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05.08.06 / Wendepunkt im Libanon-Krieg / Israel demonstriert Härte - und verliert Unterstützung in aller Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / 05. August 2006

Wendepunkt im Libanon-Krieg
Israel demonstriert Härte - und verliert Unterstützung in aller Welt
von Klaus Apfelbaum

Kriege lassen sich nicht vorausplanen mit der Präzision, mit der Marketing-Kampagnen etwa zur Einführung eines neuen Autos vorbereitet werden. Eine Kalkulation um Leben und Tod verbietet sich.

Der Versuch Israels, sich mit demonstrativer Härte gegen die Terrorangriffe der libanesischen Hisbollah zur Wehr zu setzen, hat das Grauen im Nahen Osten nur verschlimmert. Jerusalem steht unter der Anklage der entsetzlichen Bilder, die aus dem libanesischen Bergdorf Kana kommen: Mehr als 60 Todesopfer durch einen Luftangriff, darunter besonders viele Kinder.

Die israelische Armee wird ihren Feldzug gegen die Hisbollah auf internationalen Druck deutlich einschränken müssen.

Daß seine Militärstrategie äußerst gewagt ist, darauf hätte Israel vorbereitet sein müssen. Luftangriffe sind nur sehr bedingt geeignet, die Stellungen und Waffenlager der Hisbollah auszuschalten. "Ich kenne keine Armee dieser Welt, die eine Terror-Gruppe einzig aus 10000 Meter Höhe schlagen kann", hatte der israelische Militärexperte Ephraim Sneh gewarnt. Und selbst die Militärs hatten nach Medienberichten insgeheim zugegeben, daß Luftangriffe wenig zielführend seien - der Geheimdienst wisse zu wenig über die Stellungen der Hisbollah. Nur Bodentruppen könnten diese Verstecke finden und zerstören.

Auch die grausame Kriegslist des Gegners hatten die israelischen Militärs falsch eingeschätzt. Vieles spricht dafür, daß nach den Vorwarnungen an die Bevölkerung der kleine Ort völlig geräumt schien - die Luftüberwachung konnte auf den Straßen weder Menschen noch Fahrzeuge entdecken, alle hatten die Stadt offenkundig verlassen, nur die Raketenwerfer der Hisbollah waren noch bemannt.

Daß in dem Keller des später angegriffenen und zerstörten Hauses diejenigen versteckt worden waren, die kein Auto besaßen oder die Flucht nicht bezahlen konnten, das gaben die Aufklärerbilder nicht her.

Jetzt muß Jerusalem langsam erkennen, wie seine Kriegsstrategie scheitert. Der harte Militärschlag gegen die Hisbollah sollte weltweit Aufsehen erregen und internationales Engagement zur Lösung der explosiven Lage in Nahost erzwingen. Jetzt muß Israel registrieren, wie schnell das Land seine Freunde und Unterstützer in aller Welt verlieren kann. (Siehe auch Seite 8.)


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