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24.06.06 / Königsberg soll schöner werden / Wurde die Stadt letztes Jahr für die 750-Jahr-Feier herausgeputzt, so laufen jetzt die Vorbereitungen für das Jubiläum 60 Jahre Oblast

© Preußische Allgemeine Zeitung / 24. Juni 2006

Königsberg soll schöner werden
Wurde die Stadt letztes Jahr für die 750-Jahr-Feier herausgeputzt, so laufen jetzt die Vorbereitungen für das Jubiläum 60 Jahre Oblast
von Manuela Rosenthal-Kappi

Wurde im vergangenen Jahr bereits einiges unternommen, um die Stadt zum 750jährigen Bestehen herauszuputzen, gibt es in diesem Jahr neue Pläne des derzeitigen Chefarchitekten der Stadt, Alexander Baschin, sie zur Feier des Jubiläums 60 Jahre Oblast weiter zu verschönern. Für die Bürger bedeutet dies, daß sie ihre Balkonverkleidungen aus Glas auf eigene Kosten entfernen lassen müssen. Zunächst betrifft dies die Anwohner der Fuchsberger Allee (Sowjetskij Prospekt) und der Wrangelstraße (Tschernjachowskij Prospekt). Grund für diese Anordnung ist, daß die Gebäudefassaden komplett renoviert und die Balkons gefliest werden sollen.

Bei den Bewohnern stößt dieses Vorhaben auf wenig Begeisterung. Die Russen nutzen den Balkon gerne als zusätzlichen Wohnraum, in dem Dinge gelagert werden, die in der meist kleinen Wohnung keinen Platz finden. Auf dem Balkon zieht man Gemüsepflanzen vor und trocknet seine Wäsche. Als Freisitz zum Genuß des schönen Wetters findet der Balkon keine Verwendung. Daß die Häuserfassaden durch die an Bretterbuden erinnernden Holzrahmen mit Glasfüllung das Stadtbild nicht gerade verschönern, wollen die Mieter, welche die Konstruktionen auf eigene Kosten und meist im Eigenbau errichtet haben, nicht einsehen, oder sie setzen eben andere Prioritäten. Wollen sie nach der Renovierung ihre Konstruktionen wieder aufbauen, müssen sie sich in Zukunft erst eine Baugenehmigung bei der Behörde holen.

Es trifft jedoch nicht nur die einfachen Bürger. Alexander Baschin hat bereits 24 Geschäftsinhaber der Fuchsberger Allee, die Läden in der Straße betreiben, zu einem Treffen eingeladen, bei dem er sie mit der Information überrumpelte, daß sie die Fassaden ihrer Läden einheitlich zu gestalten hätten, und zwar auf eigene Kosten. Zur Unterstützung hatte der Stadtplaner den Designer Tair Waleew mitgebracht, der als rechte Hand des Architekten die gestalterische Planung für die Renovierungen übernehmen soll. Nach den Plänen sollen die Gebäude der Straßen farblich einheitliche Fassaden erhalten. Dem Stadtarchitekten gefällt es nicht, wenn der Sockel eines Hauses eine andere Farbe hat als die restlichen Stockwerke. Benachbarte Häuser sollen nicht in unterschiedlichen Farben gestrichen sein. Oberstes Ziel Baschins ist es, Ordnung in das Stadtbild zu bringen. Unter Berufung auf die Unterstützung seines Programms durch Gouverneur Boos teilte er den wenig begeisterten Geschäftsleuten mit, daß sie bis zum 1. September die Bauarbeiten abgeschlossen haben sollten, schließlich werde Präsident Putin zum Gebietsjubiläum erwartet.

Baschin verfolgt hochgesteckte Ziele. Er möchte die Zeit der „Beton“-Zäune als Element des vergangenen Jahrhunderts hinter sich lassen. Seiner Meinung nach gibt es bereits zu viele Garagen und Hallen am Ufer des Pregels. Auch auf die Kioske auf den Straßen des Zentrums hat es der Architekt abgesehen: Fliegende Händler ohne festen Standort sollen aus dem Stadtbild verschwinden. Baschin möchte zu kleineren Formen zurückkehren, alles das, was auf Augenhöhe eines Menschen zu sehen ist, verschönern. Bürgersteige, Abfallbehälter, Kioske sollen ein einheitliches Design erhalten.

Daß mancher Geschäftsmann, der die Fassade seines Ladens erst im vergangenen Jahr für die 750-Jahrfeier auf seine Kosten und mit Genehmigung der zuständigen Behörden hat herrichten lassen, kaum Verständnis aufbringen wird für neuerliche Baumaßnahmen wegen der Geschmacksänderung der Stadtplaner, ist mehr als verständlich.


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