolumne konzipierte, bekam ich einen Brief, und sofort krempelte ich alles um. Denn die Fragen von Forst-Ing. Revierförster a. D. Hans-Georg Leber passen so nahtlos in die aktuelle Medienlandschaft, wie man es sich besser nicht wünschen kann, und so rollt auch der Ball bei uns, wenn auch in die Vergangenheit zurück. In meine Heimatstadt Königsberg, denn dort fand 1938/39 das erste und letzte Fußball-Länderspiel der Deutschen Nationalmannschaft auf dem Dr.-Friedrich-Lange-Platz in der Samitter Allee statt. Gegner war die Fußballnationalmannschaft von Estland oder Lettland - hier läßt Herrn Leber sein Supergedächtnis doch im Stich, denn schließlich war er damals ein Junge von 12/13 Jahren, aber fußballbegeistert. Und mit Sicherheit hat er auch "Tor! Tor! Tor!" gebrüllt, als der Rechtsaußen der deutschen Mannschaft Helmut Lehner den Ball in das gegnerische Tor setzte: Er schoß von der rechten Seite einen Eckstoß, der Ball bekam einen Dreh und landete ohne einen Spieler zu berühren im rechten oberen Toreck - der Treffer blieb unvergessen. Vielleicht auch für andere Zuschauer, denn nach diesen sucht Herr Leber, um das Spiel zu rekapitulieren, das die deutsche Mannschaft mit 4 : 1 gewann. An weiteren Namen sind unserm Landsmann noch die von Janes-Kupfer, Kitzinger, Goldbrunner, Urban und dem Torwart Jacob in Erinnerung geblieben. Und auch das, was sich vor dem Länderspiel ereignete. Für einen guten Zweck wurde ein Vorspiel organisiert: Presse gegen Rundfunk! In einem Freundschaftsspiel trafen Mitarbeiter der "Preußische Zeitung" und des Reichssenders Königsberg aufeinander. Und das war geradezu sensationell, wie Hans-Georg Leber sich erinnert: "Beide Mannschaften liefen unter dem Beifall der Zuschauer auf dem Platz ein. Nach Platzwahl und Handschlag stellte der Schiedsrichter das Fehlen des Fußballs fest. Dann hörte man plötzlich Flugzeuggeräusch, und aus dem Fieseler Storch, der über das Stadion flog, wurde ein Ball auf das Spielfeld geworfen, der aber beim Aufprall zerplatzte - es war ein Wasserball! Ein toller Gag, denn bei einem zweiten Anflug wurde dann der richtige Fußball abgeworfen. Es soll die berühmte Hanna Reitsch gewesen sein, die den Hochdecker flog." Von den Spielern ist Herrn Leber vor allem der Kapellmeister Erich Börschel in Erinnerung geblieben. Ein Ereignis, das wohl nicht nur für ihn unvergessen blieb - so glaubt er jedenfalls und hofft auf Zuschriften (Forst-Ing. Revierförster a. D. Hans-Georg Leber, Gerhart-Hauptmann-Straße 5 in 07973 Greiz / Thür.).

Unser Landsmann ist aus berechtigtem Grund optimistisch, denn die Ostpreußische Familie hatte ihm bereits vor zwei Jahren einen Bombenerfolg beschert. Herr Leber suchte damals ehemalige Bewohner von Haffwerder, Kreis Labiau. Das Echo war überwältigend, ein reger Schriftverkehr war die Folge. Auch in letzter Zeit hat sich wieder so allerhand getan. Wie das Feld der Familienforschung noch beackert werden und reiche Frucht tragen kann, beweist ein ausführlicher Bericht über das "Lapsien-Treffen", das nach nur zweieinhalb Jahren Ahnenforschung zustande kam. Uwe und Ilona Lapsien brachten den Stein ins Rollen. Anläßlich des 70. Geburtstages des Seniors der Familie wollten sie seine Lebensgeschichte dokumentieren. Dabei entdeckten sie nicht nur das Interesse an der Familienforschung, sondern auch ihre Liebe zur Heimat Ostpreußen. Bei der Suche nach Verwandten half auch unsere Ostpreußische Familie. Das Puzzle wurde immer vollständiger, bis der Stammbaum die Namen von 150 Personen aufwies. Und da kam die Idee zu einem Sippentreffen, 115 Personen wurden angeschrieben, Uwe und Ilona Lapsien hofften auf 30 Teilnehmer. Es kamen 58 Zusagen! Was dann über die Bühne ging, war ein echt ostpreußisches Familienfest in einem mit Ostpreußenfahne und Mini-Elchen geschmückten Saal, mit Beetenbartsch und Schmandschinken, Glumskuchen und Prasseltorte, mit Bildern und Berichten über die Heimat von denen, die noch dort geboren waren oder die sie jetzt bereist hatten, mit Wiederfinden und Kennenlernen unter der Wandtafel mit dem Stammbaum. Daß auch für die Jüngsten der Sippe dieses große Familientreffen zum Volltreffer wurde, bewies der Ausspruch "Oma, das war die schönste Feier meines Lebens!"

Für einige Fragen sind Teilerfolge zu melden, die mir von Zusendern mitgeteilt wurden, aber ich warte noch auf das Gesamtergebnis der Fragesteller - hoffentlich, denn nicht immer erfahren wir von den Erfolgen. Und ich habe auch noch keinen "Sack voll Antworten" zu den hochprozentigen Winkler-Spezialitäten, wie Günther Lotzkat vermutet. Lediglich zu zwei Getränken habe ich die Rezepte bekommen, nämlich zu "Schneegestöber" und "Blutgeschwür" - danke, liebe Waltraut Kloos für die Zusendung -, ansonsten herrscht so ziemlich Funkstille. Mein alter Heimatfreund Gerhard Morgenstern aus Wetzlar übersandte mir aber eine Kopie der Getränkekarte aus den Winkler-Stuben in Königsberg. Es ist dieselbe, die Frau Luckner in Florida zu dieser Frage anregte. Ich sammele erst mal weiter.

Da wir schon bei ostpreußischen Spezialitäten sind: Herr Dr. med. Günther Abramowski übermittelt den Wunsch seines ehemaligen Klassenkameraden Dieter Dullien nach einem Rezept, und das ist ein typisch ostpreußisches, nämlich Dämpfkarbonade. Die konnte nur Dieters Oma so richtig zubereiten, selbst er als leidenschaftlicher Hobbykoch muß da passen. Natürlich kann ich ihm das Rezept übermitteln, denn auch meine Mutter brachte oft Dämpfkarbonade auf den Tisch, ich kann sie heute leider nicht mehr essen - wegen der Zippeln -, aber es steht ja in fast jedem ostpreußischen Kochbuch: Schweinekoteletts in der Pfanne in siedendem Wasser mit viel, viel Zwiebeln, Salz und Pfeffer dünsten und mit gebundener Soße servieren. Natürlich variieren die Rezepte leicht, mal wird saurer Schmand an die Soße getan, mit Majoran gewürzt, laut Doennigs Kochbuch - unsere ostpreußische Kochfibel - bleibt sie pur, damit der Zwiebelgeschmack voll zur Geltung kommt, nicht umsonst heißt sie dort auch "Zwiebelkarbonade". So weit, so gut. Aber Herr Dullien hat die großmütterliche Dämpfkarbonade anders in Erinnerung: als dünnflüssige, sehr würzig schmeckende, helle Suppe, auf der große Fettaugen schwammen, wahrscheinlich mit Kartoffeln drin. Kennt jemand dieses Rezept, oder täuscht Herrn Dullien vielleicht die Erinnerung, denn das Fleisch wurde in reichlich Soße gereicht - das Doennigs'sche empfiehlt sogar eine tiefe Schüssel. Vielleicht hat Oma da in der knappen Zeit aus der Soße eben ein Suppchen gemacht. Na ja, dann ist es mal ein Geschichtchen zum Schmunzeln und würzt unsere Familienkolumne.

Doch nun zu konkreten Fragen. Unser Leser Michael Berg hat ein "erstaunliches Anliegen", aber ich empfinde es gar nicht so, da bin ich ganz andere Kaliber gewohnt! Es dreht sich um ein Boot, denn Herr Berg aus Munderkingen interessiert sich für die Geschichte der Bodenseeschiffahrt, und da stieß er auf ein Fahrgastschiff, das bis vor kurzem zu den ältesten auf dem Schwäbischen Meer gehörte, denn es wurde 1928 gebaut - in Pillau! Über seine wechselvolle Geschichte konnte Herr Berg viel erfahren, nur nicht über die am weitesten zurückliegenden Jahre. Das Boot taucht erst in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts aus dem Dunkel seiner Vorgeschichte auf, es fuhr auf dem Bodensee unter dem Namen "Seehase", später als "MB Delphin" unter wechselnden Eignern, zuletzt wurde es als "MB Ermatingen" vom gleichnamigen Schweizer Heimathafen zu Charter- und Sonderfahrten eingesetzt. Im vergangenen Herbst wurde es an die Donau verkauft. Von den bisherigen Eignern konnte Herr Berg nichts über die Vorgeschichte des 60 Fahrgäste fassenden Bootes erfahren, deshalb wendet er sich jetzt an uns mit einem Bündel Fragen: Auf welcher Werft wurde das Boot gebaut? Welche Funktion hatte das Boot in Pillau bis zur Verlegung an den Bodensee, und wer war beziehungsweise waren der oder die Eigner? Wann und weshalb wurde die Verlegung durchgeführt, wie wurde diese bewerkstelligt? Hierzu vermutet Herr Berg, daß das Schiff schon vor dem Zweiten Weltkrieg an den Bodensee kam, da der damalige Grenzschutz mehrere Boot dorthin gebracht hat. Er ist an allen Informationen interessiert - je mehr, desto besser (Michael Berg, Beim Wetterkreuz 26 in 89597 Munderkingen, Telefon 0 73 93 / 25 46, E-Mail: michael.berg@faventia.de)!

Es gibt Fragen, die sind wie diese gut formuliert und können auch nahtlos in unsere Kolumne eingefügt werden. Ich nenne sie Traumfragen - aber es gibt auch andere, und das sind leider die meisten: schwierige, sehr schwierige, kaum lösbare und solche, die aussichtslos sind. Aber gerade die reizen natürlich, weil sie von einem großen Vertrauen sprechen, das unserer Ostpreußischen Familie entgegengebracht wird und das keine Grenzen kennt. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Frau, die ihre Wurzeln sucht, lebt in Frankreich, ist keine Vertriebene, keine Deutsche, und fällt damit schon eigentlich durch unser Raster. Über dreimal Umsteigen ist die Frage bei uns gelandet, aber auch wir können kein Zielbahnhof sein, höchstens eine Weichenstellung geben - wenn überhaupt. Also versuchen wir es mal. Die Frau, um die es sich handelt, wurde in Frankreich von einer polnischen Mutter geboren und von einem französischen Ehepaar adoptiert. Im Rahmen der Adoption, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Mitte der 50er Jahre erfolgte, fand sie in den Unterlagen auch Angaben über den Wohn- beziehungsweise Geburtsort ihrer Mutter, der für eine Französin nur schwer zu entziffern ist: Kopeicka oder Kopeiska. Nun bat mich ein deutsches Ehepaar, das mit der Französin befreundet ist, nachzuforschen, wo dieser Ort liegt. Also nach meinen Unterlagen nicht in Ost- oder Westpreußen, ich nehme auch nicht an, daß es sich um einen nach dem Krieg umbenannten ehemaligen deutschen Ortsnamen handelt, sondern um einen polnischen, da die dort Geborene ja Polin sein soll. Es könnte sich aber auch um einen heute russischen beziehungsweise ukrainischen Ort handeln, der früher polnisch war. Wenn man eine Kopie der Geburtsurkunde besitzen würde, wäre das Nachforschen leichter. Vielleicht kann aber zuerst jemand aus unserer Leserschaft helfen, der sich auf diesem Gebiet auskennt. Mehr können wir im Augenblick nicht tun, aber das wäre auch schon viel für das deutsche Ehepaar, das sich nach vergeblichem Bemühen - auch in Polen - an uns gewandt hat, da wir anscheinend für jede "Wurzelsuche" gut sind! Zuschriften bitte an Herrn Hans-Joachim Schwabe, Uranusweg 2 in 41366 Schwalmtal, Telefon (0 21 63) 26 38, E-Mail: hj.schwabe@t-online.de.

Eure Ruth Geede


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