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01.07.06 / Krieg dem Westen / Reden Osama bin Ladens im islamischen Kontext / Die beiden Autoren Marwan

© Preußische Allgemeine Zeitung / 01. Juli 2006

Krieg dem Westen
Reden Osama bin Ladens im islamischen Kontext
Die beiden Autoren Marwan

Abou-Taam und Ruth Bigalke sind Kenner ihres Faches, beide haben Islamwissenschaft studiert und im Rahmen der deutschen "Gesellschaft für technische Zusammenarbeit" (GTZ ) an konkreten Entwicklungshilfeprojekten im islamischen Raum mitgewirkt. Ruth Bigalke versucht in einem Projekt, eine frauenfreundliche Koraninterpretation zu erarbeiten.

Beide stellen in dem hier vorliegenden Buch erstmalig eine Zusammenfassung der wichtigsten Texte, Videos, Ansprachen und Handbücher Osama bin Ladens vor und stellen sie in den analytischen Kontext der historischen und soziologischen Zusammenhänge zeitgenössischer Wissenschaft. Die Kenntnis dieser Texte ist für politisch denkende Menschen unerläßlich, um die realen Gefahren zu erfassen, die von ihnen ausgehen und die Zusammenhänge der weltpolitischen Aktionen zu begreifen, denen wir alle ausgesetzt sind.

Die Autoren nennen Osama bin Laden einen Hobbytheologen, der sich zum Koraninterpreten ernannt hat. Er findet allerorten Nachahmer, denn auch im Westen treffen sich immer häufiger arbeitslose Muslime, die eine Garage anmieten und Moschee nennen und im Hinterhof Osama bin Laden nachempfundene Freitagspredigten halten.

Das soziologische Umfeld dieser Prediger wird durch die These von Gunnar Heinsohn umschrieben als die Positionskämpfe testosterongeschüttelter, arbeitsloser, männlicher Jugendlicher im arabischen Raum, die man als die "überflüssigen Verlierer" bezeichnen kann. Diese Jugendlichen stecken in den Verwerfungen des von Samuel Huntington prophezeiten Kampfes der Kulturen, und sie saugen die Botschaften bin Ladens begierig auf.

Osama bin Laden fokussiert alle Schuld an ihrem Elend auf die Machenschaften der Vereinigten Staaten, die wiederum von den Juden wirtschaftlich kontrolliert würden. Die USA und ihre Verbündeten beuteten die arabische Welt aus und schickten ihre Truppen an die heiligen Stätten des Islam. Sie allein und Israel besäßen Massenvernichtungswaffen, und sie mäßen mit zweierlei Maß, indem sie allen arabischen Ländern einen solchen Besitz verböten. Osama bin Laden leitet daraus eine Verschwörungstheorie des Westen gegen die islamische Welt ab, und als legitime Verteidigung ruft er zu einem weltweiten Dschihad gegen den Westen auf. Er gibt in einem globalen Aufstand den islamischen Massen den Auftrag, eine Islamisierung der Welt zu organisieren.

Die muslimische Umma soll daher der einzig legitime Souverän der Weltgeschichte sein. Im Juli 2005 wurde ein Schlüsseltext Osama bin Ladens auf allen Islamistenportalen im Internet veröffentlicht mit dem Titel "Verwaltung der Barbarei", in dem die Schaffung von Chaos und Anarchie gepriesen wurde. Islamistische Gruppierungen sollten touristische Zentren, Banken und Ölraffinerien angreifen, damit schwache Staaten zur Überdehnung ihrer Sicherheitskräfte geführt würden.

Kernthese bin Ladens ist, daß der Islam ein komplexes System sei, das nur komplett installiert werden könne. Daher müßten alle störenden Elemente rücksichtslos entfernt werden, vor allem aber westliche Vergnügungsstätten. Dies sei ein totaler Partisanenkrieg gegen die westliche Zivilisation, der mit allen Mitteln zu führen sei, mit Wort und Tat, mit Stift und Messer und Bomben unter totalem Einsatz auch des eigenen Lebens. Wie seinerzeit "Mein Kampf" sollte man als politisch denkender Mensch diese Kriegserklärung ernst und zur Kenntnis nehmen, zumal deutsche Soldaten weltweit schon längst in dies Geschehen verstrickt sind. Holger von Dobeneck

Marwan Abou-Taam, Ruth Bigalke (Hrsg.): "Die Reden des Osama bin Laden", Diederichs, 256 Seiten, 19,95 Euro, Best.-Nr. 5604


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