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22.07.06 / 50 Jahre und kein bißchen leise / Die Kreisgemeinschaft Treuburg konnte mit vielen Gästen das Jubiläum der Patenschaftsübernahme feiern

© Preußische Allgemeine Zeitung / 22. Juli 2006

50 Jahre und kein bißchen leise
Die Kreisgemeinschaft Treuburg konnte mit vielen Gästen das Jubiläum der Patenschaftsübernahme feiern

Heute ist ein besonderer Tag – heute feiern wir 50 Jahre Patenschaft Leverkusen-Opladen mit Treuburg“. Mit diesen Worten eröffnete Kreisvertreter Dr. Heinrich Matthée das Hauptkreistreffen der Treuburger. Er begrüßte alle Anwesenden sehr herzlich, besonders erwähnte er: die Bürgermeisterin der Stadt Leverkusen, Irmgard Goldmann; Bürgermeister Waclaw Olszewski aus Treuburg (Olecko); Hannelore Muraczewska, Vorsitzende des Deutschen Vereins in Treuburg, mit einer Delegation; Sigisbert Nitsche, Vorsitzender des BdV und der Ostpreußen in Leverkusen; Jan Beresniewicz, treuer Freund und Helfer in allen deutsch- polnischen Fragen, vor allem geschichtlicher Wahrheit; den Hauptredner jenes Tages, den Kreisvertreter von Sensburg Siegbert Nadolny und schließlich alle Treuburger mit ihren Familien, die nach Leverkusen gekommen waren.

In Seiner Ansprache führte Dr. Heinrich Matthée aus: „Sehr verehrte Bürgermeisterin Goldmann, lieber Bürgermeister Waclaw Olszewski, der Kreisvertreter von Lyck, mein lieber Freund Gerd Bandilla, beginnt sein Grußwort im Hagen-Lycker Heimatbrief Nr. 64 mit folgenden Worten: ‚Rückwärts gewandt oder zukunftsorientiert? Diese Frage beschäftigt in der heutigen Zeit viele von uns, auch die Vertreter der Landsmannschaft Ostpreußen.’ Ich meine, daß beides zusammengehört! Wir Treuburger können unsere schöne Heimat in Stadt und Kreis Treuburg nicht vergessen, die wir 1944/45 oder später verlassen mußten. Wir erinnern an das große Unrecht, das uns am Ende des Zweiten Weltkrieges widerfahren ist. Insofern sind wir rückwärts gewandt, was uns keiner verwehren kann. Den Blick aber nur in die Vergangenheit zur richten, das wäre zu wenig! Was sollen wir tun? In den gestrigen Sitzungen haben wir beschlossen, weiter zu machen, weiter zu arbeiten an den uns gestellten Aufgaben. Wir wollen noch nicht aufgeben, aber dafür brauchen wir Ihre Unterstützung für unsere Arbeit für Ostpreußen – für Treuburg!“

Matthée zitierte aus einem Artikel den Sabine Czygan für den Treuburger Heimatbrief Nr. 50 verfaßt hat: „Wenn zwischen Gemeinden Patenschaften geschlossen werden, ist der Anlaß dafür zumeist die Notsituation eines der Partner. Eine solche Lage war nach dem Zweiten Weltkrieg für alle deutschen Kreise, die jenseits der nach dem Krieg gezogenen Oder-Neiße-Linie lagen, gegeben. Die Ostdeutschen mußten ihre Heimat verlassen und sich im Westen des Reiches, das selber stark unter den Zerstörungen des Krieges gelitten hatte, eine neue Bleibe suchen. So fanden die Vertriebenen Aufnahme und Unterkunft meist unter schwierigsten Bedingungen. Aber da jeder Mensch nicht vom Brot alleine leben kann, litten alle nicht nur unter dem Verlust von Angehörigen und des Besitzes, sondern besonders unter fehlenden Verbindungen zu vertrauten Menschen und der verloren gegangenen Verwurzelung im Gedankengut der Heimat. Auch wir Treuburger gehörten dazu. Jetzt, im Jahre 2006, jährt sich zum 50. Mal die Übernahme der Patenschaft durch die Stadt Leverkusen-Opladen für unseren Heimatkreis Treuburg. Dies ist Anlaß, die Arbeit der letzten 50 Jahre, die mit unserer Patenstadt Opladen, die damals noch eigenständig war, eng verknüpft ist, ins Gedächtnis zu rufen. Daran ist beteiligt seitens der Stadt Opladen eine Vielzahl von Oberbürgermeistern und Kreisvertretern unserer Kreisgemeinschaft Treuburg.“

Ein wichtiger Grundstein dieser Zusammenarbeit wurde am 15. und 16. September 1956 gelegt, erstmals trafen sich Vertreter der Stadt Opladen und der Treuburger und es fand das erste Treuburger Kreistreffen mit rund 1000 Teilnehmern in Opladen statt. Diese Zusammenarbeit ist bis heute fruchtbar. So ist es zwar noch nicht zu einem „Treuburger Zimmer“ in Opladen gekommen, aber all die vielen angesammelten „Heimat-Schätze“, wie zum Beispiel Bilder und Fotos, Urkunden (leider oft nur in Kopie), Literatur, Gegenstände aus Brauchtum und dem täglichem Leben, Zeugnisse und vieles mehr haben im Archiv der Stadt Leverkusen eine gesicherte Bleibe gefunden. Eine Besonderheit der Kreistreffen ist jedesmal die kleine Ausstellung mit Kleinoden aus diesem Fundus der Geschichte.

Für Dr. Matthée ist es aber mehr als ein halbes Jahrhundert: „Zusammenfassend muß man sagen, daß es nicht nur 50 Jahre sind, derer wir gedenken, sondern es kann gleichsam von einer 90jährigen Patenschaft gesprochen werden, denn zweimal haben Menschen aus dem Bergischen Land den Menschen aus unserem ostpreußischen Landkreis ihre Hilfe angedeihen lassen.“ Abschließend sprach er nochmals den Dank der Treuburger aus: „Die Kreisgemeinschaft Treuburg dankt ihrer Patenstadt Opladen und auch Leverkusen für 50 Jahre Unterstützung unserer Arbeit und freundschaftlichen Umgang mit den Vertretern der Stadt. Wir Treuburger kommen immer wieder gerne nach Leverkusen – so lange wir noch da sind!“

Seine Nachrednerin, Irmgard Goldmann, erinnerte an die Übernahme der Patenschaft vor 50 Jahren und verwies auf die großen Veränderungen innerhalb Europas in diesen Jahren. Die EU-Osterweiterung sei eine folgerichtige Entscheidung: „All diese Länder, die auch zum Herzen Europas gehören, sind eine Bereicherung für die EU. Ein beredtes Zeichen dafür ist die Aufnahme der Kontakte zwischen den Treuburgern und der polnischen Verwaltung in Olecko (Treuburg, A. d. Red.) mit dem Gedanken – miteinander die Liebe zur Heimat zu teilen, die durch ihre einmalige Landschaft unvergeßlich ist!“

Glückwünsche der Kreisgemeinschaft Sensburg überbrachte der Kreisvertreter Siegbert Nadolny. Neben den üblichen Grüßen und Dankesworten fand er aber auch deutliche Worte zum Thema „Zentrum gegen Vertreibungen“: „... Und nun zu Ihnen, liebe Gäste aus Polen. Ich habe mir sagen lassen, daß es in Warschau – aber nicht nur dort – viele, viele Denkmäler für die Opfer von Krieg und Faschismus gibt. Das ehrt Sie sehr. Es ist kennzeichnend für eine Kulturnation, daß sie ihre Opfer ehrt. Opfer gab es aber auch in Deutschland, besonders viele östlich von Oder und Neiße. Ihrer wollen wir in Berlin gedenken. Haben Sie keine Angst! ... Uns verbindet heute die Liebe zum selben Stück Land, die Liebe zum Land der dunklen Wälder und kristallenen Seen.“

Neben den vielen Worten gab es aber auch anderes auf dem Treffen zu entdecken. So bestand die Möglichkeit, das „Treuburg-Archiv“ zu besuchen, wo Frau Jansen und ihre Kolleginnen eine Ausstellung vorbereitet hatten. Schwerpunkte der diesjährigen waren unter anderem die Patenschaftsübernahme, die Dörfer Giesen und Rogonnen, die alte Masurentracht, das Totengedenkbuch sowie die Modelle des Masurenhofs und des Kirchbergs.

Wermutstropfen im Vorfeld war der notwenige Wechsel des Veranstaltungslokals, der sieben Tage vor dem Treffen bekannt wurde. Die dadurch hervorgerufenen Ärgernisse und Probleme wurden durch die Organisatoren, Lm. Schmidtke und Frau Klink, hervorragend gemeistert. S. Czygan /sfm

Eine hochkarätige Gästeliste: Dr. Heinrich Mathée, Siegbert Nadolny, Waclaw Olszewski und Irmgard Goldmann (v. l.) Fotos (4): Kreisgemeinschaft Treuburg


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