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08.07.06 / Ungeliebt und vom Leben geprügelt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 08. Juli 2006

Ungeliebt und vom Leben geprügelt

"Unter jedem Dach ist ein Ach!" In der autobiografischen Erzählung Anitas Lompas "Sonntagskind mit Hindernissen" stößt der Leser leider auf so viele solcher "Achs", daß er schon bald zu der Erkenntnis kommt, daß die Autorin in ihrem bisherigen Leben alles andere als vom Glück verwöhnt wurde.

Und dabei fing alles doch so gut an: "Ich wurde an einem strahlenden Sonntag, am 10. Juli 1938, geboren. Jedoch verlief mein Leben nicht strahlend und voller Sonnenschein! Enttäuschung, Verzweiflung und Kampf - das war mein Leben!"

Nicht genug damit, daß Anita Lompa schon als kleines Kind von ihren Eltern für alles und jedes verprügelt wurde, so mußte sie als Dank, kaum, daß sie alt genug war, kräftig im Haushalt mit anpacken - für eine unbeschwerte Kindheit blieb ihr keine Zeit.

Da Anitas Vater in den 1940ern in den Krieg mußte, blieben viele Aufgaben als älteste Tochter neben Schwester Sybille und Bruder Peter an ihr hängen. "Ich wurde zur Selbständigkeit erzogen. Mutter schickte mich überall hin, und ich mußte aufpassen. Lief etwas falsch, gab es Schläge."

1945 mußte die Familie aufgrund des Zweiten Weltkrieges das ostpreußische Bokellen verlassen. Zunächst versuchte man, sich in Schleswig Holstein ein neues Leben aufzubauen.

Als der Vater gesundheitlich schwer angeschlagen aus dem Krieg heimkehrte, schlug ihr für ihren Fleiß und ihre Aufopferung für die Familie jedoch nur Undank entgegen. "Vater lag fast ein ganzes Jahr im Bett. Eine schlimme Zeit. Ich bekam für alles Prügel. Wenn meine Geschwister was anstellten, bekam ich die Hiebe. Ich fing an, alle zu hassen ... Nun war ich gerade zwölf Jahre geworden und müde, müde und ausgelaugt wie eine alte Frau. Ich mußte morgens zur Schule, nach der Schule den Haushalt machen, die Wäsche waschen, einkaufen und alle Botengänge."

Anita Lompa berichtet erstaunlich erfrischend über all die negativen Erlebnisse, die ihr als Mädchen, junger Frau und verheirateter Mutter widerfahren sind.

Ohne Verbitterung, lediglich mit einer Prise Sarkasmus gewürzt sind ihre Erzählungen über ihren undankbaren egoistischen, arbeitsunfähigen kranken Ehemann, ihren Laden, der leider Pleite ging, da niemand den Schneid besaß, ihr nach einem Herzinfarkt beizustehen, ihre leider ebenfalls undankbare, nicht gehorchende Töchter, den mißratenen Beinah-Liebhaber und zu guter Letzt über ihre Einsamkeit, die Einsamkeit einer Frau, die nie etwas anderes wollte, als so geliebt und akzeptiert zu werden, wie sie ist. A. Ney

Anita Lompa: "Sonntagskind mit Hindernissen", Frieling Verlag, Berlin 2006, broschiert, 128 Seiten, 7,90 Euro, Best.-Nr. 5612


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